Das silberne Jubiläum steht noch bevor: Am 15. Oktober ist es 25 Jahre her, dass Tamara Bischof (Freie Wähler) überraschend erstmals die Landratswahl im Landkreis Kitzingen gewonnen hat. Seither sitzt die Dettelbacherin felsenfest im Chefinsessel, den ihr niemand streitig machen konnte.
Und mit bald 62 Jahren wird sich Bischof erneut dem Votum der Kreisbürgerinnen und -bürger stellen – zum letzten Mal. Sie kandidiert am 8. März 2026 bei den Kommunalwahlen wieder für den Posten der Landrätin. Das hat sie nun, ein Jahr zuvor, im Gespräch mit der Redaktion bekannt gegeben.
"Es macht mir Spaß", sagt Bischof mit einem verschmitzten Lächeln. Auch wenn der Beruf sie 60 bis 70 Stunden in der Woche in Anspruch nimmt. "Ich arbeite gern und komme aus einer Familie, in der Arbeit positiv gesehen wird." Und schließlich hat sie den Anspruch, "etwas zu erreichen, zu bewegen und den Landkreis Kitzingen voranzubringen", wie sie sagt.
Freie Wähler gemeinsam für erneute Landratskandidatur Bischofs
Zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landratsamt wolle sie den Bürgern helfen, sagt sie über ihre Motivation. Und solange Bischof will, wird auch kein anderer Freier Wähler die Hand heben. Kein Wunder also, dass sowohl die Kreistagsfraktion als auch der Kreisverband der Freien Wähler die Kandidatur ihrer Spitzenfrau befürworten. "Es war ein gemeinsamer Wunsch" der Gremien. "Alle stehen dahinter", berichtet Bischof von den internen Gesprächen.

Tatsächlich hat die Power-Frau sich über die Jahrzehnte eine herausragende Stellung erarbeitet. Im Landratsamt fing sie 1994 als Juristin an, arbeitete sich durch mehrere Abteilungen, bis sie 2000 ihren damaligen Chef und Förderer Siegfried Naser (CSU) im Amt beerbte.
Seither ist ihre Amtsführung geprägt von einer Mischung aus größtmöglichem Miteinander in der Politik über alle Parteigrenzen und klaren Ansagen in der Verwaltung. Die Juristin kennt sich nicht nur in vielen Sachgebieten aus; sie weiß oft auch um die Details.
Eine Chefin, die mit Zuckerbrot und Peitsche regiert
Obwohl Bischof gern in bonbonfarbener Kleidung auftritt: Sie regiert mit Zuckerbrot und Peitsche. Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber kann sie unerbittlich sein, wenn es darum geht, als Kreisbehörde effizient, schnell und bürgernah zu handeln oder wenn die Belegschaft aus ihrer Sicht zu oft ins Homeoffice wechseln möchte. Bischof hat das Kitzinger Landratsamt konsequent auf Dienstleistung getrimmt.
Andererseits fördert sie ihr Personal und gewährt ihm nicht nur Entscheidungsspielräume, sondern ruft sogar dazu auf, diese "nach bestem Wissen und Gewissen" mutig zu nutzen. "Wenn dabei Fehler passieren, reiße ich niemandem den Kopf ab", sagt die Landrätin. Und das in einer Zeit, in der sich nicht wenige Verwaltungen hinter Gesetzen und Paragrafen verstecken, weil sie die Streitbarkeit und die Rechtsschutz-Versicherungen ihrer Bürgerinnen und Bürger fürchten.

Bischofs Credo ist ein anderes: "Für eine geordnete Verwaltung sorgen, aber den Bürger nicht mit Bürokratie gängeln." Immer wieder lässt sie sich Fälle vorlegen, in denen Bürgerinnen und Bürger an Formalismus und Behördenmentalität verzweifeln, von der Bürokratie überfordert sind. Dann sucht sie mit ihrer Verwaltung nach pragmatischen Lösungen.
Mit dieser Amtsführung eckt Bischof zuweilen weiter oben an, ist sie doch schon doppelte Minderheit in einer Person: Freie-Wähler-Landrätin und Frau in einer CSU- und männerdominierten Hierarchie. Aber das kümmert sie nicht. Sie sitzt an der Schnittstelle zwischen staatlicher und kommunaler Verwaltung. Und wenn der Landrätin die Vorgaben von Bund, Land oder der Regierung von Unterfranken gegen den Strich gehen, weil sie darin negative Auswirkungen auf Städte, Gemeinden und Bürgerschaft sieht, stellt sie sich quer. Eine Rebellin im Verwaltungsapparat, die dadurch punktet, dass ihre eigene Verwaltung weitgehend reibungslos arbeitet.
Landrätin Tamara Bischof fordert konsequenten Bürokratieabbau

Deshalb fordert Bischof von der neuen Bundes- wie der amtierenden Landesregierung einen deutlichen Bürokratieabbau. "Was Bürger an Anträgen für Kleinkram ausfüllen müssen, ist total überzogen", lautet ihre Erfahrung. Außerdem bleibe dadurch viel Geld und Personal auf der Strecke, das besser anders eingesetzt werden könnte.
Da blitzt nicht nur die Erfahrung der Landrätin durch, sondern auch die Bedeutung, die sie in Bayern hat. So pflegt sie gute Kontakte in die Freie-Wähler-Hälfte der Landesregierung. Und sie sitzt in wichtigen bayerischen Verbänden selbst in wichtiger Position, sei es als Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft oder als eine der Vizepräsidenten des Bayerischen Landkreistags oder als Bezirksrätin in Würzburg. In solchen Gremien hat das Wort der Unterfränkin Gewicht und zugleich sorgt dieser Blick über den Tellerrand dafür, dass Bischof früh Entwicklungen erkennt, die den Landkreis Kitzingen betreffen werden.

Ein Beispiel dafür ist die Krankenhausreform des Bundes: Schon bald war Bischof klar, dass die Klinik Kitzinger Land (KKL) als kleines Krankenhaus auf dem Land allein keine Chance mehr haben würde. Deshalb strebt sie zusammen mit dem Landkreis Würzburg die Fusion der KKL mit der Main-Klinik Ochsenfurt an. Das Ziel: eine wohnortnahe, stationäre medizinische Versorgung erhalten.
Aber das ist nur eines der Projekte, die Bischof in ihrer womöglich nächsten und letzten Amtszeit weiterverfolgen will.