Früher Nachmittag in der Klinik Kitzinger Land: Ein junger Mann steht mit ungewöhnlich abgewinkeltem Arm und schmerzverzerrtem Gesicht in der Radiologie. Mit seiner Schulter stimmt etwas nicht. Er kommt in den Röntgenraum – kurz darauf macht es klick. Einen Wimpernschlag später ist das Röntgenbild auf dem Bildschirm zu sehen: Die Schulter ist ausgekugelt.
Der Verletzte gehört zu den ersten Patienten, die von den neuen Röntgengeräten in der hauseigenen Radiologie profitieren. Drei von ihnen hat das Krankenhaus angeschafft: zwei Röntgenapparate und eine Durchleuchtungseinheit. Die Durchleuchtung arbeitet auch mit Röntgenstrahlen, macht aber viele Bilder hintereinander, so dass ein Arzt, zum Beispiel während eines Eingriffs, immer wieder überprüfen kann, an welcher Stelle ein Instrument, eine Sonde oder ein Stent sich gerade befindet.
Neue Geräte für 800 000 Euro
Verwaltungsleiter Thilo Penzhorn hat für die drei "Modalitäten", so heißen die Geräte im Krankenhaus-Jargon, nahezu 800 000 Euro investieren müssen. Das Klinik-Personal ist von der Technik begeistert: Vorbei die Zeiten, in denen man minutenlang auf ein Röntgenbild warten oder wie vorher gar Filmaufnahmen entwickeln musste. Neue Röntgengeräte stellen ihre gestochen scharfen Bilder in weniger als einer Sekunde digital zur Verfügung – im OP genauso wie in der digitalen Krankenakte. Und damit haben die Ärzte sofort Zugriff auf wichtige Informationen für die folgende Behandlung.
Doch das ist noch nicht alles: Auch die Strahlenbelastung für den Patienten sinkt nun deutlich, um 30 bis 40 Prozent. Und schließlich freut sich auch das Personal, denn die Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen (MTRA) müssen die schweren Geräte nun nicht mehr von Hand verschieben. Sie laufen selbstfahrend an der Decke entlang, Motoren heben sie an oder senken sie ab, je nach Bedarf. Das schont den Rücken der MTRAs.

Klinik investiert weiter in neue Räume
Doch die Klinik Kitzinger Land rüstet weiter auf. Im Laufe dieses Jahres entsteht ein Anbau für den vorhandenen Magnetresonanztomographen (MRT). Den betreibt die private Praxis Mainradiologie in Räumen des Kreiskrankenhauses. Zusammen mit einem Computertomographen liefert sie Bewegt- und Schnittbilder für die Klinik – und zwar rund um die Uhr. Dazu kommen noch die eigenen Patienten der Praxis, die in die "Röhre" geschoben werden. Im Anbau hat die Mainradiologie dann mehr Platz; auch große Umkleiden für die Patienten werden integriert, erklärt Radiologe Thomas C. Miller bei der Baustellenbesichtigung. Der MRT-Raum muss besondere Voraussetzungen erfüllen, zum Beispiel muss er von einem Faradayschen Käfig umgeben sein, der elektromagnetische Einflüsse von außen abschirmt.
Der MRT-Neubau soll nächstes Jahr in Betrieb gehen. Die Klinik investiert dafür aus eigenen Mitteln 1,2 Millionen Euro. Die Mainradiologie mietet ihn anschließend. Mit der Kooperation sind beide Seiten zufrieden. Die Mainradiologie, die in der Kitzinger Innenstadt entstanden und heute an vier Standorten vertreten ist, beschäftigt mittlerweile rund 50 Mitarbeiter, davon ein Dutzend Ärzte. Die Klinik-Patienten erhöhen die Auslastung ihrer teuren Geräte, und die Klinik muss nicht auch noch in diese Sparte investieren, denn sie hat noch genug anderes vor.

Empfang und Cafeteria bis Jahresende erneuern
Zurzeit läuft der erste Bauabschnitt der Generalsanierung im Kreiskrankenhaus, der im Frühjahr 2014 begann. Augenfällig für Patienten wie Besucher ist der provisorische Eingang, der ins Innere des Gebäudes führt. Bis Jahresende werden eine neuer Empfang und eine neue Cafeteria entstehen. Dann ist dieser Bauabschnitt abgeschlossen, der 36 Millionen Euro verschlungen hat, davon 20 Millionen Eigenanteil des Landkreises.
Ab Frühjahr 2020 folgt der Eingriff am offenen Herzen: In Bauabschnitt zwei werden die Operationssäle renoviert, ebenso die Intensivstation. Alle Funktionsbereiche wie EKG, Gastro-/Endoskopie, Labor, Untersuchungsräume des Kreißsaals, die während der Sanierung ausgelagert sind, finden in diesem Zuge ihre endgültige Bleibe.
Klinikchef wünscht sich neue Abteilung mit Altersmedizin
Auch mit einem anderen Provisorium will die Klinik abschließen. Momentan können Hubschrauber das Haus nicht direkt anfliegen, sondern landen entweder auf einer Wiese in der Umgebung oder auf dem Sportplatz neben der Florian-Geyer-Halle. Von dort fahren Krankenwagen die Patienten zur Aufnahme. Immerhin 40 bis 60 Landungen verzeichnet das Krankenhaus im Jahr. Künftig wird auf einer Anhöhe hinter der Klinik ein Hubschrauberplatz eingeebnet, direkt an den Weinbergen. Das entlastet auch die Anwohner, denn anschließend werden die Helikopter über die Weinberge anfliegen und nicht mehr übers Wohngebiet, verspricht Penzhorn.
Schließlich kann sich der Klinikchef vorstellen, das 205-Betten-Haus noch zu vergrößern. Ein zunehmendes Arbeitsfeld wird die Altersmedizin. Deshalb schwebt Penzhorn zum Beispiel eine Abteilung für Akut-Geriatrie vor. Es sieht also so aus, als würde der zigmillionenschwere Um- und Neubau die Klinik noch einige Jahre beschäftigen.
