Für viele ist Corona vorbei. Für einige aber hat es erst richtig angefangen. "Da denkst du, du hast alles im Griff, hast Familie, einen Job, eine Wohnung, einen Hund..., aber dann merkst du: Gar nichts hast du im Griff, gar nichts." Wer sich mit Milenas Papa unterhält, der ahnt, welcher emotionalen Belastung er und seine ganze Familie ausgesetzt sind. Tochter Milena, 17 Jahre jung, ist von einem lebenslustigen Teenie zu einer schwerkranken Bettlägerigen geworden. Sie kämpft mit den Spätfolgen einer Corona-Infektion.

Ihr Schicksal ist kein Einzelfall. Weltweit sind – vorsichtig geschätzt – zehn Prozent aller Infizierten betroffen, allein in Deutschland gehen Wissenschaftler von mindestens einer Million aus. Die meisten leiden allerdings nicht so stark wie die junge Fränkin, deren Puls schon zu rasen beginnt, wenn sie nur versucht, sich im Bett aufzusetzen. Dabei sind Milenas Krankheitsbilder seit Jahrzehnten bekannt, denn sie können auch von anderen Viren ausgelöst werden. Aus Kostengründen fehlen aber noch immer umfangreiche Untersuchungen. Auch gibt es kaum Spezialisten unter den Ärzten.
Umfangreiche Studien kosten Geld
Für Patienten wie Milena ist das fatal. Entweder werden sie nicht ernst genommen und in die Psycho-Schublade gesteckt. Oder sie bekommen falsche und kontraproduktive Ratschläge wie diesen: "Sie müssen mehr rausgehen, an die frische Luft, das hilft." Bei Milena ist das Gegenteil der Fall: Dem Energiestoffwechsel in den Körperzellen, der durch die Infektion ohnehin schon durcheinander war, ging nach jedem Versuch, "an die Luft zu gehen", vollkommen die Luft aus.
Die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, produzierten kaum noch Energie. Milena kann heute nicht mal mehr aufstehen. Patienten wie sie können nur hoffen, dass die Politik die Weichen und die Gelder dafür stellt, dass Post-Covid kein "Schreckgespenst mit 1000 Gesichtern" bleibt. Und dass die, für die Corona endlich vorbei ist, für all diejenigen mitkämpfen, für die der Leidensweg erst angefangen hat.