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Kitzingen: Landwirt verfolgt Eierdiebe eine Stunde lang: Rentner-Paar kommt Hofladen-Plünderung teuer zu stehen

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Landwirt verfolgt Eierdiebe eine Stunde lang: Rentner-Paar kommt Hofladen-Plünderung teuer zu stehen

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    Ein älteres Pärchen plünderte einen Hofladen und ließ dabei auch alle Eier mitgehen – was sich der betroffene Landwirt nicht gefallen ließ. Er nahm die Verfolgung auf.
    Ein älteres Pärchen plünderte einen Hofladen und ließ dabei auch alle Eier mitgehen – was sich der betroffene Landwirt nicht gefallen ließ. Er nahm die Verfolgung auf. Foto: Soeren Stache, dpa

    Der Landwirt hat seinen kleinen Hofladen, einem Trend folgend, kürzlich aufgemacht. Direkt an seinem Anwesen. Das Ganze läuft auf Vertrauensbasis: Wer sich mit Eiern, Nudeln oder Gemüse eindeckt, zahlt selbstständig in eine Kasse ein. Das ging gerade mal vier Wochen gut. Dann das: Die Tür steht sperrangelweit auf. Der Laden: geplündert. Eine Kundin berichtet dem Landwirt, dass sie zum fraglichen Zeitpunkt ein rotes Auto wegfahren sah.

    Drei Tage später. Der Landwirt sieht, wie wieder ein rotes Auto vor seinem Laden steht. Alle Alarmglocken gehen bei ihm an. Er geht nachschauen. Die Tür: sperrangelweit auf. Der Laden: wieder geplündert. Keine Spur mehr von den etwa 50 Eiern und anderen Waren. Als das rote Auto gerade wegfährt, spurtet der wütende Landwirt zu seinem Wagen. Er ist sich sicher: Da fahren gerade die Plünderer weg, die wieder zugeschlagen haben.

    Dann wird es skurril: Es beginnt eine einstündige Fahrt quer durch den Landkreis. Einmal kann der Landwirt das rote Auto stoppen. Er steigt aus, nähert sich dem Wagen. Auf dessen Rücksitz sieht er seine Waren aus dem Laden. In dem Wagen sitzt ein älteres Paar. Es kommt zu einem kurzen Wortwechsel. Ehe es sich der Landwirt versieht, gibt der Fahrer wieder Gas und setzt unverdrossen seine Fahrt fort – als sei nichts gewesen. Nun ist es keine wilde Verfolgungsfahrt: Es geht fast gemächlich zu. Aber: Das rote Auto hält partout nicht an.

    Pylonen sollen die Flucht der Diebe stoppen

    Als der Wagen auf Rödelsee zusteuert, ruft der Landwirt dort flugs einen Kumpel an. Um ihn um einen Gefallen zu bitten: Ob er nicht das Auto mit dem Diebesgut irgendwie stoppen könne? Der Kumpel eilt zur Straße, stellt dort Pylonen auf. Hilft aber auch nichts, der rote Wagen hält wieder nur kurz, rumpelt dann mehr oder weniger über das Hindernis und setzt unverdrossen seine Fahrt fort. Der Landwirt hat inzwischen auch die Polizei alarmiert. Ein Streifenwagen kommt wenig später dem roten Auto entgegen und stellt sich als Sperre davor. – Ende der einstündigen Irrfahrt, das Rentnerpaar hält nun endlich an.

    Die Rentner tun zunächst unschuldig: Man habe doch nichts getan, man wisse gar nicht, was los ist. Vor allem aber: Die Waren aus dem Hofladen habe man selbstverständlich bezahlt und einen 20-Euro-Schein in die Kasse gesteckt. Als das wenig später überprüft wird, stellt sich heraus: Es gibt keinen 20-Euro-Schein. Dafür findet sich ein Kassenzettel. Dieser wurde anstelle von Geld in die Kasse gesteckt – wohl um einen Bezahlvorgang wegen der im Laden montierten Kamera vorzutäuschen.

    65-Jähriger wird immer wieder bei Schwarzfahrten erwischt

    Unabhängig davon, dass die Kamera gar nicht funktionierte, ergab die Überprüfung des Kassenzettels, dass das Paar unmittelbar zuvor in einem Supermarkt eingekauft hatte. Dort waren die Rentner ebenfalls aufgefallen, weil sie offensichtlich versucht hatten, Waren an der Kasse vorbeizuschmuggeln. Die Kassiererin verhinderte das, ließ die Sache aber auf sich beruhen. Gut zu sehen war dieser Fall für die Polizei aber dennoch – weil im Supermarkt die Kamera funktionierte.

    Die seltsame Fahrt durch den Landkreis hat eine weitere skurrile Note: Der 65-jährige Fahrer besitzt schon längere Zeit keinen Führerschein mehr. Drei seiner fünf Vorverurteilungen erhielt er wegen Schwarzfahrten. Die 73-jährige Beifahrerin, mit der er zusammenlebt, ist die Halterin des Wagens und muss sich nun vorwerfen lassen, dass sie ihren Partner ans Steuer ließ.

    Als würde das alles nicht reichen, kommt es für den 65-Jährigen noch dicker: Anfang dieses Jahres beleidigte er in Kitzingen einen Polizisten – sowohl verbal als auch mit dem Mittelfinger. Weil die Zivilstreife aus seiner Sicht zu spät geblinkt hatte, fuhr der Mann – diesmal auf der Beifahrerseite sitzend – den Mittelfinger aus. Als ihn der Polizist daraufhin zur Rede stellte, wurde der Rentner ausfallend.

    Rentner-Paar lebt am Existenzminimum und hat Probleme

    Bei der Verhandlung vor der Kitzinger Strafrichterin Ingrid Johann gaben die beiden Angeklagten ein mitunter seltsames Bild ab: Sie bestritten immerzu, was längst nicht mehr zu bestreiten war. Wie sich zeigte, gibt es mit dem Duo zudem schon geraume Zeit Probleme. "Amtsbekannt" sei das Paar, berichtete einer der Beamten im Zeugenstand. Dabei hätten beide eigentlich genug mit sich zu tun: Beide sind gesundheitlich schwer angeschlagen. Sie leben am Existenzminimum, und die 73-Jährige hat aus einer früheren Selbständigkeit noch 60.000 Euro Schulden. 

    Und es wird nicht einfacher: Beide holen sich am Ende ordentliche Geldstrafen ab. Die Frau muss 1800 Euro (60 Tagessätze zu je 30 Euro) abstottern. Für den 65-Jährigen wird es noch heftiger: Er bekommt 3000 Euro (150 Tagessätze zu je 20 Euro) aufgebrummt. Zudem wird er zu einer zwölfmonatigen Führerscheinsperre verurteilt.

    Die ist allerdings eher "theoretisch", wie das Gericht betonte: Es spreche vieles dafür, dass der Mann, dem vor vielen Jahren der Führerschein abgenommen wurde, diesen seinen Lebtag lang nie wiedersehen werde.   

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