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Kitzingen: Leoni will massiv Stellen abbauen

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Leoni will massiv Stellen abbauen

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    Der Kabelbauer und Automobilzulieferer Leoni erfährt derzeit wirtschaftlichen Gegenwind. Der Abbau von 2000 Stellen weltweit soll für Linderung sorgen.
    Der Kabelbauer und Automobilzulieferer Leoni erfährt derzeit wirtschaftlichen Gegenwind. Der Abbau von 2000 Stellen weltweit soll für Linderung sorgen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Der fränkische Kabelbauer Leoni will weltweit 2000 Stellen abbauen, um wirtschaftlich wieder in die Spur zu kommen. Was auf die Niederlassung in Kitzingen zukommt, ist offenbar noch nicht klar. Dort ist die Bordnetzzentrale des Konzerns mit knapp 1000 Mitarbeitern. Unter Bordnetzen sind vor allem dicke Kabelstränge und damit zusammenhängende Elektro-Komponenten zum Beispiel in Autos zu verstehen.

    Wie das im SDax notierte Unternehmen mit Sitz in Nürnberg am Sonntagabend mitteilte, ist die Lage ernst: So hat sich der Konzernüberschuss 2018 gegenüber dem Vorjahr auf 73 Millionen Euro halbiert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank von 227 auf 144 Millionen Euro.

    Worauf die Talfahrt zurückzuführen ist

    Die Talfahrt bei diesen wichtigen Unternehmenszahlen führt Leoni vor allem auf Schwierigkeiten in einem neuen Werk in Mexiko zurück. Außerdem sei der Wind in der Branche rauer geworden. "Insgesamt sieht sich das Unternehmen mit einem zunehmend herausfordernden Marktumfeld unter anderem in China konfrontiert", heißt es in einer börsenrechtlich vorgeschriebenen Adhoc-Meldung vom Sonntag.

    Leoni ist seit gut 50 Jahren in Kitzingen, wo die Bordnetzsparte geleitet wird. Was auf die Niederlassung nun wegen der schlechten Geschäftszahlen zukommt, ist offen.
    Leoni ist seit gut 50 Jahren in Kitzingen, wo die Bordnetzsparte geleitet wird. Was auf die Niederlassung nun wegen der schlechten Geschäftszahlen zukommt, ist offen. Foto: Leoni

    Wegen der Brisanz der Zahlen hat Leoni eine für Dienstag geplante Bilanz-Pressekonferenz in Kitzingen abgesagt und am Montag eine telefonische Runde anberaumt. Konzernsprecher Sven Schmidt sagte auf Anfrage, dass "alles noch offen" sei, was die geplante Stellenstreichung angeht. Leoni werde jetzt erst einmal Gespräche mit Arbeitnehmervertretern aufnehmen. Für den Konzern sei es jetzt wichtig, "die Profitabilität wieder auf einen grünen Zweig zu bringen".

    Finanzchef muss gehen

    Nach Unternehmensangaben soll der Abbau der 2000 Arbeitsplätze zu einem Viertel in Hochlohnländern erfolgen. Damit sei Deutschland gemeint sowie Rest-Europa, Nordamerika und teilweise China, wie Konzernchef Aldo Kamper sagte. Zudem soll es im Konzern einen Einstellungsstopp geben. Gehaltserhöhungen für außertarifliche und leitende Angestellte würden bis auf Weiteres aufgeschoben.

    Leoni-Vorstandsvorsitzender Aldo Kamper schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.
    Leoni-Vorstandsvorsitzender Aldo Kamper schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Foto: Armin Weigel, dpa

    Kamper zufolge werden die 2000 Stellen in erster Linie im Management und der Verwaltung abgebaut. Dieser Bereich umfasse 20 000 der insgesamt 90 000 Beschäftigten in 31 Ländern.

    Es werde dabei jeder Standort unter die Lupe genommen, also auch Kitzingen. "Wir können keinen außen vor lassen", wenngleich Kitzingen ein wichtiges Glied in der Kette sei, sagte der Vorstandsvorsitzende am Montag. Die Gespräche mit den Sozialpartnern wie Gewerkschaften und Betriebsräte "werden wir jetzt aufnehmen". Er rechne damit, dass es im dritten Quartal dieses Jahres dazu Resultate gebe. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Kamper nicht aus.

    IG Metall übt Kritik an Leoni

    Kritik hagelte es am Montag von der IG Metall. Zweiter Bevollmächtigter Norbert Zirnsak (Würzburg) warf Leoni eine "höchst undurchsichtige" Informationspolitik gerade mit Blick auf den geplanten Stellenabbau vor. Die Belegschaft in Kitzingen "ist erheblich verunsichert und bangt um Arbeitsplätze". Die Weichen dort sollten vielmehr in Richtung Jobsicherung gestellt werden.

    Bis 2022 will Leoni pro Jahr 500 Millionen Euro Kosten im Konzern sparen. Im Zuge der aktuellen Krise habe Finanzchef Karl Gadesmann seinen Posten mit sofortiger Wirkung aufgegeben, heißt es in einer Mitteilung weiter. Martin Stüttem werde künftig die Funktion als Chief Operating Officer (COO) der Bordnetzsparte übernehmen, "um sich vorrangig auf die Verbesserung der operativen Performance in den Werken konzentrieren zu können."

    Situation ist "anhaltend schwierig"

    War 2018 schon kein gutes Geschäftsjahr für die Nürnberger, sieht es aktuell offenbar auch nicht besser aus. "In den ersten zwei Monaten des Jahres 2019 hat sich die anhaltend schwierige Situation von Leoni in unerwartetem Umfang fortgesetzt", ist in der Mitteilung weiter zu lesen.

    Im Bordnetzbereich drücken demnach "weiterhin hohe Personal- und Frachtkosten" im Zusammenhang mit den Startproblemen im neuen Werk in Merida (Mexiko). Für 2019 rechnet der Konzern allein dort mit Belastungen von etwa 50 Millionen Euro. 

    Wo Kosten gedrückt werden sollen

    Die Leoni AG kündigte weiter an, die Kosten im Vertrieb, in der Forschung und der IT drücken zu wollen. Außerdem werde das Unternehmen in eine Finanzholding sowie in zwei unternehmerisch eigenständige Divisionen aufgeteilt, um flexibler zu sein. Außerdem werde das organische Wachstum im Bordnetz-Bereich "auf das Niveau der Marktentwicklung" beschränkt.

    Dass den Nürnberger Automobilzulieferer offenbar mächtig der Schuh drückt, machte Vorstandsvorsitzender Kamper in der Mitteilung vom Sonntag deutlich: "Die Entwicklungen zum Ende des Geschäftsjahres 2018 und insbesondere in den ersten beiden Monaten 2019 haben deutlich gemacht, dass wir noch schneller und konsequenter handeln müssen, um Leoni wieder auf die Erfolgsspur zu bringen."

    Immerhin sieht es den jetzt vorgelegten Zahlen zufolge beim Umsatz ein bisschen rosig aus: Er ging 2018 im Jahresvergleich von 4,9 auf 5,1 Milliarden Euro hoch. Doch der Kostendruck sei unter anderem wegen gestiegener Rohstoffpreise gestiegen.

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