Da stehen dann doch einige Menschen Schlange vor dem Impfzentrum des Landkreises in den Kitzinger Marshall Heights an diesem Freitag kurz vor Mittag. Links stehen die mit, rechts die ohne Termin. Auch wenn es nach Warten aussieht, bis zur Mittagspause des Impfzentrums in wenigen Minuten ist der Stau der Wartenden abgebaut.
Warum aber überhaupt Wartende? Matthias Heckelt, Leiter Impfen und Abteilungsleiter Pandemie beim BRK Kitzingen, gibt Antwort: „Wir waren aufgefordert ein niederschwelliges Angebot für Impfwillige zu machen.“ Was heißt, jeder kann kommen, ob mit oder ohne Termin. Das wird sich aber ändern. Alleine an diesem Tag sind über 400 Impftermine vergeben, dazu sollen noch 150 Spritzen ohne Terminvergabe verabreicht werden. Und das hält auf. Denn wer einen Termin hat, der ist auch registriert, da müssen nicht noch lange Formulare ausgefüllt werden.

Dasselbe gilt für die Gemeinschaftspraxis von Dr. Matthias Hock und Dr. Tobias Freund in Kitzingen. An den ersten beiden Adventssamstagen legen die fünf Ärztinnen und Ärzte mit ihren acht Helferinnen Sonderschichten ein: Impfen der eigenen Patienten im Akkord nach Anmeldung statt Weihnachtsdeko lautet die Devise. Von Warteschlange keine Spur. Aber auch hier wäre der Bedarf deutlich höher als es Plätze gibt an den beiden Tagen. Und Impfstoff kam auch weniger als bestellt, berichtet Hock.
Hohe Belastung in der Praxis
Man versuche, die Leute zum Impfen zu bewegen, aber ständig kämen Querschläger, ärgert sich der Allgemeinmediziner. "Das ist das Politikversagen vom Sommer und jetzt fliegt uns alles um die Ohren." Doch trotz der hohen Belastung in der Praxis verweist er mehrfach auf die "viel dramatischere Lage in den Kliniken". Und Hock gibt zu: "Da ist schon viel Frustration dabei, nicht nur wegen der politischen Fehlentscheidungen, auch gegenüber Leuten, die sich nicht impfen lassen."

Die Zahl der Willigen allerdings bleibt hoch. Und deshalb lautet der Appell von BRK-Abteilungsleiter Heckelt: „Bitte einen Termin ausmachen!“ Und das am besten übers Internet, denn die Telefonleitungen sind oft überlastet. Im Netz kann sogar der Termin ausgesucht werden. Und dann werden auch die Wartezeiten kürzer. Wer derzeit ohne Termin ansteht, tut dies schon mal ein bis zwei Stunden. „Da wird der eine oder andere dann auch schon mal sauer“, hat Heckelt beobachtet. Zu größeren Problemen sei es aber bislang nicht gekommen. Dafür sorgt sicher auch die Security vor Ort: Alleine die Anwesenheit von Sicherheitsleuten senkt die Aggressionsschwelle.
Weniger Impfstoff als zugesagt
Was allerdings auch für das Kitzinger Impfzentrum problematisch ist: „Zur Zeit gibt es weniger Impfstoff als zugesagt“, so Heckelt. „Wir fahren auf Sicht.“ Das bedeutet, dass die Termine Woche für Woche vergeben werden, je nach Impfstofflieferung. Heckelt hofft aber auch, dass der Engpass in zwei oder drei Wochen wieder vorüber ist.

Ähnlich äußert sich Hock, der gleichzeitig aber auch betont, dass er den Impfstoff von Moderna unter Beachtung der Vorgaben für genauso gut halte wie den von Biontech/Pfizer – vor allem zum Boostern. Allerdings wurden bekanntlich ja die Impfstoffmengen beider Hersteller gekürzt. Ein Problem auch für das Impfzentrum, über das der Allgemeinarzt sagt: "Ich bin echt froh, dass wir das Impfzentrum in Kitzingen haben und dass es nicht zugemacht wurde."

Dort in den Marshall Heights sorgen vier Ärzte und etwa 15 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen reibungslosen Ablauf. Auch der Impfbus ist weiter unterwegs, normalerweise bis 17 Uhr. Am Vortag war es auch mal eine Stunde länger, da noch Impfstoff da war und noch Leute anstanden. Das sei kein Problem, „denn wir sind ja schließlich das Rote Kreuz“, sagt Heckelt. Und dennoch: Ein bisschen mehr vor allem an medizinischem Personal wäre schon schön – wenn sich nur welches finden ließe.
Impfangebot bis 22 Uhr?
Denn die Impfkapazitäten sollen im Landkreis erweitert werden, nach staatlichen Vorgaben soll auch die Zeit von 17 Uhr bis 22 Uhr mit einem Impfangebot abgedeckt werden. An der Ausschreibung dafür beteiligt sich auch das BRK.
Seit gut drei Wochen steigt die Zahl der Impfwilligen stark an, was nicht nur an der Drittimpfung liegt. Deshalb wurde auch die Straße vor dem Impfzentrum komplett gesperrt, um Platz für die Wartenden zu schaffen. Natürlich werden bislang Ungeimpfte nicht nach dem Grund gefragt, warum sie erst jetzt kommen. Aber Heckelt konnte schon heraushören, dass durch 2G-Regelungen der Druck wächst und Etliche sagen: „Ich kann ja nirgendwo mehr hin.“