Theoretisch sind sich alle einig: Die Mainschleifenbahn soll vom Ausflugsbähnle wieder zum Pendlerzug nach Würzburg werden. Ein lautes Ja zu diesem Vorhaben kam und kommt von den Vorreitern des Fördervereins Mainschleifenbahn, den Landkreisen Kitzingen, Würzburg und Schweinfurt, der Stadt Volkach und den Gemeinden Prosselsheim und Eisenheim. Auch die beiden Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) und Barbara Becker (CSU) präsentieren sich gerne als Kämpfer für die Reaktivierung.
Dazu kam die Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zum "Klimaland Bayern", in der er vor wenigen Tagen die nachhaltige Mobilität angepriesen hat. Von der Reaktivierung stillgelegter Nebenstrecken im ländlichen Raum war da wieder einmal die Rede. Vollmundig versprach Söder: "Mobilität ist nicht ein Privileg der Stadt, sondern es muss in Bayern überall in gleicher Weise garantiert werden." Klingt das nicht sogar nach einem vorgezogenen Start für die Mainschleifenbahn?

Das Gegenteil ist der Fall: Ende 2027 statt ab Januar 2026 soll die Mainschleifenbahn erst wieder ins DB-Netz integriert werden, teilte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) kürzlich mit. Und diese Verspätung von zwei Jahren verärgerte vergangene Woche nicht nur die Mitglieder des Kreisausschusses, sondern nun auch die Volkacher Stadträtinnen und Stadträte.
Protest von Grünen und Freie Wählern
Diesen Unmut zu spüren bekam Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) bei der Stadtratssitzung am Montagabend in der Mainschleifenhalle. Er hatte davon gesprochen, dass das Projekt "nach und nach abgewickelt" werde. Es sei noch viel zu tun, aber er sei zuversichtlich, "da zügig weiterzukommen".
Das war Andrea Rauch (Grüne) zu wenig. Das Mindeste sei, es auch zu machen wie die Landrätin, nahm sie Bezug auf die Kreistagssitzung und das dort beschlossene Protestschreiben an das Verkehrs- und Umweltministerium. Als Bäuerlein ihr darauf zusagte, "unseren Willen" kundzutun, rief FWG-Fraktionssprecher Herbert Römmelt laut ein: "Unser Missfallen!" Und sein FWG-Kollege Peter Kornell nahm Bezug auf Söders Regierungserklärung und schlug vor, den Ministerpräsidenten selbst anzuschreiben. Und zu seinem Nachfolger sagte der frisch geehrte Altbürgermeister: "Ich will Dich sehr bitten, da Ambitionen zu entwickeln."
Schreiben an Ministerpräsident Söder
Der Bürgermeister versprach, die Schreiben an die Ministerien und Söder zu schicken. Und er wehrte sich gegen die Kritik: "Wir sind da schon ambitioniert dabei." Für ihn sei das ein Henne-Ei-Problem. Während die BEG erwarte, dass erst sämtliche Vorarbeiten seitens der Gesellschafter (darunter die Stadt Volkach) der Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH (MIG) erledigt seien, sei diese wiederum von der BEG abhängig.
Im Nachgang zu der Sitzung wurde Bäuerlein deutlicher: "Ich ärgere mich auch über die BEG, das dürfen Sie ruhig schreiben." Diese ist eine hundertprozentige Tochter des Freistaats Bayern, ihre Aufsichtsratsvorsitzende die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU). Auch Volkachs Bürgermeister sieht die Eisenbahngesellschaft nun – im Wortsinn – am Zug. Diese sei schließlich eine Betriebsgesellschaft, keine Eisenbahn-Verhinderungs-Gesellschaft, aber so komme sie einem oft vor: "Bei der Reaktivierung der Mainschleifenbahn müssten die mal proaktiv rangehen."