Es ist ein Dilemma: Über das Sanieren von Häusern im Altort freut sich jeder Bürgermeister. Jedoch hatten diese nun gleichzeitig keine andere Wahl, als eben jenen Haussanierern das Leben zu erschweren. Denn der Kreisausschuss, der zum Großteil aus Ortsoberhäuptern besteht, beschloss deutlich kürzere Öffnungszeiten der Kreisbauschuttdeponie in Iphofen.
Statt wie bisher 40 Stunden pro Woche soll die Deponie ab 1. Juli nur noch dienstags von 9 bis 12 Uhr, freitags von 9 bis 16 Uhr und samstags von 9 bis 11.30 Uhr geöffnet sein.
Diese "drastische Reduzierung" gefiel auch Philipp Kuhn, Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft, nicht. Man sei traurig darüber, aber es gehe nicht anders angesichts immer höherer Auflagen und dem starken Rückgang der Anlieferungsmengen.
In Iphofen und Effeldorf, der zweiten Bauschuttdeponie des Landkreises, wurden im vergangenen Jahr insgesamt rund 5000 Tonnen Bauschutt angenommen. 2018 war der Wert noch fünfmal so hoch, 2017 hatte er sogar noch bei knapp 40 000 Tonnen gelegen. Seit stärker geprüft werden muss, ob die Bauabfälle verwertet werden können, fällt die zuvor steigende Kurve steil nach unten.
Hohes Defizit muss ausgeglichen werden
Die Konsequenz aus diesen gesunkenen Mengen bei Öffnungszeiten von 37,5 Stunden im Winter und 40 Stunden im Sommer: Das Defizit der mehrfach erweiterten Iphöfer Deponie ist auf knapp 357 000 Euro gestiegen. Mit nur noch 12,5 Stunden im Sommer und zehn Stunden im Winter soll dieses Minus mit verringerten Personalkosten auf 200 000 Euro gedrückt werden.
Zudem kündigte Landrätin Tamara Bischof eine Erhöhung der Gebühren ab 2021 an. Denkbar sei auch, die beiden Deponien des Landkreises mit den allgemeinen Abfallgebühren in einen Topf zu werfen und so das Defizit im Haushalt abzufangen.
Auf wenig Gegenliebe stieß der Vorschlag von Kreisrat Dieter Haag. Er plädierte dafür, die Entscheidung des Umweltausschusses von Herbst 2019 zu überdenken. Dieser hatte gegen eine Öffnung der Iphöfer Deponie für Bauschutt aus anderen Landkreisen gestimmt, obwohl sie bei der aktuellen Anliefermenge erst nach zwei Jahrhunderten voll wäre.
Haag fragte als Gast in die Runde: "Was hilft uns denn eine Deponie, die 210 Jahre hält, dem Bürger aber nur noch zwei Nachmittage pro Woche zur Verfügung steht?" Man solle überlegen, ob man nicht doch anderes Material annehme.
Diskussion um Lebensdauer der Deponie
Ausschussmitglied Josef Mend hielt dagegen. Er könne Haag als Unternehmer sehr gut verstehen. "Aber warum sollten wir unseren Grund und Boden zur Verfügung stellen für Bauschutt von woanders?" Der scheidende Iphöfer Bürgermeister vertrat die Ansicht, man solle mit der Lebensdauer der Deponie nicht zu großzügig umgehen: "Was tun wir, wenn sie in 20 Jahren voll ist?"
Neuer Grund und Boden sei schwierig zu finden. Niemand widersprach. Das Dilemma indes bleibt: Hochwertiges Recycling ist laut Philipp Kuhn sehr teuer und stehe darum der Innerort-Sanierung entgegen. 90 Prozent des Bauschutts werden schon jetzt wiederverwertet; diesen Wert wolle der Gesetzgeber aber noch steigern.
Auch Mend forderte, Altort-Bauherren von hohen Deponiekosten zu entlasten. Das ist laut der Landrätin aber nicht über die Abfallwirtschaft möglich, sondern erfordere "entsprechende Förderprogramme".