Wenn riesige pinke Flamingos, rote Kanus und bunte Schlauchboote aufeinandertreffen, dann ist Hochsaison auf dem Altmain. Der idyllische, für die Berufsschifffahrt gesperrte, Teil des Mains zwischen Astheim und Gerlachshausen zieht jeden Sommer Tausende Wassersuchende an – sowohl einheimische als auch auswärtige.
Doch es gibt nicht nur positive Stimmen zu diesem Wassertourismus. Vor allem in den beiden Corona-Jahren waren die Gemüter der Anwohner aufgrund des enormen Andrangs erhitzt, es kam sogar zu einer Demo in Astheim. Doch was hat sich seitdem getan? Das untersucht nach dem Blick auf die Sicherheit nun der zweite Teil einer dreiteiligen Artikelreihe.
Menschen müssten ihren Müll wieder mitnehmen, aber nicht alle tun das
Der Altmain ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und sollte nach Ansicht von Elmar Erhard, Vorsitzender des Vereins Lama (Landschaftsschutz Mainschleife), respektvoll behandelt werden. Im Klartext heißt das, dass alle, die auf und am Main unterwegs sind, ihren Müll wieder mitnehmen sollen. "Wenn man den Altmain in der Hauptsaison mit dem Boot abfährt, sieht man, was die Menschen dort alles entsorgen", sagt Erhard.

Aber nicht nur der Müll stelle eine Belastung für die Natur dar, sondern auch Lärm und laute Musik sowie Störungen im Uferbereich bei der An- und Abfahrt und das Betreten der geschützten Bereiche, ergänzt Michael Zwanziger von den Volkacher Grünen. Ulrike Geise vom Bund Naturschutz (BN) fordert: "Den Menschen sollte klar sein, dass sie sich in der Natur bewegen, und daher sollten sie sich ruhig verhalten und sich von den Ufern entfernt bewegen."
Kanuverleih verteilt Sieben-Punkte-Plan an alle Kundinnen und Kunden
Dieser Meinung ist auch Markus Schönfelder, Geschäftsführer vom Kanuverleih Waterwalker in Volkach. Deshalb habe er gemeinsam mit seinem Team ein Umweltkonzept erarbeitet, das alle seine Kunden mitbekommen. Der Sieben-Punkte-Plan beinhaltet unter anderem, dass man Abstand zu Vögeln halten, sein Boot am Ufer tragen und nur an den dafür ausgewiesenen Stellen rasten solle.

Der ehemalige Ortssprecher von Astheim, Jochen Flammersberger, moniert, "dass manche Natursuchende das einzigartige Mäanderschutzgebiet regelrecht zertrampeln und teilweise sogar vor einer Sense nicht zurückschrecken, um sich den Weg zum Mainufer zu bahnen". Und Erhard fügt hinzu, dass sie sich auf diese Weise unerlaubterweise "ihre eigene kleine Badebucht schaffen". Flammersberger wie auch Erhard werfen der Stadt Volkach vor, sich nicht genügend für den Naturschutz einzusetzen.
Auf Bannern an Bauzäunen stehen Verhaltensregeln für den Altmain
Dem widerspricht Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein energisch und weist darauf hin, dass die Stadt Volkach unter anderem Bauzaunbanner mit Verhaltensregeln für Wassertouristen aufgehängt habe. Diese enthalten Regeln, wie zum Beispiel das Verbot von lauter Musik oder die Aufforderung, während der Brut- und Aufzuchtzeit Abstand zu Schilf, Sandbänken und Uferbereichen zu halten.

Andrea Rauch, Sprecherin der Grünen im Stadtrat, pflichtet ihm bei: "Als Grüne Fraktion können wir nur sagen, dass wir den Naturschutz ausreichend finden und das Wasserwirtschaftsamt den Bereich überwacht. Falls es Beschwerden oder Einsätze gibt, die Folgen hervorrufen würden, würden wir auch als Stadtrat reagieren, sofern möglich."
Wie viel ist derzeit überhaupt los auf dem Altmain?
Fakt ist, je mehr Menschen auf dem Gewässer unterwegs sind, desto mehr Lärm und Müll entstehen. Aber wie viel ist derzeit überhaupt los auf dem Altmain?
Laut der Gemeinde Nordheim ist der Verkehr bisher "normal" und "nicht mit den Corona-Jahren vergleichbar". Markus Schönfelder bestätigt, dass sie aufgrund des bisher durchwachsenen Wetters und des hohen Wasserstands des Mains im Juni bisher weniger Paddler aufs Wasser gebracht hätten als die Jahre zuvor. Auch Bäuerlein spricht von einer "kontrollierten Situation am Altmain und bisher kaum Beschwerden von Anwohnern".

Jochen Flammersberger hingegen findet den Andrang "ungebrochen groß, vor allem seit Corona". Deshalb sei ihm und anderen Anwohnern auch die Parksituation in Astheim ein Dorn im Auge. Ihn störe vor allem die Ignoranz vieler Wassertouristen, "die oftmals viel zu schnell durch den Ort fahren und alles zuparken." Seiner Ansicht nach müsse die Stadt Volkach hier noch strenger kontrollieren.
"Wir sind ein Erlebnisort und da ist es den Anwohnern bis zu einem gewissen Grad zuzumuten, dass hier was los ist."
Andrea Rauch, Grünen-Fraktionssprecherin im Volkacher Stadtrat
In dem Punkt hat seine frühere Stadtratskollegin Andrea Rauch, selbst Anwohnerin des Volkacher Marktplatzes, eine andere Meinung: "Dass Anwohner wie Jochen Flammersberger nicht so begeistert sind, ist verständlich, aber wir sind ein Erlebnisort und da ist es den Anwohnern bis zu einem gewissen Grad zuzumuten, dass hier was los ist."
Bäuerlein verweist zudem darauf, dass die Stadt bereits einiges getan habe. So seien absolute Halteverbote erlassen worden, dafür seit 2020 ein gut ausgeschilderter Parkplatz für Altmainbesucher an der Mainbrücke geschaffen und eine Be- und Entladezone an der Einsetzstelle vom Altmain beim Sportheim eingerichtet. Außerdem kontrolliere der Verkehrsüberwachungsdienst auch am Wochenende.
Neues Leitsystem für die Besucher des Altmains ist in Arbeit
Trotzdem komme es leider immer wieder zu individuellem Fehlverhalten, bedauert der Bürgermeister. Sebastian Karl, Tourismuschef von Volkach, ergänzt: "Wir sind gerade dabei, in Astheim ein neues, kommunikatives Leitsystem für die Besucher des Altmains zu erstellen."

Am Ende sind sich alle einig, dass der Altmain genutzt und genossen werden soll. Wichtig seien dafür allerdings der respektvolle Umgang mit der Natur, die Einhaltung der Regeln und die Rücksichtnahme untereinander. Ohnehin gilt dort der sogenannte "Gemeingebrauch", wie Sebastian Roger vom Wasserschifffahrtsamt (WSA) Main betont: "Wir dürfen und wollen den Main nicht komplett absperren."
Wie die Paddler und Kanufahrerinnen selbst darüber denken, wird im dritten Teil zu lesen sein. Er schließt die Altmain-Serie ab.