Knapp acht Monate vor den Kommunalwahlen ist in der Iphöfer CSU ein erbitterter Richtungsstreit ausgebrochen, der vergangenen Mittwoch seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat. Aus Protest gegen den Beschluss des Vorstands, 2008 mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten gegen den seit 1990 regierenden Josef Mend (Freie Wähler) anzutreten, hat Johannes Arnold seinen Austritt aus Partei und CSU-Stadtratsfraktion erklärt. Er sei „mit der Arbeit des Ortsverbandes nicht mehr zufrieden“ und trage die Entscheidung für einen eigenen Bürgermeisterkandidaten der CSU nicht mit, erklärte Arnold im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich gehe schon länger mit dem Gedanken schwanger“, sagte er. Den Ausschlag habe nun ein „Schriftwechsel“ mit dem Ortsvorsitzenden Roland Weid in dieser Woche gegeben.
Mit dem Austritt Arnolds, der sein Stadtratsmandat bis zum Ende dieser Legislaturperiode ausüben will, spitzt sich der Konflikt innerhalb des CSU-Ortsverbands weiter zu. Schon in den vergangenen Wochen war es um den Kurs der Gruppierung zu Kontroversen zwischen dem Vorstand, zu dem auch die Stadträte Rupert Maier und Joseph Schmer gehören, und drittem Bürgermeister Baldwin Knauf gekommen. Mehrfach kritisierte der Unternehmer die Entscheidung der Partei, mit einem Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl zu ziehen. Der Vorstand hatte sich unlängst auf den 52 Jahre alten Polizeibeamten Georg Güntner als Herausforderer für Josef Mend festgelegt. Die Personalie muss Mitte oder Ende September noch die Mitgliederversammlung der CSU bestätigen. Derzeit gilt es als sicher, dass die Basis dem Vorschlag zustimmen wird.
Sowohl Güntner als auch Weid erklärten, sie wollten die Entscheidung demnächst erneut mit Knauf abstimmen. Doch der Unternehmer machte in einem Brief an den Ortsvorsitzenden Weid bereits deutlich, was er von der Idee der Partei hält: nichts. Mehr noch: Knauf macht von der Reaktion des Ortsvereins in dieser Sache offenbar abhängig, ob er im nächsten Jahr noch einmal für den Stadtrat kandidieren wird. Knauf und auch seinen Fraktionskollegen Brosch und Arnold wird aus Reihen des Vorstands vorgeworfen, sie vermittelten zu wenig Inhalte der CSU. Arnold fürchtet durch die Kandidatur Güntners und Weids künftig mehr „Unruhe im Stadtrat“. Für diese Art Politik stehe er nicht zur Verfügung.
Weid, der sich selbst als „nicht der Erfahrenste“ im Ortsverband der CSU bezeichnet, sieht seine Gruppierung keineswegs vor der Zerreißprobe. Für ihn stellt sich die Situation als Kollision „verschiedener Meinungen“ dar. „Das ist nichts Besonderes.“ Die Meinung Knaufs respektiere und schätze er. „Es ist nach wie vor unser Wunsch, dass er noch einmal kandidiert“, sagt Weid. Ob er bereit sei, für eine Kandidatur Knaufs zu kämpfen? Weid antwortet ausweichend: „Das hat nichts mit Kampf zu tun. Es werden weitere Gespräche geführt.“ Knaufs Brief an ihn sei nichts Ungewöhnliches, sagt Weid. „Herr Knauf schreibt mir viele E-Mails.“
„Herr Knauf schreibt mir viele E-Mails.“
CSU-Ortsvorsitzender Roland Weid
Der Unternehmer, der trotz seines begrenzten Zeitbudgets seit 1978 im Stadtrat sitzt und dem wegen seiner Sachlichkeit und seines Sachverstandes auch Bürgermeister Mend Girlanden flicht, hat sich in der Öffentlichkeit bislang jeden Kommentars enthalten und war auch am Donnerstag nicht zu einer Stellungnahme bereit. Von Mend ist bekannt, dass er Knauf als verlässlichen Partner schätzt. „Es wäre ein herber Verlust für den Stadtrat und die Stadt, wenn er nicht mehr kandidieren sollte“, sagt er. Seit 2002 ist der 67-Jährige auch dritter Bürgermeister.
Georg Güntner bringt sich derweil als Kandidat in Stellung. „Die Leute, mit denen ich geredet habe, haben es als mutigen Schritt der CSU empfunden, mit einem eigenen Kandidaten anzutreten“, sagt er. Er behalte es sich vor, seine Entscheidung zu überdenken, sollte er nicht den Rückhalt der Mitglieder spüren. Güntner, der seit 1986 wieder in Iphofen lebt, geht davon aus, dass er bei einer Bestätigung durch die Basis auch als Listenführer der CSU in die Wahl gehen wird. „Es ist eigentlich üblich, dass der Bürgermeisterkandidat auch auf dem ersten Listenplatz steht.“ Güntner hat sich schon einmal am Einzug ins Rathaus versucht – vergebens. „Das lag sicher daran, dass ich damals erst ein Jahr in Iphofen wohnte und kaum bekannt war.“