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Kitzingen: Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag? "Für Otto Normalbürger geht es da um jeden Pfennig!"

Kitzingen

Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag? "Für Otto Normalbürger geht es da um jeden Pfennig!"

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    Zur Debatte um den Karenztag, die Allianz-Chef Bäte losgetreten hat, haben die Kitzinger und Kitzingerinnen eine klare Meinung (von links): Cornelius Klick, Ines Santos-Back, Corinna Betz, Metin Hasanoglu, Elke Arndt und Marianne Orth.
    Zur Debatte um den Karenztag, die Allianz-Chef Bäte losgetreten hat, haben die Kitzinger und Kitzingerinnen eine klare Meinung (von links): Cornelius Klick, Ines Santos-Back, Corinna Betz, Metin Hasanoglu, Elke Arndt und Marianne Orth. Foto: Sarah Gräf

    Jüngst trat Allianz-Chef Oliver Bäte eine Debatte los. Sein Vorschlag: bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wieder einen Karenztag einzuführen. Konkret bedeutet das: Fällt ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin krankheitsbedingt aus, so soll es am ersten Krankheitstag keine Lohnfortzahlung mehr geben. Unternehmen könnten so finanziell entlastet werden, meint er.

    Bätes Vorstoß stößt in der Öffentlichkeit auf Kritik und auf Zustimmung. Auch bei unserer Straßenumfrage in Kitzingen gehen die Meinungen auseinander:

    1. Cornelius Klick (38), Postbote

    Cornelius Klick findet, ein Karenztag wäre besonders für die unteren Lohngruppen extrem schwierig. 
    Cornelius Klick findet, ein Karenztag wäre besonders für die unteren Lohngruppen extrem schwierig.  Foto: Sarah Gräf

    Cornelius Klick: "Der Vorschlag ist zum Teil nachvollziehbar. Aber für uns Arbeitnehmer finde ich das nicht gut. Aktuell hat schon jeder weniger in der Tasche und wenn das jetzt noch dazu kommt, ist es für die unteren Lohngruppen extrem schwierig. Man schleppt sich auch sonst oft mit Erkältung auf die Arbeit, obwohl man zu Hause bleiben müsste. Solange ich noch nicht auf den Knien krieche, gehe ich noch auf die Arbeit. Ich schätze, das machen die meisten so. Für diese Menschen wäre das eine doppelte Bestrafung."

    2. Ines Santos-Back (56), Arzthelferin

    Ines Santos-Back meint: "Wenn man wirklich krank ist, kann man nichts dafür!"
    Ines Santos-Back meint: "Wenn man wirklich krank ist, kann man nichts dafür!" Foto: Sarah Gräf

    Ines Santos-Back: "Als Arbeitnehmerin finde ich es nicht toll. Wenn man krank ist, kann man nichts dafür! Man sucht sich das nicht aus. Ich bin noch dazu berentet, ich bekomme nicht so viel Geld – und dann noch einen Tag abgezogen bekommen, wäre fatal. Aber ich kann es auch seitens der Arbeitgeber verstehen. Ich arbeite beim Arzt und weiß, dass sich sehr viele krankschreiben lassen, die eigentlich nicht wirklich krank sind. Das ist mehr geworden. Für die, die 'blaumachen', wäre das ein Warnschuss."

    3. Corinna Betz (39), Kurierfahrerin

    Corinna Betz findet: "Das geht gar nicht!"
    Corinna Betz findet: "Das geht gar nicht!" Foto: Sarah Gräf

    Corinna Betz: "Ich finde den Vorschlag total bescheuert und auch nicht nachvollziehbar. Wenn ich wirklich krank bin, dann kann ich nichts daran ändern. Und dass einem der Lohn dann verwehrt werden soll, finde ich unfair. Ich gehe vielleicht einmal im Jahr zum Arzt, wenn es wirklich gar nicht mehr geht. Aber ansonsten beiße ich die Zähne zusammen. Und wenn man immer auf die Arbeit geht, wird einem so also gedankt – das geht gar nicht!"

    4. Metin Hasanoglu (48), betreibt das Kitzinger Petit Café

    Auch als Arbeitgeber findet Metin Hasanoglu, dass die Last nicht auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelegt werden sollte. 
    Auch als Arbeitgeber findet Metin Hasanoglu, dass die Last nicht auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelegt werden sollte.  Foto: Sarah Gräf

    Metin Hasanoglu: "Auch für mich als Chef ist das nicht nachvollziehbar. Wenn ein Arbeitnehmer arbeitet, soll er auch sein Geld verdienen. Die Arbeitgeber ziehen ja auch ihren Gewinn aus deren Arbeitskraft. Und wenn jemand krank ist, ist er krank. Auch der erste Tag sollte da bezahlt werden. Die Last sollten nicht die Arbeiter tragen. Außerdem: Wenn ein Unternehmen keinen Gewinn mehr macht, dann macht es doch auch so nicht weiter. Dieser eine Tag spielt da keine Rolle."

    5. Elke Arndt (51), arbeitet bei der Agentur für Arbeit

    Elke Arndt hält Bätes Vorschlag für keinen guten Ansatz.
    Elke Arndt hält Bätes Vorschlag für keinen guten Ansatz. Foto: Sarah Gräf

    Elke Arndt: "Es gibt in Deutschland deutlich mehr Krankheitsfälle. Dass nach Maßnahmen gesucht wird, ist nachvollziehbar. Aber diese halte ich nicht für geeignet. An einem Tag wird man ja auch nicht wieder gesund. Dann sind die Leute nicht nur einen Tag krankgeschrieben, sondern zwei oder drei. Dass der erste Tag ohne Bezahlung sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Letzten Endes habe ich die Befürchtung, dass es sich dadurch verschlechtert."

    6. Marianne Orth (22), Designstudentin im Praktikum

    Marianne Orth versteht denn Sinn und Zweck hinter Bätes Vorschlag nicht.
    Marianne Orth versteht denn Sinn und Zweck hinter Bätes Vorschlag nicht. Foto: Sarah Gräf

    Marianne Orth: "Der Vorschlag klingt nachvollziehbar, angesichts der wirtschaftlichen Lage. Aber als arbeitende Person stehe ich natürlich auf der anderen Seite. Wenn man einmal krank ist – das direkt nicht ausbezahlt bekommen? Man kann nichts dafür, wenn man krank ist. Dann fände ich das unfair, wenn der eine Tag nicht bezahlt wird. Ich glaube auch nicht, dass es Leute davon abhält, 'blauzumachen'."

    7. Christian Voigt (45), Kranfahrer

    Christian Voigt: "Ich finde das überhaupt nicht richtig! Für jemanden, der sieben Millionen im Jahr verdient, ist das einfach gesagt. Aber für den Otto Normalbürger, der Netto vielleicht 2000 Euro verdient, geht es da um jeden Pfennig! Da kann ich nicht sagen: Ich verzichte jetzt auf dieses Geld. Und ich sehe auch nicht, wo das die Wirtschaft entlasten soll, wenn man den Leuten ans Geld geht. Krank auf die Arbeit gehen und andere anstecken: Das würde die Wirtschaft eher schwächen."

    8. Eine Frau (62), die anonym bleiben möchte, Friseurin

    Friseurin: "Ich finde es nachvollziehbar. Denn ich glaube auch, dass es der Menschheit einfach zu leicht gemacht wird, mit Husten, Schnupfen oder Zwicken im Bauch daheim zu bleiben. Ich bin selbst Arbeitnehmerin und handhabe das so: Wenn ich krank bin, gehe ich erstmal zur Arbeit – immer. Wenn es dann nicht mehr geht, gehe ich auch wieder heim. Das ist für mich aber der richtige Weg."

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