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Iphofen: Hunderte Bewerbungen: Wie Iphofen den Kampf ums Wohnen moderiert

Iphofen

Hunderte Bewerbungen: Wie Iphofen den Kampf ums Wohnen moderiert

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    Der Blick vom neuen Iphöfer Baugebiet Ost IV geht Richtung Altstadt. Knapp 30 Bauplätze sollen dort auf der grünen Wiese geschaffen werden.
    Der Blick vom neuen Iphöfer Baugebiet Ost IV geht Richtung Altstadt. Knapp 30 Bauplätze sollen dort auf der grünen Wiese geschaffen werden. Foto: Eike Lenz

    Man kann sich die Situation auf dem Iphöfer Grundstücksmarkt wie einen Besuch in einem angesagten Restaurant vorstellen. Jeder will hinein, aber immer wenn man dort ankommt, sind schon alle Plätze belegt. Hartnäckig lassen sich die Gäste dann auf eine Reservierungsliste setzen – in der Hoffnung, eines Tages doch noch einen Platz zu ergattern. Emma Weigand hat in dieser Geschichte den undankbaren Posten der Türsteherin: Sie muss die Gäste höflich abweisen und vertrösten. „Nicht zufriedenstellend“ sei die Situation, aber was soll sie machen? Sie kann ja nichts dafür.

    Demnächst sollen im Osten Iphofens knapp 30 neue Bauplätze entstehen. Die Stadt schafft gerade die Vorarbeiten, quält sich über bürokratische Hürden, zwängt sich durch das Dickicht von Vorschriften. Im Herbst 2018 tauchte das neue Baugebiet an der Einersheimer Straße erstmals im Flächennutzungsplan auf, ein Jahr später hieß es – noch unter dem vormaligen Bürgermeister Josef Mend –, im Frühjahr 2021 könne dort gebaut werden.

    Jetzt ist es Herbst geworden, und im Bauausschuss wurden am Dienstagabend zum zweiten Mal die Einwände von Ämtern, Behörden und Unternehmen verhandelt, ein Prozess, den das Gesetz vor der Aufstellung jedes Bebauungsplans vorschreibt. Wie denn der weitere Zeitplan sei, wollte Stadtrat Norbert Melber in der Sitzung wissen. Die Frage blieb offen. Jetzt geht der Entwurf des Bebauungsplans ans Landratsamt – „idealerweise“, so Bürgermeister Dieter Lenzer, erreiche er Anfang Dezember Rechtskraft.

    Frühestens im Sommer 2022 kann gebaut werden

    Bis die Grundstücke baureif sind, wird es Sommer 2022 werden – mindestens. Und bei Emma Weigand in Zimmer OG 05 des Iphöfer Dienstleistungszentrums wird weiter beharrlich das Telefon klingeln. Täglich kämen Nachfragen nach Bauplätzen, und dies nicht erst seit gestern. Will man von ihr wissen, wie hoch der Berg an Bewerbungen mittlerweile sei, sagt sie: „Sehr hoch.“ Wie hoch genau? Weigand lässt sich ungern auf eine genaue Zahl festlegen, aber nach beharrlichem Nachfragen, nennt sie dann doch eine. Es gebe „mehrere hundert Bewerbungen“, akribisch erfasst auf einer Reservierungsliste, die – geduldig wie Papier nun mal ist – in irgendeiner Schublade schlummert und von Tag zu Tag länger wird.

    Man muss sich das vorstellen: mehrere hundert Nachfragen! Wie will, wie soll eine Kleinstadt diesen Boom jemals bewältigen? Iphofen hat viele seiner Möglichkeiten ausgereizt, große Baugebiete wie das Hündlein im Norden, wo Anfang des Jahrtausends etwa 160 Baurechte geschaffen wurden, sind kaum noch möglich – weder räumlich noch politisch. Immer noch verschwinden in Deutschland jeden Tag fast 60 Hektar Natur unter Wohnsiedlungen, Gewerbegebieten oder Straßen. Erst dieser Tage hat Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) das Ziel der Staatsregierung bekräftigt, den Flächenverbrauch zu reduzieren.

    Was das für die Entwicklung neuer Baugebiete und die Expansion von Kommunen bedeutet, ist vielerorts noch gar nicht absehbar. Es gibt Gemeinden – auch im hiesigen Landkreis –, die keine neuen Neubauflächen mehr ausweisen, sondern voll auf die Entwicklung ihrer Altorte setzen wollen.

    Wie sollen die wenigen Grundstücke verteilt werden?

    In Iphofen geht man derzeit noch beide Wege. Die Altstadtsanierung genießt dort schon immer hohen Stellenwert, gleichzeitig kann und will man auf Zuzug nicht verzichten. Emma Weigand in der Stadtverwaltung weiß aus regelmäßigen Gesprächen, dass unter den Bauwerbern auch viele Auswärtige sind, die Verbindungen nach Unterfranken haben – sei es persönlich oder beruflich – und die in Iphofen sesshaft werden wollen. Mehr als sie auf die berühmte Warteliste zu setzen kann die Mitarbeiterin der Liegenschaftsverwaltung aber in der Regel nicht für sie tun. Wie die etwa 30 Grundstücke entlang der Einersheimer Straße an den Mann und die Frau gebracht werden sollen, ist die nächste spannende Frage. Laut Weigand hat man sich im Iphöfer Rathaus damit noch gar nicht endgültig befasst.

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