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KITZINGEN: Kitzingens erste Toilette mit Spülung: die Alte Mainbrücke

KITZINGEN

Kitzingens erste Toilette mit Spülung: die Alte Mainbrücke

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    Kitzingen ist zweite Station der Ausstellung „Über.Brücken“, die Jochen Ramming (im Bild) konzipiert hat. Hier steht er vor dem Gemälde einer Schützenscheibe (um 1870) mit der Kitzinger Mainbrücke (ganz rechts). Links unter der Schützenscheibe das Stadt-Siegel aus dem Jahr 1338.
    Kitzingen ist zweite Station der Ausstellung „Über.Brücken“, die Jochen Ramming (im Bild) konzipiert hat. Hier steht er vor dem Gemälde einer Schützenscheibe (um 1870) mit der Kitzinger Mainbrücke (ganz rechts). Links unter der Schützenscheibe das Stadt-Siegel aus dem Jahr 1338. Foto: Foto: Norbert Hohler

    Um Brücken-Geschichte und Brücken-Geschichten drehte sich die Tagung der unterfränkischen Stadt- und Kreisheimatpfleger am Mittwoch in Kitzingen. Schließlich lautete das Motto zum Tag der Franken am 2. Juli „Kultur-Brücken“. Und noch bis Freitag (7. Juli) ist in der Kitzinger Rathaushalle die Wanderausstellung „Über.Brücken“ zu sehen, die Premiere im Museum für Franken auf der Festung in Würzburg hatte und ab 12. Juli im Dettelbacher KuK Station macht.

    Eine leicht anrüchige Geschichte zur Kitzinger Mainbrücke fasste Erich Schneider in goldene Worte. Der Direktor des Museums für Franken erzählte von der „cloaca publica“ auf der Mainbrücke, wo die Bürger im 17. Jahrhundert ihre Hinterlassenschaften in den Fluss kippen konnten. „Also sozusagen Kitzingens erste Toilette mit Wasserspülung“, wie Schneider verdeutlichte.

    Die Mär von der Pippinsbrücke

    Der gebürtige Kitzinger ging in seiner Heimatstadt zur Schule und hat dort „vor einer gefühlten Ewigkeit“ im Historischen Ratssaal geheiratet. Dass Kitzinger gelegentlich von der „Pippinsbrücke“ reden, sei eine schöne Geschichte, aber falsch. „Es ist eine Mär, dass König Pippin schon im 8. Jahrhundert eine Brücke errichten ließ, damit seine Tochter Hadeloga trockenen Fußes über den Main gelangen und dort ihr Kloster errichten konnte,“ so Schneider. Die Kitzinger Mainbrücke sei urkundlich erstmals 1300 erwähnt und bereits 1338 im Stadtsiegel mit fünf Zinnen und zwei Bögen quasi „porträtiert“ worden. „Aber die Brücken in Würzburg und Ochsenfurt sind älter.“

    Die Kitzinger Mainbrücke habe besondere Bedeutung gehabt, weil auf der Etwashäuser Seite Preußen begann, ein anderes Reich. Die (evangelischen) Ansbacher hatten dort das Sagen und waren zeitweise sogar Pächter der Brücke, ehe sie 1626 wieder an Würzburg zurückging. Karl Philipp zu Greiffenclau, Fürstbischof von 1749 bis 1754, ließ das Brückentor zur Etwashäuser Seite erneuern, um den Preußen eindeutig zu signalisieren: „Stopp. Hier kommt ihr nicht durch.“

    Brücken können also auch Trennendes haben, im schlimmsten Fall könnten dahinter Tod und Verderben warten. „Doch Brücken haben im Zeitalter der Globalisierung Hochkonjunktur als Symbol für die Verbindung von getrennten Völkern, Kulturen oder Standpunkten“, stellte Jochen Ramming zu Beginn seines Referats („eine kleine Kulturgeschichte der Mainbrücken“) fest.

    Große Wandlung vollzogen

    Ramming (Firma Frankonzept) hat die Ausstellung Über.Brücken konzipiert. Tatsächlich ist deren Wandlung enorm: Im Jahr 1800 gab es auf dem Weg von Frankfurt nach Nürnberg nur sieben feste Brücken, „also sichere Verbindungen über den Main,“ so Ramming.

    Zuvor habe man entweder an einer Furt den Main überquert, oder mit Fähren. „Früher hat man dafür Einbäume benutzt, mehrere miteinander verbunden, damit den Fluss überquert.“ 100 Einbäume seien gefunden worden, 150 Fähren habe es zeitweise gegeben. „Wie notwendig Brücken sind, zeigte sich bei einem Feuer 1867 in der Astheimer Kartause: Weil Hochwasser war, sei die Fähre der Volkacher Helfer weit abgetrieben worden. Über eine Stunde hätte die Überfahrt gedauert – viel zu lange für schnelle Hilfe.

    Symbol für Macht und Reichtum

    Mainbrücken seien im Mittelalter auch Zeichen von Macht und Wohlstand geworden. „Dort wurde Gericht gehalten, Hinrichtungen vollzogen, es gab Märkte und Feste. Und natürlich wurde Brückenzoll kassiert“, so Ramming. Folglich seien Brücken bei Auseinandersetzungen zum Angriffsziel geworden und im Mittelalter deshalb in die Stadtbefestigung mit einbezogen worden.

    „Brücken abbrechen“ – wörtlich genommen – habe die Wehrmacht 1945 beim Vormarsch der Amerikaner: Zwischen 24. März (Stockstadt) und 12. April (Eltmann) wurden 23 Mainbrücken zerstört, die Reihenfolge von West nach Ost ist wie ein Tagebuch des Zusammenbruchs.

    War die Brücke einst nur für Bewohner des Umfelds eine sichere Gelegenheit, über den Main zu gelangen, ist sie dank Eisenbahn und später durch Autobahnen zur Verbindung in die Ferne geworden. „Namen wie 'Brücke der Deutschen Einheit' oder 'Europabrücke' unterstreichen: Die Brücke ist zum Symbol für Veränderung geworden“, so Ramming.

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