Wenn Gaby Elsner mit ihrer Hündin Stöpsel Gassi geht, sorgen die beiden für Aufsehen. Die kurzen Beine der Hundedame verschwinden komplett unter dem üppigen Haarkleid, so dass es beim Laufen fast aussieht, als würde sie über den Asphalt schweben. Lange weiße Haare verdecken auch Stirn und Augen, und der niedrige, langgestreckte Körper - der Rumpf ist viermal so lang wie hoch - erinnert an einen Dackel. Stöpsel ist ein Skye-Terrier und gehört damit einer Rasse an, die ausgesprochen selten und zumindest in Deutschland weitgehend unbekannt ist.
Klar, dass Gaby Elsner richtig stolz ist, dass ihre Stöpsel bei ihrem ersten Wurf Anfang September gleich sieben Hundebabies zur Welt brachte: "Mit so vielen hätte ich nie gerechnet", sagt die Albertshöfer Hobbyzüchterin. Ausgelassen tollen die Kleinen nun über ihre perfekt ausgestattete Spielwiese im Elsnerschen Garten. Wenn Besuch kommt, stürmen sie schwanzwedelnd zum Tor, neugierig wie kleine Kinder. Und die Mama wedelt genauso mit dem Schwanz. Eifersüchtig über die Jungen zu wachen, ist nicht ihre Sache.
"Diese Hunde sind enorm ausdrucksstark"
Gabi Elsner Frauchen und Züchterin
Seit 1987 züchten Gaby Elsner und ihr Mann Falko Hunde, bislang aber ausschließlich Briards, französische Hirtenhunde. Tragischer Auslöser für die vierbeinige Leidenschaft war 1983 ein schwerer Unfall beim Grillen. Als eine Spiritusflasche umstürzte und Feuer fing, erlitt Gaby Elsner schwere Verbrennungen. Die junge Frau verlor jeglichen Spaß am Leben. Um sie aufzuheitern, schenkte Falko ihr einen Briard. "Den Hund haben meine Verletzungen nicht gekümmert", erinnert sich Gaby Elsner. Er liebte seine Besitzerin treu und bedingungslos. Mit der Tierliebe kam auch der Lebensmut zurück.
Inzwischen haben die Elsners ihr ganzes Leben umgekrempelt: "Wir leben für die Hunde", sagt Gaby Elsner. In ihrem Häuschen im Neuen Flurweg gibt es, neben fünf ausgewachsenen Hunden und den sieben Welpen, Hunde aus Porzellan, Glas und Keramik, unzählige Fotos von großen und kleinen Hunden und Hunderte von Pokalen, die die Elsners im Lauf der Jahre bei Hundeausstellungen gewonnen haben. Die Briard-Zucht ist ausgesprochen erfolgreich.
Von einem Foto im Esszimmer grinst "Superstar" Daniel Küblböck: "Für die beste Hunde-Mami" hat der Promi als Widmung daneben geschrieben. Wenn Gaby Elsner eifrig gestikulierend davon erzählt, wie souverän Hündin Stöpsel ihre erste Geburt gemeistert hat, beginnen die langen goldenen Ohrringe mit Hundemotiv heftig an den Ohren zu baumeln. Und noch heftiger baumeln die Ohrringe, wenn sie daran denkt, dass sie sich früher oder später von den kleinen Welpen trennen muss: "Das kostet mich jedes Mal Tränen ohne Ende. Jeder Hund nimmt ein Stück Herz mit. Aber wenn das nicht so wäre, würde ich aufhören zu züchten." Vier Welpen sind schon vergeben. Und einen will Gaby Elsner auf jeden Fall selbst behalten.
Die seltenen Skye-Terrier sind Gaby Elsners neue Passion. Als sie bei einer Austellung in Luxemburg zum ersten Mal einen Skye-Terrier sah, war sie restlos begeistert: "Wie ein Briard, nur mit viel kürzeren Beinen." Während Spötter die Skyes als Schoßhündchen verspotten, sind ihre glühenden Verehrer wie Gaby Elsner überzeugt: "Diese Hunde sind enorm ausdrucksstark." Um einen Welpen aufzutreiben, fuhren sie und ihr Mann vor zwei Jahren quer durch Deutschland.
Für Gaby Elsner sind die Skyes durchaus himmlische Hunde, obwohl ihr Name mit dem englischen Wort "Sky" für Himmel gar nichts zu tun hat. Die Rasse, die zu den ältesten Terrier-Rassen zählt, ist nach der Insel Skye vor der Küste Schottlands benannt, von wo diese Hunde stammen. Im 19. Jahrhundert waren Skye-Terrier regelrechte Modehunde beim britischen Hochadel. Auch Queen Victoria soll Sky-Terrier gezüchtet haben.
Gaby Elsner hat keinen Liebling unter den sieben kleinen Terriern, die allesamt ausgefallene Namen mit A tragen, von Abraham Lincoln bis Anthony Hopkins: "Das ist wie bei Kindern, die liebt man alle gleich."