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Reupelsdorf: Jagdpächter befürchtet: Bauschutt verdrängt Natur und Wild

Reupelsdorf

Jagdpächter befürchtet: Bauschutt verdrängt Natur und Wild

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    Noch ist die Natur einigermaßen in Ordnung im Jagdrevier von Bernd Weiss bei Reupelsdorf. Er fürchtet allerdings weitere Beeinträchtigungen.
    Noch ist die Natur einigermaßen in Ordnung im Jagdrevier von Bernd Weiss bei Reupelsdorf. Er fürchtet allerdings weitere Beeinträchtigungen. Foto: Andreas Stöckinger

    Als Bernd Weiss vor kurzem in der Zeitung las, dass auf einem etwa 1,4 Hektar großen Grundstück in der Flur bei Reupelsdorf eine weitere Lagerfläche für Erdaushub, Beton und Asphalt entstehen soll, war er enttäuscht. Nicht schon wieder, dachte er, der dort zusammen mit sechs weiteren das 450 Hektar große Jagdrevier gepachtet hat. An der Gemarkungsgrenze zu Eicheld befindet sich bereits ein derartiger Platz, nun könnte in unmittelbarer Nähe noch einer entstehen.

    Wenige Kilometer weiter, in Hörblach, ist der aus Reupelsdorf stammende Weiss ebenso an der dortigen Jagd beteiligt. Dort hat der Antragsteller, in dem Fall die Firma Strabag, genauso eine Anfrage zur Errichtung eines solchen Platzes gestellt. Weiss sieht damit weitere Einschränkungen für das Revier, für die Tiere und die Natur. "Wie Großkonzerne unsere guten Ackerflächen in Schutthalden umwandeln und unsere Politiker alles absegnen, ist schon beschämend", drückt er sein fehlendes Verständnis dafür aus.

    Einerseits bekämen Jagdpächter wie er, durch Auflagen immer mehr Steine in den Weg gelegt. Die Jagd koste immer mehr. Als der Sturm im September 2018 durchfegte, habe dieser 20 Jagdkanzeln zerstört. "Die zahlt uns keiner." Andererseits würden die Gemeinden bei kommerziellen Anfragen von Firmen zu schnell klein beigegeben.

    Jäger Weiss: Das Wild wird weniger

    Das Problem ist für den leidenschaftlichen Jäger ein generelles. "Es ist traurig, mit anzusehen, wie guter Boden und Natur kaputtgemacht werden." Er verweist auf Stellen in seinen Revieren. So habe er in Reupelsdorf etwa durch den Bau der Biogasanlage in Richtung Wiesentheid schon einiges an Fläche eingebüßt. Zudem werde das Wild weniger. Es gebe kaum mehr unbebaute Äcker, in denen sich das Niederwild halten könne. Dazu entstünde durch die befestigten und oft stark befahrenen Wege zu viel Unruhe in der Flur, auch zwischen Eichfeld und Reupelsdorf.

    Kein Schmuckstück: Eine bestehende Bauschutt-Deponie in der Flur zwischen Eichfeld und Reupelsdorf.
    Kein Schmuckstück: Eine bestehende Bauschutt-Deponie in der Flur zwischen Eichfeld und Reupelsdorf. Foto: Andreas Stöckinger

    So finde man kaum noch Rebhühner oder Fasane, auch die Feldhasen werden seltener in Weiss' Revier. "Früher wurden in Reupelsdorf bei der Jagd 50 Hasen geschossen, in Eichfeld an die 100. Heute schießen wir vielleicht noch fünf, wir wollen sie ja nicht ausrotten."

    Nach Weiss' Schilderung ist gerade die Ecke an der Flurgrenze zwischen den beiden Orten, an der bereits eine Lagerfläche mit Brecheranlage von einer anderen Firma (Wendel) betrieben wird, einst eine wahre Idylle gewesen. Im Flurstück "Am Hölzchen", wie es heißt, ließen sich wegen der nur kleinen Lagerfläche den ganzen Tag über immer mal Rehe blicken. "Die Rohrweihe brütete im Schilf, der Ortolan und der Wiedehopf hatten hier einen Lebensraum." Bis der Lastwagenverkehr immer mehr zunahm und damit die Tiere immer seltener wurden.

    Häufung von Lagerflächen?

    Beim Vorhaben, einen weiteren Lagerplatz für Baumaterial zu errichten, fragt er sich, warum in Reupelsdorf und nur fünf Kilometer weiter jeweils solche Flächen notwendig seien. Bernd Weiss befürchtet außerdem, dass es nicht bei der angedachten Menge an Material und den zwei bis drei Laster pro Tag bleiben werde. Strabag könnte den Platz zum nun anstehenden Ausbau der Autobahn anbieten, mutmaßt er.

    Das Ganze relativiert Dieter Blaß als Betriebsgruppenleiter der Strabag-Niederlassung in Schwarzach und entkräftet aus seiner Sicht einiges. Sein Unternehmen habe zwar für beide Plätze eine Voranfrage gestellt, realisiert werde aber nur einer. Beide Optionen würden nun erst einmal von den zuständigen Stellen genau geprüft und verfolgt; sie seien wegen der zentralen Lage interessant. Mit Reupelsdorf habe man extra ein Grundstück ausgewählt, das bereits in der Nähe einer bestehenden Anlage liegt, um nicht irgendwo in unberührter Natur "etwas Neues aus dem Boden zu stampfen".

    Suche nach Alternativen

    Die Frage, warum man nicht die bei Reupelsdorf bestehende Anlage der Firma Wendel mit nutze, sei einfach zu beantworten. Wendel benötige diese selbst und betreibe sie bereits mit anderen, "deswegen suchen wir nach Alternativen", sagt Blaß.

    Er gibt zu bedenken, dass die Baufirma auch Ressourcen schone, wenn sie den Bauschutt nicht erst unzählige Kilometer transportiert, um ihn dann zu lagern. Viel mehr als die zwei oder drei Laster pro Tag würden es bei Reupelsdorf nicht werden, versichert er. Als Zwischenlager für den Autobahnausbau komme das Lager nicht in Frage. "Die dort tätigen Firmen suchen Flächen, die näher an der A 3 liegen", meint er. Zudem wolle Strabag den Platz lediglich für den eigenen Aushub und Bauschutt nutzen.

    Generell verweist Blaß auf die Problematik, dass die Entsorgung von Boden künftig zunehmen werde. Für Unternehmen werde es durch die strikte Gesetzgebung immer schwieriger, Flächen zu bekommen, die verfügbaren Deponien seien meist überlastet.

    Außerdem könne es nicht im Sinn der Sache sein, dass bei Baustellen irgendwo in unmittelbarer Nähe erst Grundstücke zum Lagern angepachtet, extra asphaltiert und dann wieder zurückgebaut würden. Das sei gängige Praxis, koste aber enorm viel Geld.

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