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Kitzingen: Kurioses Gerangel um Parkplätze am Kitzinger Bahnhof: Stadt will lieber Grünanlage als mehr Stellplätze

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Kurioses Gerangel um Parkplätze am Kitzinger Bahnhof: Stadt will lieber Grünanlage als mehr Stellplätze

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    Wie viel Grün muss sein am Kitzinger Bahnhof? Im Stadtrat hat man auf diese Frage keine einheitliche Antwort gefunden.  
    Wie viel Grün muss sein am Kitzinger Bahnhof? Im Stadtrat hat man auf diese Frage keine einheitliche Antwort gefunden.   Foto: Daniel Peter

    Die besten Zeiten des Kitzinger Bahnhofs sind schon ein Weilchen her, aber seit die Stadt vor drei Jahren Gebäude und Teile des Umfelds von einem zwielichtigen Investor erworben hat, versucht sie, den Reform- und Sanierungsstau an dieser Stelle aufzuarbeiten. Nur wenige Monate nach Übernahme der Immobilie hat sie im Sommer 2021 die Wartehalle wieder geöffnet, und für die folgenden Jahre hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Bahnhof der Zukunft zu entwickeln. Ein pulsierendes Verkehrsdrehkreuz, von dem der Aufbruch in ein neues Mobilitätszeitalter ausgehen soll.

    Dass darunter jeder etwas anderes versteht, hat man gerade im Stadtrat wieder erlebt. Die großen Weichen für den 2025 beginnenden Umbau sind zwar gestellt. Aber als der Zug jetzt eine weitere Leistungsphase erreichte und sich mit dem Kitzinger Büro arc.grün ein neuer Generalplaner aufs Gleis setzte, wurde manchem klar, dass auf der Strecke durchaus noch das eine oder andere Hindernis lauert. Da stand in Ralph Schäffner also plötzlich ein Mann auf der Lokomotive, der sich dem Stadtrat als "einer von drei Geschäftsführern von arc.grün" vorstellte. Man blickte in verdutzte Gesichter. Noch überraschender aber war, was der Handlungsreisende in Sachen Bahnhofsumbau im Gepäck hatte.

    Der Umbau des Bahnhofs kostet fast 14 Millionen Euro

    Statt drei gibt es jetzt also vier Planer, die sich um das Projekt kümmern – und rechnet man den Ausbau des vom Bahnhof abgehenden Amalienwegs dazu, sind es sogar fünf. Das ist einerseits der Komplexität des Vorhabens geschuldet, andererseits dem Dickicht des EU-Vergaberechts. Bei einem Projekt, das schon heute auf fast 14 Millionen Euro taxiert wird, braucht es verschiedene Kompetenzen. Und Planer Nummer vier fühlte sich vergangene Woche bemüßigt, das vom Stadtrat im Juni 2023 auf den Weg gebrachte Paket der Planer eins bis drei nochmal aufzuschnüren und dem Entwurf eine eigene Handschrift hinzuzufügen.

    Es ging um gestalterische Dinge am Zentralen Busbahnhof, um zusätzliche Bäume, um die Verlagerung der Taxi-Stellplätze vor dem Bahnhofsgebäude und den Umzug des Fahrrad-Parkhauses vom nördlichen in den südlichen Bereich. Aber eigentlich ging es um eine grundsätzliche Frage, die sich nicht nur CSU-Fraktionschef Stephan Küntzer stellte: "Wir hatten doch ein Konzept beschlossen: Wieso haben wir das jetzt noch einmal geändert?" Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) sagte, er sei "sprachlos", weil der neue Entwurf "nur noch bedingt" mit dem alten zu tun habe. Für Bauamtschef Oliver Graumann handelte es sich dabei um "ein paar notwendige Korrekturen und ansonsten nur Details".

    Die Kleingärten unterhalb des Kitzinger Bahnhofs in der Inneren Sulzfelder Straße sollen dem Umbau des Bahnhofsumfelds weichen.
    Die Kleingärten unterhalb des Kitzinger Bahnhofs in der Inneren Sulzfelder Straße sollen dem Umbau des Bahnhofsumfelds weichen. Foto: Eike Lenz

    Diese "Details" hätten zur Folge, dass man am Ende nur bei 180 Parkplätzen landet und nicht wie geplant bei 219. Südlich des Bahnhofs sollten 48 Stellplätze dazukommen, nach der Neuplanung sind es noch 32. Statt zusätzlichen Parkraum kündigte Generalplaner Schäffner dort eine kleine, parkähnliche Grünanlage an – just an jener Stelle, an der nach Beschluss des Stadtrates die jahrzehntelang gehegten Schrebergärten plattgemacht werden sollen.

    Am Iphöfer Bahnhof gibt es schon jetzt 180 Parkplätze

    Nicht nur deshalb zeigten sich mehrere Stadtratsmitglieder jetzt verwundert über das geplante "Wäldchen", wie Siegfried Müller (UsW) es nannte. Zweiter Bürgermeister Manfred Freitag (FW-FBW) und Hiltrud Stocker (CSU) forderten, den Parkplätzen den Vorzug zu geben. Stocker verwies auf Iphofen, wo es schon heute 180 Parkplätze gebe. Dort will die Stadt die Parkplatzanlage demnächst deutlich erweitern, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Schäffner berührten all diese Argumente kaum. Er warb im Stadtrat für die Grünanlage und sagte: "Einen Tod müssen wir sterben."

    Von Jens Pauluhn, dem Leiter des städtischen Tiefbauamts und Koordinator des Projekts, kam der Hinweis, man müsse die Leute dazu bringen, mit dem Bus zum Bahnhof zu kommen und nicht mit dem Auto. Schließlich stecke man viel Geld in einen neuen Busbahnhof, den einmal vier extralange Gelenkbusse und vier normale Busse gleichzeitig anfahren können. Pauluhn war es, der – ehe er im April 2022 ins Rathaus wechselte – noch als Stadtrat für den Bau eines mehrstöckigen Parkdecks am Bahnhof geworben hatte, mit seiner Idee aber bei der Mehrheit durchgefallen war. Sein Chef, Bauamtsleiter Graumann, erklärte in der jüngsten Sitzung, "nach aktuellem Bedarf" würden die Parkplätze reichen.

    Im Nachgang der Sitzung sagte Pauluhn, man wolle die "Anregung aus dem Stadtrat" ernst nehmen und entsprechend nachbessern. Dies könnte auf einen "Kompromiss" hinauslaufen und bedeuten, dass die Zahl der Parkplätze am Bahnhof doch noch wächst. Will der Stadtrat noch eine spürbare Änderung, muss er wohl aktiv in die Planung eingreifen.

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