Sie ist klein, hat aber eine edle und tiefe Verwurzelung in der fränkischen Geschichte: Die Fürstlich Castell'sche Bank (Castell-Bank) will diese Tradition erhalten und sich gleichzeitig neu erfinden. Das wurde bei einem Gespräch der Chefetage mit dieser Redaktion deutlich.
Bislang zeichnete sich das Geldhaus mit Sitz in Castell (Lkr. Kitzingen) und Würzburg weniger durch Laufkundschaft, sondern mehr durch Beratung von wohlhabendem Privat- und Firmenkunden aus. Das soll sich nach Ansicht von Vorstandssprecher Ingo Mandt ändern: Die älteste Privatbank Bayerns wolle nicht "die Bank der Superreichen" sein. Dazu hat das Haus in den vergangenen Jahren gewollte und ungewollte Wechsel in der Vorstandschaft und in der Belegschaft vollzogen.
Vielmehr wollen Mandt und der Generalbevollmächtigte Marcus Recher zusammen mit dem Vorstandsteam zunehmend auch Kleinsparer für sich gewinnen, die an einem langfristigen Vermögensaufbau und -management interessiert sind. Um das zu schaffen, soll die Castell-Bank ein neues Image bekommen. Die Website werde überarbeitet, neue Geldanlage-Produkte mit strengen Nachhaltigkeitskriterien sollen das Portfolio erweitern.
Auch soll mehr Lässigkeit in das von den einstigen Adelsgeschlechtern Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen getragene Haus einziehen. Mandt kommt nach eigenen Worten regelmäßig in Jeans zum Dienst, und Krawatten seien sowieso keine Pflicht mehr. Außerdem legt er keinen Wert darauf, Vorstandssprecher genannt zu werden. Wichtige Entscheidungen würden im Vorstandsteam immer einstimmig getroffen, erklärt Recher.
Innerlicher und äußerlicher Wandel

Diese Äußerlichkeiten gehen einher mit einem inneren Wandel. Was in Jungunternehmen gerne als agiles Handeln propagiert wird, hat laut Mandt und Recher auch bei Castell Einzug gehalten: Arbeit in flexiblen Teams, kaum Hierarchien, schnelle Lösungen durch schnelles Handeln.
Damit ein schwerfälliger Tanker wendiger wird, muss das erst einmal in die Köpfe der Mannschaft. Deshalb habe jeder zehnte Beschäftigte ein Jahr lang eine sogenannte Changing-Fortbildung gemacht. Dabei gehe es um Fähigkeiten, wie man in einem Unternehmen ständige Veränderungen voranbringt und dabei den Rest des Teams ins Boot nimmt. Die Castell-Bank hat etwa 200 Beschäftigte in sieben Filialen. Im Herbst wird in Bamberg die neueste eröffnet, bevor im Gegenzug Gerolzhofen schließt. Nachdem sich die Bank in den vergangenen Jahren von kleinen Standorten in Unterfranken getrennt hat, deckt sie jetzt große Teile Frankens ab, ergänzt um die süddeutschen Zentren Heilbronn, Ulm, München.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden ebenfalls zentralisiert. Viele wechselten in die "Dialog-Filiale". Darunter versteht die Bank nicht den klassischen Kundenservice per Telefon, sondern den Einsatz von ausgebildeten Bankberatern, die mit ihrer Kundschaft wahlweise persönlich, digital oder telefonisch in Kontakt treten. In der Qualität und Verfügbarkeit ihrer Berater und den oft langjährigen Kundenbeziehungen sieht der Vorstand ein Plus im Vergleich zu anderen Geldhäusern. Möglich sei dies nur durch den Stil der Bankgesellschafter, die beiden Häuser Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen, die auf Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition setzen würden.
Umbau bis zum Jubiläumsjahr 2024

Mit diesen Werten einerseits und einer zeitgemäßen Ausrichtung andererseits glaubt die Castell-Bank, für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Wenn sie 2024 ihr 250-jähriges Bestehen feiert, soll der Umbau der Bank an den neuen Strukturen, am repräsentativen Gebäude am Würzburger Marktplatz, an der veränderten Präsenz im Internet und am aktuellen Dienstleistungs-Portfolio erkennbar sein. Das Ziel soll sein, dass die Bank aus eigener Kraft wirtschaftlich arbeitet, ohne die bislang nötige Quer-Subventionierung durch die ertragreiche Beteiligung an der Mercator-Leasing Gesellschaft. Mandt sagt: "Die Bank muss bunter werden, auch weil sie wirtschaftlicher werden muss."
Doch am Ende muss es ein Schuss Tradition sein: "Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG" lautet die Bezeichnung des 1774 gegründeten Geldhauses. Abgesehen vom altertümlichen Zusatz "Credit-Casse AG" wolle man an diesem Namen festhalten. Dass der Volksmund von der Castell-Bank spricht, ist offenbar doch zu wenig adlig.
Bilanz der Castell-Bank Die Fürstlich Castell'sche Bank, so der offizielle Name, hat 2021 eine Bilanzsumme von 1,025 Milliarden Euro erreicht, nach 1,045 Milliarden im Vorjahr. Während Einnahmen aus Zinsen (11,7 Millionen) und Provisionen (13 Millionen) branchentypisch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld kaum gestiegen sind, haben sich die Kosten deutlich erhöht. Rund acht Millionen Euro mehr als im Vorjahr hat die Castell-Bank in Personal, Verwaltung und Immobilien investiert. Die höheren Kosten hängen mit dem Umbau der Privatbank zusammen, der zum einen die internen Strukturen betrifft, zum anderen die Sanierung der Zentrale am Würzburger Marktplatz. Unterm Strich haben die Casteller dennoch mehr Gewinn erwirtschaftet als 2020, nämlich rund 5,1 Millionen Euro, wovon jeweils eine Million an die beiden Inhaber fließt: Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen. Ein Grund für den höheren Gewinn: Die Castell-Bank mit Stammsitz in Castell und die Flessa-Bank (Schweinfurt) sind zu je 50 Prozent Gesellschafter der einträglichen MLF Mercator-Leasing GmbH & Co. Finanz-KG (Schweinfurt), die jährlich Millionengewinne ausschüttet. Quelle: Fürstlich Castell'sche Bank