Zum Jubiläum 60 Jahre GWF macht sich die Winzergemeinschaft Franken eG selbst das größte Geschenk: Am Montag erfolgte der erste Spatenstich für die zentrale Kelteranlage, die direkt neben der Zentrale in Kitzingen-Repperndorf entstehen wird. Allerdings entsteht diese schon auf der Gemarkung der Gemeinde Buchbrunn, denn zwischen den beiden Grundstücken verläuft die Gemeindegrenze.
Auf geschichtsträchtigem Boden, dort, wo vor Jahrtausenden die Kelten hausten, findet nun die neue Kelter ihr Zuhause, die die elf bisherigen dezentralen Anlagen ersetzen wird. GWF-Vorstandsvorsitzender Andreas Oehm blickte allerdings nur 60 Jahre zurück: Der 3.2.1959 gilt als Gründungsdatum der größten fränkischen Winzergenossenschaft. Stets habe sie sich dem Wandel der Zeiten angepasst. Wenn Gründe für Veränderung sprachen, habe man den Mut bewiesen, sie anzupacken. Aus der Vision der Gründerväter sei das "Zentrum des Frankenweins" geworden, sagte Oehm.
Winzer liefern künftig zentral ab
Diese Vision werde nun konsequent weitergedacht. Dabei sei die Kelteranlage kein Luxusgeschenk, sondern der Grundstein für die Qualität der Zukunft. GWF-Geschäftsführer Cornelius Lauter begründete das damit, dass die neue Kelter das derzeit schonendste Verfahren der Traubenverarbeitung anwenden werde. "Wir bewahren damit die Qualität aus dem Weinberg", zeigte sich Lauter überzeugt. Die GWF lässt sich die neue Anlage bis zu 14 Millionen Euro kosten. Bis August 2020 soll sie fertig sein, damit sie zur Traubenlese im darauffolgenden Herbst in Betrieb gehen kann. Die Winzer liefern künftig den Ertrag ihrer Arbeit in der Zentrale ab, der dann im Zwei-Schicht-Betrieb verarbeitet wird. 450 Produkte bietet die GWF mittlerweile zum Verkauf; sie alle werden künftig den Weg über die zentrale Kelter gehen.

Landrätin Tamara Bischof freute sich, dass die GWF "mit der Zeit geht". Kitzingen sei ein Weinlandkreis, und deshalb "wissen wir, was wir an unserem Frankenwein haben". Sie freue sich jetzt schon auf die hohe Qualität aus der neuen Anlage, sagte die Landrätin und gratulierte zum Jubiläum.
Landtagsabgeordnete Barbara Becker (Wiesenbronn) erinnerte daran, dass die GWF auch in den für den Weinbau schwierigen Zeiten dafür gesorgt habe, dass es weitergegangen sei. Becker selbst ist mit ihren Weinbergen GWF-Mitglied. In ihrer Landtagsarbeit will sie sich mit der Wasserversorgung in den Weinbergen beschäftigten.
Steinmann: GWF ist Mutterschiff des Frankenweins
Der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann lobte "Mut, Weitsicht und Gemeinsinn" des Geburtstagskindes GWF. Die Genossenschaft sei das "Mutterschiff" und die "tragende Säule des Frankenweins". Die GWF sorge dafür, dass die erzeugten Weinmengen abgesetzt würden und die Winzer ein finanzielles Auskommen hätten. Steinmann erinnerte an die Zeit vor der Genossenschaftsgründung, als die Winzer den Weinhändlern oft bedingungslos ausgesetzt gewesen seien.
Der Weinbaupräsident nannte die zentrale Kelteranlage ein Generationenprojekt, denn die Winzer würden die millionenschwere Finanzierung über die Genossenschaft gemeinsam stemmen. Die Kelter sei das Nadelöhr, das entscheidend sei für die spätere Qualität des Weins. Damit könne man schlagkräftig und schnell auf die Klimaveränderungen reagieren, erklärte Steinmann.
Zentrale Kelteranlage der GWF Statt elf dezentraler Kelteranlagen setzt die GWF künftig auf eine zentrale. Damit bringt sie die Traubenverarbeitung auf den neuesten technischen Stand. Ein Problem der Keltereien: Sie werden nur einmal im Jahr gebraucht, sind dann aber personal- und zeitintensiv. Auch deshalb wird die Traubenverarbeitung künftig am Standort der GWF zentralisiert. Die neue Kelter wird den Ertrag von 1200 Hektar Anbaufläche verarbeiten mit einer Kapazität von 150 Hektar Ernteertrag pro Tag. Traubenkontingente zwischen 100 und 10 000 Kilo können ab Herbst 2020 durch die Pressen laufen. Wegen paralleler Linien im Gebäude sollen ökologisch und konventionell angebaute Trauben gleichzeitig verarbeitet werden. 1200 Winzer aus rund 100 Weinbaugemeinden werden die Kelter nach Inbetriebnahme beliefern. Etwa 20 000 Quadratmeter Fläche nehmen die bisherigen elf dezentralen Keltereien in der Summe ein. Die zentrale Anlage kommt künftig mit 4600 qm Gebäudefläche aus. Wegen ihrer Kreuzform erinnert die Kelter an ein Kirchenschiff mit zwei Seitenflügeln. Sie reicht bis 7,7 Meter unter und maximal acht Meter über die Erde. (abra)
