Der geplante Hotel-Neubau in der Schrannenstraße in Kitzingen erregt nicht nur die Vereine, die dafür ihr Domizil im Bürgerzentrum zum Jahresende räumen sollen. Auch Kitzinger Hoteliers wehren sich, wie am Dienstagnachmittag während eines Treffens mit Vertretern des Dachvereins Bürgerzentrums deutlich wurde. Im Namen des Vereins hatte Renate Fabian drei Hoteliers eingeladen.
Lothar Schenk vom Esbach Hof (32 Zimmer), Peter Hofknecht vom Bayerischen Hof (30) und Alexander Schneider vom Deutschen Haus (21) stehen als Vertreter für die alteingesessenen Hotels in Kitzingen. Sie bezweifeln, ob es in Kitzingen den Bedarf für ein Hotel mit 56 Zimmern gibt. Schneider befürchtet, dass "zu schnell zu viele Zimmer auf den Markt geworfen werden". Auch weil am Richthofen Circle ein Hotelbau entstehen soll. Am Ende, orakeln alle drei, bleiben bestehende Hotels auf der Strecke.

Hotelier Schenk fühlt sich vom OB im Stich gelassen
Hofknecht hätte von der Stadt erwartet, dass diese die Hotellerie vor Ort stärkt, "statt ihr etwas Neues vor die Tür zu setzen". Zudem bezeichnet er das Tourismuskonzept in Kitzingen als "total unüberlegt" – dort müsste erst einmal verbessert und dann über neue Hotelbetten gesprochen werden. Schenk fühlt sich als Hotelier nicht nur von Oberbürgermeister Siegfried Müller, sondern auch von dessen Vorgängern im Stich gelassen.
Nun ist es so, dass ein Investor, Wolfgang Rosentritt, das Hotel bauen und an einen Betreiber verpachten möchte. Der Stadtrat hat im Juli 2017 dem Projekt mehrheitlich zugestimmt. Vor einem Jahr, im Herbst 2018, hat OB Müller den Beschluss in einem Brief an die Betreiber der alteingesessenen Hotels mit steigenden Touristen- und Übernachtungszahlen begründet. So nahmen diese von 40 213 im Jahr 2015 auf 57 318 im Jahr 2017 zu. In ganz Weinfranken wuchs die Zahl der Übernachtungen laut Landesamt für Statistik von 2012 bis 2017 um fast 14 Prozent auf 3,1 Millionen.
Neues Tourismuskonzept ist in Arbeit
Dies sind laut Claudia Biebl, Pressesprecherin der Stadt, die aktuellsten Zahlen. In Kitzingen verweise man "massenhaft" Touristen auf Hotels im Umland, weil Kapazitäten fehlten, nicht nur in der Hauptsaison. Ein ausgereiftes Tourismuskonzept, gibt Biebl zu, fehlt, werde jedoch kommendes Jahr in Angriff genommen.
Laut OB Müller beklagen auch örtliche Unternehmen, dass sie Betten außerhalb buchen müssten. Eine Nachfrage bei Franken Guss bestätigt dies. Dort heißt es, in Kitzingen fehlten Hotelkapazitäten. Zudem passt laut Franken Guss in manchen Häusern das Preis-Leistung-Verhältnis nicht. Wenn das Unternehmen 15 Zimmer auf einmal benötigt, dann weicht Franken Guss auf Würzburg aus. Ein zusätzliches Hotel in Kitzingen sei daher "keine schlechte Idee". Auch Leoni bestätigt Engpässe bei Hotelbetten in Kitzingen, zumindest in Stoßzeiten.

Auch Marco Anderlik, Präsident des Fastnacht-Verbands Franken, schildert ähnliche Probleme. Wenn die neue Fastnachtakademie Übernachtungsplätze für Besucher sucht, "dann klappern wir alle Hotels ab". Kommenden Mai wird es an zwei Wochenenden in Kitzingen einen Konvent mit Vertretern von sieben Fastnacht-Landesverbänden geben. Dafür brauche man 60 bis 70 Betten. – Diese, wie gewünscht, in einem Hotel zu bekommen, funktioniere in Kitzingen nicht, so Anderlik. Von März bis Oktober habe die Akademie 160 Übernachtungen gebucht.
OB Müller: Investor erhielt keine Vorzugsbehandlung
Eine Vorzugsbehandlung des Hotel-Investors, wie von den eingesessenen Familienbetrieben behauptet, weist OB Müller zurück. Den Wert der an Rosentritt verkauften Häuser in der Schrannenstraße habe ein Gutachter ermittelt. Parkplätze für Hotelgäste, die direkt am Standort nicht vorgeschrieben sind, müsse der Investor an anderer Stelle zukaufen.
Weil der Investor den Pächter des Hotels derzeit nicht nennen möchte, bezweifeln die drei Kitzinger Hoteliers im Gespräch, dass es ihn überhaupt gibt. Überhaupt sei das baulich kompliziert umzusetzende Projekt in denkmalgeschützten Gebäuden kaum wirtschaftlich vertretbar, meinen sie.
Auch Fabian hofft auf eine Verteuerung des Baus, damit dieser noch scheitert. Zudem möchte der Verein den Verkauf der Schrannenstraße 35 bekanntlich per Bürgerantrag stoppen; für diesen sammelt er gerade Unterschriften. Doch ihr ist klar: "Wir stehen mit dem Rücken an der Wand." Wenn ihr Domizil verkauft wird – was dann soweit ist, wenn der Investor seine Baupläne einreicht –, dann existiert das Bürgerzentrum ab Jahresende nicht mehr.