Manche halten ein Museum immer noch für ein altes Gebäude, in dem nur verstaubte Gegenstände ausgestellt werden. Doch Museen gehen längst mit der Zeit, haben sich verändert und stehen allen Gesellschaftsschichten offen, auch Menschen mit einer Behinderung. Eines dieser Museen ist das Iphöfer Knauf-Museum, in dem Führungen für Blinde angeboten werden. Sehr zur Freude von Esther Schmitter aus Nürnberg. Die Erblindung der heute 39-Jährigen begann mit der Geburt. „Eine Gen-Erkrankung“, erklärt sie.
Vom Anfassen zur Vorstellung
Da sie aber großes Interesse an kulturellen Dingen hat, besucht sie gerne mit ihrer Mutter Carola Schmitter (Bayreuth) Museen. Sie war zum Beispiel schon im Diözesanmuseum in Würzburg oder in einem Museum in Dresden. In Iphofen erhielten sie und ihre Mutter von Marianne Greif eine besondere Führung durch die Relief-Sammlung des Knauf-Museums. Greif führte Schmitters Hand behutsam über die Strukturen etlicher Reliefs. „Durch das Anfassen und die exakte Beschreibung kann ich es mir vorstellen“, freute sich die 39-Jährige.
Barrierefrei in die Ausstellung
Seit einigen Jahren verstehen sich Museen nach den Worten des Museumsleiters Markus Mergenthaler nicht nur als Ort der kulturellen Bildung, sondern als Institution, in der alle Gesellschaftsschichten willkommen sind. An dem, was zu sehen ist, sollten alle teilhaben können. Unter den Stichwort Inklusion würden heute in modernen Museen alle Gruppierungen angesprochen.
Bedeutete Inklusion bis vor einigen Jahren noch Barrierefreiheit im technischen Sinn, die seit einigen Jahren laut Mergenthaler im Knauf-Museum Iphofen zu 90 Prozent gegeben ist, so erweitert sich der Begriff bis zum heutigen Tag stetig. Bei der Neuplanung von Museen und Ausstellungen und vor allem bei der Vermittlung von Inhalten fänden die Belange von Menschen mit Handicaps immer stärkere Berücksichtigung, erklärt der Museumsleiter. Inzwischen werde unter Inklusion auch die Ansprache und Einbeziehung all derjenigen verstanden, die derzeit nicht zum kulturnahen Publikum gehören, sagt der Museumsleiter.
Behindertengerechtes Konzept
Für das Museum und die Mitarbeiter in den Häusern trete die konkrete „Besucherorientierung“ immer mehr in den Vordergrund. Dies betreffe nicht alleine die Vermittlungs- und museumspädagogische Arbeit, sondern vor allem die Aktivität, Ausstellungen, Veranstaltungen sowie die Präsentation von Forschungsergebnissen.
Im Knauf-Museum beschäftigt man sich laut Mergenthaler seit Jahren mit diesem Thema. Nicht nur bei der Errichtung des Erweiterungsbaus (in den Jahren 2008 bis 2010) wurde unter dem Thema Inklusion ein behindertengerechtes Konzept erstellt, sondern auch in der Vermittlung von Inhalten und der Präsentation von Ausstellungen geht man neue Wege und versucht, den Gesichtspunkt bereits in der frühen Planung zu berücksichtigen.
Führungen für blinde Besucher können angefragt werden unter Tel. (0 93 23) 31 - 5 28 oder Durchwahl - 0; E-Mail: knauf-museum@knauf.de
Neue Sonderausstellung „Glück Auf! – Der Bergbau und das Weiße Gold“ heißt die neue Sonderausstellung im Iphöfer Knauf-Museum, die vom 26. März bis 18. Juni zu sehen ist. Nach Angaben des Museums ist es die weltweit umfangreichste Sammlung von künstlerisch gestaltetem Porzellan aus dem 18. Jahrhundert, die sich thematisch dem Bergbau widmet. Die Exponate entstammen der Achim und Beate Middelschulte-Stiftung Bochum und wurden im Lauf mehrerer Jahrzehnte von Bergassessor Achim Middelschulte als Zeichen der Verbundenheit mit seinem Beruf zusammengetragen. Das Knauf-Museum präsentiert in der Sonderausstellung rund 100 Exponate, die bislang nur im Deutschen Bergbau-Museum Bochum zu sehen waren. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr.