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Kitzingen: Kitzinger Landrätin zu Geflüchteten aus der Ukraine: Wir schaffen das!

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Kitzinger Landrätin zu Geflüchteten aus der Ukraine: Wir schaffen das!

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    Bei einer Mahnwache für den Frieden forderte Landrätin Tamara Bischof am Dienstag auf dem Kitzinger Marktplatz eine sofortige Beendigung des Krieges gegen die Ukraine.
    Bei einer Mahnwache für den Frieden forderte Landrätin Tamara Bischof am Dienstag auf dem Kitzinger Marktplatz eine sofortige Beendigung des Krieges gegen die Ukraine. Foto: Barbara Herrmann

    Noch weiß keiner, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickeln wird, aber schon jetzt sind die Folgen unübersehbar. Hunderttausende Menschen haben ihre Heimat verloren und sind auf der Flucht. Auch im Landkreis Kitzingen treffen in diesen Tagen Ukrainerinnen und Ukrainer ein, viele kommen bei Verwandten oder Freunden unter. "Es ist extrem wichtig, dass wir jetzt Hilfe leisten", sagt Landrätin Tamara Bischof. Im Ausschuss für Jugend und Familie skizzierte sie am Donnerstagnachmittag die Pläne, wie der Landkreis die geflüchteten Menschen aufnehmen und unterstützen will. Ihre wichtigste Botschaft: Wir schaffen das! Oder wie Bischof sagte: "Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen."

    Wie viele Flüchtlinge sind aktuell im Landkreis?

    Offiziell hat das Landratsamt bis Freitagnachmittag 104 Personen registriert, die im Landkreis wohnen. Sie sind laut Landrätin Tamara Bischof auf private Initiative nach Deutschland geholt worden und im Landkreis privat untergebracht. Bischof machte im Familienausschuss klar: "Wenn Sie selbst Leute herholen, müssen Sie sie auch privat unterbringen." Neben den offiziell Gemeldeten geht die Landrätin davon aus, dass sich mittlerweile mehrere hundert Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis aufhalten.

    Wo sollen sich die Geflüchteten melden?

    Wie das Landratsamt mitteilt, ist es wichtig, dass sich die Ankommenden direkt beim Einwohnermeldeamt der Gemeinde melden, in der sie privat untergebracht sind. Anschließend müssen sie beim Ausländeramt Kitzingen, Kaiserstraße 4, 97318 Kitzingen, einen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis stellen. Menschen, die aus der Ukraine flüchten, müssen kein Asylverfahren durchlaufen und fallen nicht unter die sogenannte Residenzpflicht. Das heißt, sie dürfen sich ortsungebunden bewegen und auch sofort einer Arbeit nachgehen.

    Warum ist eine Registrierung so wichtig?

    Erst wenn die Flüchtlinge offiziell registriert sind, können sie Anträge auf Sozialleistungen stellen. Wichtig auch: Eine Registrierung ist Voraussetzung für eine ärztliche Behandlung. Nach ersten Meldungen sind bislang nur etwa 30 Prozent der Geflüchteten gegen Corona geimpft, die meisten mit dem russischen Impfstoff Sputnik V. Das Landratsamt weist darauf hin, dass sich die Menschen hier auch gegen Corona impfen lassen können. Das Impfzentrum des Landkreises Kitzingen in den Marshall Heights hat dafür extra Impfzeiten eingerichtet, bei denen ein ukrainischer Arzt sowie Dolmetscher anwesend sind. Dieses spezielle Impfangebot gilt am Mittwoch, 16. März, von 13 bis 15 Uhr und am Mittwoch, 23. März, von 9 bis 12 Uhr. Termine können online unter impfzentren.bayern.de oder über die Hotline (0800) 8123000 vereinbart werden.

    Wo werden die Geflüchteten untergebracht?

    Sofern möglich, werden die Ankömmlinge in den von der Bevölkerung gemeldeten Privatunterkünften einquartiert. Bei der vorhergesagten Zahl von mehreren hundert Flüchtlingen wird das auf Dauer aber kaum noch möglich sein. Der Landkreis ist deshalb dabei, eine größere Notunterkunft herzurichten, die in etwa zehn Tagen zur Verfügung stehen soll. "Am einfachsten wäre es, dafür eine Schulturnhalle zu nehmen", sagt die Landrätin. Dies soll aber möglichst vermieden werden, damit der Schulsport wie geplant weiterlaufen kann.

    Laut Bischof gibt es ein "privates Angebot", und zwar vom Kitzinger Immobilienunternehmer Georg Wittmann. Er stellt dem Landkreis über seine Objektentwicklung GmbH die Gebäude auf dem ehemaligen Haribo-Gelände in Mainbernheim zur Verfügung – unentgeltlich zunächst für ein Jahr, wie die Landrätin sagte. 70 bis 80 Menschen könnten dort zunächst untergebracht werden. Am Freitag hat die Regierung von Unterfranken die Genehmigung dafür erteilt. Bis spätestens 25. März sollen die Gebäude zur Verfügung stehen. Wittmann hat dem Landkreis offenbar noch weitere Angebote unterbreitet. Dort könnten im Anschluss ukrainische Familien untergebracht werden. Unter den Offerten, die den Landkreis erreichen, seien vereinzelt auch "unseriöse Angebote". Man versuche darauf weitgehend zu verzichten, so Bischof.

    Wer dem Landkreis Unterkünfte melden will, kann dies unter Ukraine-Hilfe@kitzingen.de tun. Auch die Freiwilligenagentur "Gemeinsinn" nimmt Wohnungsangebote entgegen unter www.gemeinsinn-kt.de/ukraine

    Worauf ist bei minderjährigen Flüchtlingen zu achten?

    Wenn Minderjährige ohne Eltern ankommen und hier in Familien betreut und untergebracht werden sollen, braucht es dafür zwingend eine Vollmacht der Eltern. "Sonst können wir die Kinder hier nicht in den Familien lassen", sagt die Landrätin. Dieser Appell richtet sich vor allem an Schulen, die junge Menschen aus der Ukraine nach Deutschland holen.

    Wie sieht es in Schulen und Kindergärten aus?

    Einen Großteil der Geflüchteten machen Frauen, Jugendliche und Kinder aus. Für einen Besuch in der Kita müssen die Kinder aber gegen Masern geimpft sein, was nicht bei allen der Fall ist. Hinzu kommt, dass die meisten Kindergärten schon jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt sind. Hier wird laut Bischof geprüft, ob Gruppenstärken übergangsweise angepasst werden können. Drei Monate nach der offiziellen Registrierung der Kinder und Jugendlichen greift die Schulpflicht. Sie können aber bereits vorher die Schule besuchen.

    Mit wie vielen Geflüchteten ist in den nächsten Wochen zu rechnen?

    Die Landrätin geht von einer vierstelligen Zahl aus. Die Flüchtlinge werden dem Landkreis aus der Ankereinrichtung in Schweinfurt zugewiesen. Nach dem Verteilungsschlüssel des Freistaats muss der Landkreis Kitzingen je 100 000 Ankömmlinge in Bayern 680 Personen aufnehmen.

    Diesen Artikel hat die Redaktion im Laufe des Freitags aktualisiert.

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