Saft aus eigenen Äpfeln, das hat was, finden viele Bürger auch im Landkreis Kitzingen. An drei Stellen, beim Obst- und Gartenbauverein in Kleinlangheim, bei Annette Drescher in Eichfeld und bei Ludwig Albert in Wiesentheid, können Fruchtsaft-Freunde ihre Äpfel abliefern, pressen und abfüllen lassen – und den Saft für den eigenen Bedarf mitnehmen.

Der Endspurt läuft derzeit bei allen drei Obstkeltern. Bis etwa Anfang November noch werden die Früchte angenommen, um daraus Saft zu machen. Es hat nicht nur für die Kitzingerin Sandra Stürmer etwas für sich, sein eigenes Obst so zu verwerten. "Da weiß man einfach, was man hat. Das schmeckt auch ganz anders als vom Supermarkt. Unsere eigenen Äpfel sind biologisch, wir haben sie erst gestern selbst gepflückt. Letztes Jahr gab es 150 Liter, die waren gleich weg", sagt sie, während sie in der Kelterhalle in Kleinlangheim kurz auf ihren Apfelsaft wartet.
"Der ist viel besser und man weiß, was drin ist."
Michael Zehnder aus Kleinlangheim über den eigenen Apfelsaft
Kurz darauf ist Michael Zehnder an der Reihe, der mit seinem Sohn Moritz und Opa Kurt die Äpfel aus den Säcken in die Presse leert und wenig später die Boxen mit den Fünf-Liter-Säcken Saft wieder einlädt. "Der ist viel besser und man weiß, was drin ist. Es ist zwar einiges an Arbeit, bis man es trinken kann, aber das machen wir gerne", sagt der Kleinlangheimer. Vor allem sein Sohn Moritz ist begeistert von dem Saft. 180 Liter hat die diesjährige Ernte ergeben, das reicht fürs Erste. Die Zehnders machen sich zufrieden auf den Heimweg.

Nicht nur in Kleinlangheim ist man zufrieden mit der diesjährigen Ausbeute. Dort, rechnet Vorstand Hans-Werner Stier, dürften es dieses Jahr an die 200 000 Liter werden, die aus der Presse gehen. Viel mehr als vergangenes Jahr, da fiel die Ernte eher bescheiden aus.
An diesem Samstag herrscht Hochbetrieb in der großen Anlage. Gut ein Dutzend Helfer hat der Verein im Einsatz, damit alles reibungslos läuft. Nach Voranmeldung müssen sich die Obstlieferanten beim Kommen nochmals eintragen, mit Namen, Adresse und so weiter, wegen der Corona-Vorschriften. Natürlich herrscht Maskenpflicht auf der gesamten Anlage.

Mit Stolz zeigt Stier, wie das Ganze läuft. Die Maschinen und Pressen sind auf dem neuesten Stand, die Helfer, die der Verein nach Mindestlohn auch bezahlt, machen das schon einige Jahre und kennen sich bestens aus. So nimmt etwa Hermine Weimann im Vorfeld die Anmeldungen entgegen und teilt das Personal ein, seit 22 Jahren bereits. Das sind Rentner, Berufstätige, Studenten, die auch mal zwölf Stunden am Stück im Einsatz sind. "Wir haben eine super Mannschaft. Wenn die Saison vorbei ist, machen wir auch mal ein Fest für alle, vorher ist dazu keine Zeit", sagt sie.
Sauberkeit ist das A und O, zwischendurch und vor allem abends wird gereinigt. Dass an den Maschinen alles in Ordnung ist und läuft, dafür sorgt Rainer Weimann. Er erklärt genau den Ablauf, die Presse, der Separator, bis hin zum Erhitzen und Abfüllen. Der Verein hat sich erst eine neue Anlage zum Abfüllen von Flachen angeschafft. Kosten: rund 8000 Euro, wie Vorsitzender Stier sagt. Mit der Zeit geht man auch, neuerdings kann man sogar mit der EC-Karte zahlen.
In der Regel sind es kleinere Mengen, die vorbeigebracht werden. Großkunden, einst oft Landwirte, die acht bis zehn Tonnen bringen, sind mittlerweile selten geworden, sagt Hans-Werner Stier. Aus der ganzen Umgebung, bis nach Würzburg, Ochsenfurt oder aus Oberfranken kämen Kunden zum Keltern.

Ab September beginnt auch für Annette Drescher im Volkacher Stadtteil Eichfeld die Saison. Ihr Vater kaufte 1956 eine Presse und begann das Geschäft mit der Obstkelterei. Sie hat einst den Beruf der Süßmosterin einst in Geißenheim gelernt und kennt das Geschäft aus dem Effeff. Früher, da habe es in nahezu jedem Ort eine Kelter gegeben, heute müsse man schon suchen. "Die reinen Mosttrinker, die es früher gab, sterben langsam aus. Aber die Leute, die Saft aus ihren eigenen Äpfeln wollen, werden in den letzten Jahren mehr", stellt sie fest.
"Es gab Zeiten, da haben wir bis zu 300 Tonnen Äpfel angenommen."
Süßmosterin Annette Drescher aus Eichfeld über vergangene Zeiten
Mit ihrer Tochter Ida Pflugbeil und deren Sohn Nicolas steht sie an der Packpresse, wo mit Holzrosten und einem Tuch dazwischen gearbeitet wird. Das sei aufwändiger, der Geschmack sei jedoch viel besser, meint Annette Drescher. Pro Presse sind es sechs Zentner Äpfel, die zerkleinert werden, was rund 200 Liter Saft ergibt.

Auch bei den Dreschers erhalten Kunden Saft aus den eigenen Früchten. Das meiste liefern die Eichfelder an eine große Kelterei in Bergrheinfeld, die zweimal die Woche zum Abholen kommt. Etwa 60 Tonnen Äpfel wurden dieses Jahr bereits angeliefert, das Doppelte wie im Vorjahr, sagt die Süßmosterin. "Es gab Zeiten, da haben wir bis zu 300 Tonnen Äpfel angenommen", erinnert sie sich. Auch sie hat Stammkunden, die seit vielen Jahren kommen.
Ludwig Albert in Wiesentheid geht es genauso. "Für meine Frau und mich ist es ein saisonbedingtes Hobby", sagt der 77-jährige frühere Landwirt. Er begann in den 90er Jahren, füllte anfangs in Flaschen ab. Schon 1996 stieg man auf die Plastikversion in Schachteln um, damals etwas Neues. Seine maschinelle Presse schafft eine Tonne in 50 Minuten. Die Abfüllanlage legt rund 850 Liter Saft pro Stunde in die Beutel. "Das Bag-in-Box wird immer mehr, das ist auch das Beste", sagt er zu dem System.

Bei den Alberts kann man das ganze Jahr über Saft kaufen. Denn zusätzlich zur Kelterei hat Ludwig Albert rund 230 Obstbäume, um die er sich kümmert und später ableert. Natürlich sei das Ganze zeitaufwändig, aber es mache ihm Spaß. "Man sieht sich jeden Herbst und ratscht ein wenig." Das gehört neben der Arbeit eben auch dazu.

Obstkeltereien und mobile Pressen im Landkreis Kitzingen und in angrenzenden GemeindenObst und Gartenbauverein Kleinlangheim: Die Kelterei ist je nach Saison von September bis Oktober geöffnet. Abgefüllt wird ausschließlich in Bag-in-Box-Systemen. Man erhält den Saft aus seinem eigenen Obst. Gepresst werden Äpfel und Birnen, auf Nachfrage auch Quitten. Anmeldung: Familie Weinmann, Tel. (09325) 6857.Kelterei Albert in Wiesentheid: Die Kelterei hat meist von September bis Oktober geöffnet. Abgefüllt wird ausschließlich in Bag-in-Box oder als Süßmost direkt ins Fass. Man erhält Saft aus seinem eigenen Obst. Gepresst werden Äpfel, Birnen und Quitten. Kontakt: Tel. (09383) 899.Kelterei Drescher in Eichfeld: Für das angelieferte Obst erhalten Kunden Warengutscheine, die sie im angegliederten Getränkemarkt einlösen können. Wer seinen eigenen Saft möchte, kann diesen an bestimmten Terminen in Bag-in-Box abfüllen lassen. Kontakt: Tel. (09381) 6743.Früchteverwertung Wald in Unterpleichfeld: Die Kelterei nimmt eigene Früchte an, die auch in Glasflaschen abgefüllt werden, aber auch in Bag-in-Box. Alternativ werden Wertgutscheine für die gesamte Produktpalette ausgegeben. Gepresst werden Äpfel, Johannisbeeren, Sauerkirschen, Quitten, Birnen und Karotten. Kontakt: Tel. (09367) 8607, E-Mail: info@fruechteverwertung-wald.de.Kelterei Karls Säfte in Ochsenfurt: In der Kelterei können eigene Früchte angeliefert werden, gegen Warengutscheine für das Fruchtsäfte-Angebot der Kelterei. Gepresst werden alle heimischen Früchte und Beeren, auch Zwetschgen. Kontakt: Tel. (09344) 238, E-Mail: Karls-saefte@t-online.de.Kelterei Georg Heim in Scheinfeld: Die Kelterei nimmt eigene Früchte an. Kunden erhalten dafür Warengutscheine fürs Säfteangebot der Kelterei. Lohnabfüllungen werden ab 1000 Liter in Glas oder Bag-in-Box angeboten (Heiß- oder Kaltfüllung, bei Wein auch mit Kohlensäure). Im Lohnverfahren können auch Essige ausgebaut werden. Georg Heim ist Partner der Streuobstinitiative EinHeimischer aus Burgbernheim. Kontakt: Tel. (09162) 215, E-Mail: info@georgheim-gmbh.de.Mosterei Seuferling in Schlüsselfeld: Es werden Äpfel, Birnen und Quitten gepresst, für den eigenen Saft in Bag-in-Box oder gegen Warengutscheine für Mischsäfte aus dem Hofladen. Kontakt: Tel. (09552) 931437, E-Mail: Gerhard.seuferling@gmail.com.Mobile Kelterei Horst Hupp aus Ergersheim: Bei ausreichender Menge bzw. Sammelpressung kommt Horst Hupp mit der Obstpresse in die Gemeinde oder auf den eigenen Hof. Gepresst werden Äpfel und Birnen. Abgefüllt wird eigener Saft in Bag-in-Box oder kühl abgefüllt als Most. Kontakt: Tel. (09847) 1882, E-Mail: info@erdapfel.de.Mobile Kelterei Schneider aus Frankenwinheim: Es werden vor allem Äpfel und Birnen verarbeitet und in Bag-in-Box abgefüllt. Ein Umkreis von rund 30 Kilometern wird abgedeckt, bei größeren Mengen auch weitere Entfernungen. Presstermine per Telefon. Kontakt: Tel. (09382) 2590865, E-Mail: rischmaundrest@t-online.de.Quelle: Landratsamt Kitzingen