Schon mal etwas von Prölsdorf gehört? Der 300-Seelen-Ort befindet sich im Dreieck zwischen Eltmann, Gerolzhofen und Burgebrach. "Fränkisches Outback" ist die Formulierung, die Sebastian „Basti“ Schunder wählt.

Der 35-Jährige ist Vorsitzender des örtlichen Sportvereins SC Prölsdorf. 2006 war er noch nicht mal volljährig, aber schon ein Macher. Zusammen mit Gleichgesinnten initiierte er das erste "Krach-am-Bach"-Festival. 18 Jahre später schafft die Veranstaltung etwas, das andere nicht einmal versuchen: Sie bringt Menschen friedlich zusammen, die sich im normalen Leben aus dem Weg gehen würden.

"So rein optisch ist das für viele Prölsdorfer jedes Jahr wieder spannend", sagt Basti Schunder und grinst dabei. "Da laufen Personen rum, die für die meisten Einheimischen exotisch aussehen." Grüne Haare, die wie Bürstenpinsel vom Kopf abstehen, kunterbunte Punk-Klamotten, Kutten oder Ganzkörper-Tattoos: Mitte Juli ist im beschaulichen Prölsdorf sowohl optisch als auch akustisch was geboten.

Auf die zehnfache Größe wächst der Ort während des "Krach am Bach"-Wochenendes an. Die Bands kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Amerika, Neuseeland, Frankreich oder England.
Ausnahmezustand auf dem Sportplatz bis Sonntagfrüh
Die Fans nehmen teils ebenfalls weite Anreisen in Kauf. Der Zeltplatz direkt am Festival-Gelände – dem Sportplatz – füllt sich schon am Donnerstagabend. Bis Sonntagfrüh dauert der Ausnahmezustand an.

Die Einheimischen schauen nicht etwa skeptisch aus der Ferne zu, sondern interessiert aus der Nähe. "Gerade bei uns auf dem flachen Land ist ja generell wenig geboten, da freuen sich alle umso mehr, wenn was los ist", meint Basti Schunder. "Die fiebern alle darauf hin." Und: So gut wie alle helfen auch mit.
Ein Prölsdorfer chauffiert die Punks nach Bamberg
300 Personen werden für die Arbeitsschichten an den Kassen, in den Essen- und Getränkeständen gebraucht, außerdem Kuchenbäckerinnen, Camping-Organisatoren, Parkeinweiser. Und Menschen, die das Frühstück für die Camper organisieren. Prölsdorf hat gerade mal 300 Einwohner. "Aber wir kriegen alle Schichten ohne Probleme voll", freut sich Basti Schunder. "Von Klein bis Groß ist jeder aktiv, der mag."
Manch einen hat der schiere Bedarf zum Helfer gemacht. "Sonntagfrüh sind Punks durch Prölsdorf gelaufen und haben gefragt, wann denn der Bus nach Bamberg fährt", erinnert sich Schunder. "Da der ÖPNV bei uns eine Katastrophe ist, hat sie ein Prölsdorfer chauffiert. Das hat sich eingebürgert, der macht das jetzt immer."

Der "harte Orga-Kern" um Schunder herum, das sind "fünf bis zehn Personen, die schon beim Start 2006 dabei waren". Damals diente ein Lkw-Anhänger als Bühne, es kamen rund 150 Gäste. Der Eintritt war frei. "Dann ist das Event Jahr für Jahr immer größer geworden", erzählt Schunder. "Irgendwann haben sich die Booking-Agenturen bei uns gemeldet und angefragt, ob ihre Bands bei uns spielen können."

Heuer sind 27 Bands auf den beiden Bühnen zugange, Mainstage und Tentstage genannt. "Wir holen immer diejenigen, auf die wir Bock haben", sagt Basti Schunder. Er und sein Team möchten ein breites Spektrum zwischen Punk, Metal und Ska abdecken.
"Wichtig ist uns, dass man nicht nur mit irgendwelchem G'schrubb zugeballert wird." Am Freitag startet das Festival um 15.15 Uhr mit den "Gluesniffers", am Abend stehen beispielsweise die Bands "Kotzreiz" um 22.30 Uhr und "Ignite" um 23.15 Uhr auf der Bühne. Am Samstag beginnt die Show um 14.30 Uhr mit "Das Gelbe vom Oi". Um 23.15 Uhr betreten "Terror" aus Los Angeles die Bühne.
Frühschoppen mit Blasmusik als eines der Highlights
Zuvor, also am Samstagvormittag, läuten Einheimische und Festivalgäste den Tag auf dem Sportplatz zusammen ein – gern bei Blasmusik der örtlichen Kapelle und kühlen Getränken. "Letztes Jahr war der Frühschoppen einer der Highlights", erinnert sich Basti Schunder.
Stage-Diving für heimische Blasmusiker – das gibt es eben nicht überall. "Ganz bewusst verlangen wir beim Frühschoppen keinen Eintritt. Da sollen sich alle Interessierten mal in Ruhe umschauen und beschnuppern können."

Ansonsten kostet die Dauerkarte für "Krach am Bach" 75 Euro, die Tageskarte 45 Euro. "Wir machen da keinen großen Gewinn", erklärt der SC-Vorsitzende. "Alle Bands bekommen bei uns ein Honorar."
Wenn ein bisschen Geld übrig bleibt, fließt das in die Kasse des Sportvereins, der es wieder in das Festival investiert. "Der Verein kann das nur stemmen, weil so viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird."
Bei "Krach am Bach" feiert der Bestattermeister das Leben
Wie viele andere Prölsdorfer auch nimmt Basti Schunder sich jedes Jahr einen halben Monat frei, um das Festival erst auf- und dann wieder abzubauen. Die Begeisterung der Leute ist für ihn der Ansporn, sich jedes Jahr aufs Neue ins Zeug zu legen.
Von Berufs wegen hat der 35-jährige Bestattermeister viel mit dem Tod zu tun. Im Juli jeden Jahres aber hat er zwei Wochen Urlaub, um das Leben zu feiern, und zwar so richtig.
Krach am BachDas "Krach am Bach"-Festival findet am Freitag und Samstag, 19. und 20. Juli, am Sportgelände in Prölsdorf statt. Am Freitag öffnet die Tageskasse um 13 Uhr. Alle Infos: Krachambachfestival.deQuelle: ldk

Stammbesucherin freut sich auf den "Spirit zwischen Urfränkisch und Multikulti"
Stephanie Danner, Obernzenn (Mittelfranken):
"Nach 25 Jahren Festivalerfahrung weiß man kleine, handgemachte Events einfach immer mehr zu schätzen. Unkompliziert mit alten und neuen Freunden Mucke live genießen und im Spirit zwischen Urfränkisch und Multikulti abtauchen. Was will man mehr? Bei Krach am Bach ist man gut umsorgt von der Crew und der Dorfgemeinschaft Prölsdorf. Zwei Tage zwischen Punkrock und Blaskapelle, selbstgebackenem Kuchen und regionalem Bier, Sportplatz und Stage. Traumhaft. Und am wichtigsten ist das Statement hinter dem Event: Toleranz und Solidarität. Das gehört uneingeschränkt unterstützt. Für meine Freunde und mich ist das 'Krach am Bach' ein fester Festival-Sommerbestandteil."