Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

VOLKACH: Herrin über die Schatzkammer

VOLKACH

Herrin über die Schatzkammer

    • |
    • |
    Christina Gehring ist als Kämmerin der VG Volkach unter anderem für die Finanzen der Stadt Volkach sowie der Gemeinden Nordheim und Sommerach zuständig. Für sie geht es dabei um weit mehr als nur um Zahlen. „Hinter jeder Zahl steht ja eine Maßnahme.“
    Christina Gehring ist als Kämmerin der VG Volkach unter anderem für die Finanzen der Stadt Volkach sowie der Gemeinden Nordheim und Sommerach zuständig. Für sie geht es dabei um weit mehr als nur um Zahlen. „Hinter jeder Zahl steht ja eine Maßnahme.“ Foto: Foto: Katja Eden

    Volkach Zahlen, Zahlen, Zahlen: In vielen Gemeinden laufen in den ersten Monaten des Jahres die Haushaltsberatungen. Das hört sich nach einer trockenen Angelegenheit an, ist aber mit die wichtigste im kommunalen Geschehen. Christina Gehring, Kämmerin der Verwaltungsgemeinschaft Volkach, gibt Einblick in die Arbeit eines „städtischen Schatzmeisters“.

    Frage: Sie sind Kämmerin der Stadt Volkach und der VG. Was ist Ihr Aufgabengebiet?

    Christina Gehring: Ich bin so etwas wie eine Schatzmeisterin. Daher kommt der Begriff Kämmerer auch: Das war derjenige, der für die Schatzkammer zuständig war. Heute geht es um die Finanzen insgesamt. Das ist ein breit gefächertes Thema in der Verwaltung.

    Da fällt einem sofort der Haushaltsplan ein. Da geht es um viel Geld, oder?

    Gehring: Das kommt darauf an. Ich kümmere mich unter anderem um neun Haushalte – von der Bürgerspitalstiftung Volkach über zwei Schulverbände bis hin zu den drei Mitgliedsgemeinden der VG, also Volkach, Nordheim und Sommerach. Die Größe variiert natürlich – der Haushalt der Bürgerspitalstiftung hat ein Volumen von 1000 Euro, beim Haushalt der Stadt Volkach waren es im vergangenen Jahr etwa 25 Millionen. Zu den Aufgabengebieten der Finanzverwaltung gehören auch Vermögensmanagement mit Grundstücksan- und verkäufen, das Schuldenmanagement, bei uns noch das Versicherungswesen und die Verwaltung der Fähren.

    Ist jeder einzelne Stift im Rathaus im Haushaltsplan enthalten?

    Gehring: Im Prinzip schon, aber nicht als einzelner Betrag. Der Stift gehört zum Bürobedarf, wie alles andere, was in den Büros einer Verwaltung zum Arbeiten gebraucht wird.

    Was sind die größten Ausgabeposten? Ich vermute mal, das Personal?

    Gehring: Das Personal gehört zu den laufenden Kosten, so wie Strom, Wasser, Gas und ähnliches. Die wirklich großen Beträge fallen für Investitionen an. Der Stadtrat und die anderen Gremien legen die Investitionen fest. Das erstreckt sich von der Ausstattung eines Büros bis hin zur Sanierung öffentlicher Einrichtungen, zum Beispiel Kläranlagen, Kindergärten, Feuerwehrhäuser.

    Stehen solche Millionenprojekte bei Ihnen derzeit an?

    Gehring: Ja, die Kindergärten. Das sind Pflichtaufgaben einer Kommune. In Sommerach und Obervolkach werden die Einrichtungen erweitert, in Nordheim wird ein neuer Kindergarten gebaut, für 5,7 Millionen Euro. Um die Dimension zu verdeutlichen, die das Großprojekt für die Gemeinde hat: Das Volumen des Haushalts 2021 beträgt in Nordheim gerade mal 6,4 Millionen Euro.

    Damit Geld ausgegeben werden kann, braucht es Einnahmen. Woher kommen die?

    Gehring: Größte Einnahmeposten sind die laufenden Benutzungsgebühren, für Wasser und Abwasser, Kindergarten, Friedhof oder Wohnmobilstellplatz zum Beispiel. Dann natürlich die Gemeindesteuern, also die Grundsteuer und die Gewerbesteuer, sowie Mieten und Pachten.

    Das reicht aber sicher nicht, um ein Millionenprojekt zu stemmen.

    Gehring: Bei Großinvestitionen unterstützt der Freistaat Bayern über Zuweisungen und Zuschüsse. Und wenn die Einnahmen zur Finanzierung nicht ausreichen, kann auf die Rücklagen zurückgegriffen werden.

    Wie viel hat eine Gemeinde denn so auf der hohen Kante?

    Gehring: Das ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden.

    Konkreter: Wie sieht es in Volkach aus? Die Stadt ist ja nicht gerade finanzstark, hat keine hohen Gewerbesteuereinnahmen.

    Gehring: Wir haben in den letzten Jahren ordentlich gespart. 2021 haben wir noch etwa vier Millionen Euro Rücklagen, wenn man die 1,5 Millionen Euro abzieht, die laut Haushaltsplan für 2020 entnommen werden. Der ist noch nicht abgerechnet.

    Müssen Sie Schulden machen, um die Ausgaben zu decken?

    Gehring: 2020 musste die Stadt Volkach keine Schulden aufnehmen. Der Haushaltsplan für 2021 ist noch nicht verabschiedet.

    Aber Sie arbeiten schon daran?

    Gehring: Natürlich. Anfang Oktober bitte ich die einzelnen Dienststellen und Sachgebiete, mir ihren Bedarf an Mitteln zu nennen. Im nächsten Schritt werden die Zahlen zusammengeführt und die benötigten Einnahmen gegenübergestellt. Bei den Haushaltsberatungen in den Gremien präsentiere ich diese Zahlen und erkläre sie. Im Zuge der Beratungen müssen manche Projekte verkleinert, verschoben oder ganz gestrichen werden. In solchen Situationen ist es für mich wichtig, sachlich und konstruktiv zu vermitteln und zur Entscheidungsfindung beizutragen. In einer weiteren Sitzung erfolgt der Satzungsbeschluss für den Haushalt, der ans Landratsamt übermittelt wird. Gibt die Behörde grünes Licht, wird der Haushalt öffentlich bekannt gemacht.

    Was, wenn die Ausgaben danach gravierend steigen?

    Gehring: Bei gravierenden Änderungen ist ein Nachtragshaushalt erforderlich. Es ist aber ein begrenzter Spielraum vorhanden.

    Passiert es denn, dass Kosten explodieren?

    Gehring: Ab und an passiert es schon, dass ganz andere Beträge herauskommen, als ursprünglich gedacht war. Wenn sich gesetzliche Auflagen ändern, zum Beispiel, oder wenn bei einer Baumaßnahme Altlasten auftreten. Dann muss an anderer Stelle gespart werden, um diese Kosten zu decken. Wir halten auch unterm Jahr immer Kontakt mit allen Sachgebieten und machen darauf aufmerksam, wenn wir merken, dass die Ausgaben an die Grenze dessen kommen, was uns für die Haushaltsplanung angegeben wird.

    Wenn etwas viel teurer wird, stellt sich ja gern die Schuldfrage. Wer ist denn schuld, wenn ein Haushaltsansatz gar nicht passt?

    Gehring: Eine gute Frage (lacht). Die Kämmerei nicht. Wir können die Ausgaben ja nicht beeinflussen. Unser Job ist es zu schauen, dass alle Ausgaben durch Einnahmen gedeckt sind.

    Corona macht das Aufstellen eines Haushalts nicht einfacher. Die Ausgaben steigen, die Gewerbesteuereinnahmen können deutlich schwanken. Planen Sie “Pi mal Daumen”?

    Gehring: Eine Planung “Pi mal Daumen” wäre riskant. Die Kämmerei muss die Gesamtwirtschaftslage sowohl in der Region als auch deutschlandweit im Blick haben. Die aktuelle Situation der Gewerbetreibenden wird stetig analysiert.

    Wie planen Sie dann?

    Gehring: Wir wissen, dass wir Mehrausgaben durch die Pandemie haben. Zum Schutz der Bürger und Mitarbeiter muss ausreichend Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Masken, Schutzvorrichtungen etc. bereitgestellt werden. Die Kosten dafür haben sich 2020 im sechsstelligen Bereich bewegt. Zugleich fallen wegen der Schließung einiger Einrichtungen wie Hallenbad, Bücherei und Museum Einnahmen weg, aber die Fixkosten müssen geleistet werden. Trotzdem planen wir den Haushalt 2021 vorsichtig optimistisch.

    Sie haben den ganzen Tag mit Zahlen zu tun. Für manchen eine schreckliche Vorstellung.

    Gehring: Meine Arbeit ist eine Arbeit für die Bürger der VG, denn hinter jeder Zahl steht ja eine Maßnahme. Ich freue mich, wenn eine Straße saniert oder ein Kindergarten fertig gebaut ist. Am Ende kommt immer etwas Positives raus.

    Zur Person Christina Gehring ist seit September 2019 Kämmerin der Verwaltungsgemeinschaft Volkach. Zuvor hat sie von 2008 bis 2011 eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der VG durchlaufen und sich anschließend zur Verwaltungsfachwirtin fortgebildet. Von 2007 bis 2010 war sie Fahrer Weinprinzessin. Die heute 31-Jährige wohnt in der Altstadt von Volkach. (len)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden