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WIESENTHEID/CASTELL: Im frisch lackierten Traktor auf große Fahrt

WIESENTHEID/CASTELL

Im frisch lackierten Traktor auf große Fahrt

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    Gut vorbereitet: Wie seine Freunde auch hat Herbert Volk aus Wiebelsberg seinen Oldtimertraktor in den vergangenen Monaten für die weite Fahrt nach Köln fit gemacht.
    Gut vorbereitet: Wie seine Freunde auch hat Herbert Volk aus Wiebelsberg seinen Oldtimertraktor in den vergangenen Monaten für die weite Fahrt nach Köln fit gemacht. Foto: Foto: Matthias Beck

    Bis an den Rhein fahren Herbert Volk und seine Freunde aus dem Raum Gerolzhofen, Wiesentheid und Castell mit ihren um die 50 Jahre alten Schleppern. Im Gepäck haben sie nicht nur Werkzeug und Ersatzteile, sondern auch fränkische Spezialitäten.

    Wenn man aus unserer Region in den Urlaub startet, erscheint die Gegend um die Rheinmetropole Köln ein sehr nahes Reiseziel zu sein. Die Perspektive ändert sich aber, sobald das Reisegefährt das Tempo auf deutschen Autobahnen nicht mithalten kann und selbst bei Vollgas beim besten Willen nicht in der Lage ist, Geschwindigkeitsbegrenzungen zu übertreten.

    Also mit einem alten Traktor. Herbert Volk aus Wiebelsberg, Paul und Jürgen Schlereth aus Wiesentheid, Wolfgang Klein aus Castell, Rudi Berndt aus Krettenbach bei Oberscheinfeld und Albert Melber aus Grettstadt sind mit ihren Bulldogs derzeit auf Tour. Und dass es nicht irgendwelche Schlepper sind, sondern Oldtimertraktoren, verschafft der Fahrt zusätzliche Reize und Herausforderungen.

    Seit etwa zehn Jahren beschäftigen sich die sechs Freunde von Oldtimertraktoren intensiv mit ihren Schmuckstücken. Kennengelernt haben sie sich in den vergangenen sieben Jahren bei jenen Treffen für historische Landmaschinen, die zum Fachsimpeln über die gezeigten Schlepper einladen.

    Solche Oldtimertraktoren-Treffen gab es im Landkreis Schweinfurt früher kaum. Aber aus anderen Gegenden hatte man davon gehört, erinnert sich Herbert Volk. Und alte Landmaschinen standen ja auch zu Hause auf dem Hof. Man informierte sich über die Traktoren der Gegend, man vertiefte sein Wissen und letztlich veranstaltete man eigene Treffen. So zum Beispiel jenes Oldtimer-traktorentreffen, das alljährlich das Speierlingsfest in Wiebelsberg begleitet.

    Des Öfteren fahren die Freunde auch mal zu 100 Kilometer entfernten Treffen. Aber eine Tour in die Gegend um Köln – immerhin mehr als 350 Kilometer – haben sie mit ihren Traktoren noch nie gemacht. Die Idee dazu entstand bereits vor drei Jahren. Denn der Wiesentheider Paul Schlereth hat Cousins und Freunde in der Nähe der Rheinmetropole. Diese schlugen den Franken bei einer Vatertagstour im Spaß die jetzige Reise vor. Und heuer war der Moment gekommen, diese Idee tatsächlich zu verwirklichen.

    Mit Tempo 20 über die Landstraßen

    Gefahren wird ausschließlich auf Landstraßen, denn die Traktoren schaffen nur eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde. Los ging es vergangene Woche in Grettstadt. Zunächst wollten die sechs nach Norden in Richtung Fulda. Kurz vor der Bischofsstadt planten sie dann nach Westen ins Kinzigtal abzubiegen, da im hessischen Schlüchtern die erste Übernachtung geplant war. Am zweiten Tag sollte es weitergehen in Richtung Wetzlar. Die dritte Übernachtung ist irgendwo auf der Strecke zwischen Wetzlar und Bonn eingeplant.

    Übernachtet wird in Wohnwagen, die an den Schleppern hängen. Die Traktorenfreunde wollen vor Ort Landwirte fragen, ob sie ihre Maschinen über Nacht in deren Höfen abstellen können.

    Die vierte Übernachtung ist an der Endstation geplant, in der Gemeinde Weilerswist zwischen Bonn und Köln. Dort haben Schlereths Cousins und Freunde die kommenden Übernachtungen vorbereitet – in einem Wasserschloss in der Ortschaft Metternich. Fünf bis sechs Tage wollen die Freunde dort bleiben.

    Auf dem Programm steht dort unter anderem eine Fahrt nach Köln mit Dom- und Altstadtbesichtigung. Und auch ein Stück Franken soll gelebt werden. Denn es soll einen fränkischen Abend mit Spezialitäten der Region geben. Für den Rückweg plant man einen Abstecher nach Stadtlauringen ein, zum dortigen Dreschfest, das von einem Oldtimertraktoren-Treffen begleitet wird. Am Sonntag, 30. August, wollen die sechs Freunde abends wieder in Grettstadt sein, wenn alles nach Plan läuft.

    Wer eine solche Tour vorhat, muss ausgiebig planen. Die Vorbereitungen begannen bereits vor einem halben Jahr. Jeder der sechs Freunde hat seinen Schlepper auf die große Fahrt vorbereitet und soweit als möglich auf den neuesten Stand gebracht: Ölwechsel, Blinker und Lichtanlagen wurden überprüft und Reifen ersetzt. Achstrichter an den Reifen wurden abgedichtet, so dass kein Öl auf die Reifen laufen kann. Andernfalls könnte die Lagerung kaputt gehen, Getriebeöl könnte auslaufen und das Ganze wäre auch nicht gut für die Umwelt.

    Gesäubert, gefettet, geschmiert

    Paul Schlereth kaufte sich erst vor drei Wochen einen Oldtimertraktor und bereitete diesen trotz der kurzen Zeit auf die Tour vor. Herbert Volk und Albert Melber restaurierten ihre Traktoren vollständig. Bereits vor drei Jahren hatte Volk den Motor seines Traktors komplett überholt: Zur Restaurierung gehörten der Einbau eines gebrauchten Original-Anlassers, einer Lichtmaschine, einer Kurbelwelle, neuer Laufbuchsen, einer Batterie, neuer Kolben und sämtlicher Dichtungen, rund 20 an der Zahl. Hinzu kam noch eine neue Abschleppstange.

    Von Weihnachten bis Mai hat Volk seinen Traktor jetzt gesäubert, überprüft, gefettet, geschmiert und zusätzlich komplett neu lackiert. Auch einen Ölwechsel hat er vorgenommen. Volk fährt einen McCormick 324D, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Der Traktor befindet sich in der dritten Generation im Familienbesitz, seit dem 7. April 1961. Gebaut wurde er am 24. August 1960 in Neuß am Rhein. Paul Schlereth fährt einen Eicher „Tiger 2“ mit 32 PS (Baujahr 1967), Jürgen Schlereth einen Eicher „Tiger 1“ mit 25 PS (Baujahr 1959).

    Albert Melber lenkt einen Fendt Farmer 2D mit 28 PS (Baujahr 1962), Rudi Berndt einen Eicher Mammut mit 65 PS (Baujahr 1976). Wolfgang Klein fährt einen Porsche super Export mit 65 PS (Baujahr 1960).

    Nach Köln fahren die Freunde mit ihren sechs Traktoren in Kolonne. Fünf der Traktoren dienen dabei als Zugmaschinen für den Versorgungshänger und vier Wohnwagen, von denen einer ein Bauwagen ist. Mitgenommen werden Motoren- und Getriebeöle, Dieselkraftstoff, Ersatz-Lichtmaschinen, Batterien, Werkzeug, Sicherungen, Keilriemen und viele andere womöglich benötigte Ausrüstungsgegenstände.

    Im Fall einer Panne sind die Oldtimerfreunde also bestens ausgerüstet. Zudem sind sie alle erfahren, was Reparaturen ihrer Gefährte betrifft. Und sollte tatsächlich einmal ein Traktor nicht mehr flott gemacht werden können, verfügen die Traktoren über Abschleppstangen.

    Und auch gegen Regen sind die Fahrer der zwei nicht überdachten Oldtimer geschützt; allerdings nur mit wetterfester Regenkleidung.

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