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Kleinlangheim: Martin Luther: Einer, der sich nie den Schnabel verbieten ließ

Kleinlangheim

Martin Luther: Einer, der sich nie den Schnabel verbieten ließ

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    Interessantes aus dem Leben Martin Luthers wusste Hans Driesel in der Kleinlangheimer evangelischen Kirche zu berichten.
    Interessantes aus dem Leben Martin Luthers wusste Hans Driesel in der Kleinlangheimer evangelischen Kirche zu berichten. Foto: Winfried Worschech

    Eigentlich feiert der Förderkreis Kirchenburg Kleinlangheim seit 1980 Ende Juli das Kirchenburgfest mit kulturellen Veranstaltungen. Nachdem auch in diesem Jahr Corona einen Strich durch Überlegungen dieser Art machte, suchte der Förderkreis unter der Stabführung von Monika Conrad nach einer Alternative und fand sie in der Form eines Kulturnachmittags am Samstag in der Kirche St. Georg und Maria.

    Im Mittelpunkt stand dabei ein Vortrag von Hans Driesel über Martin Luther mit manchen noch nicht bekannten Aussagen. Ehefrau Hildegard Driesel trug als Luthers Ehefrau Katharina von Bora ihre Sichtweise zu damaligen Geschehnissen bei und für die musikalische Begleitung sorgten Valentina Zielonka an der Orgel und Marina Klinger mit der Harfe. Mit dem 500-jährigen Jubiläum des Reichstag zu Worms im Jahr 1521 kam auch dieses Ereignis zur Sprache, bei dem Martin Luther in Acht und Bann erklärt wurde.

    Luther bezeichnete die Frau als "einzigartiges Werk Christi"

    Auf einen "Vortrag der besonderen Art von einem humorvollen Kenner der Geschichte" freute sich Pfarrer Harald Vogt bei seinen Begrüßungsworten. Er bekannte, dass er gerne Lutheraner sei, "auch deshalb, weil der sich nie absolut gesetzt hat und immer erklärte, dass Bauch, Herz, Verstand und Seele zusammen gehören".

    Hans Driesel zitierte den Nürnberger Meistersinger Hans Sachs, der 1523 in seinem Stammbuch Luther als "rhetorisches Kraftpaket" und auch als "Nachtigall" bezeichnete, die sich nie den Schnabel verbieten ließ, "für das, was er als recht erkannt hat". So habe er zum Beispiel den theologischen Hauptgegner der Reformation und Ablasshändler Johann Eck gemeint, als von einem "wilden Schwein" die Rede war. Seiner Zeit weit voraus war er auch mit der Aussage, als er die Frau als "einzigartiges Werk Christi" bezeichnete.

    Humorvolle Bemerkungen in den Briefen Luthers

    Luthers Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" bezeichnete Driesel als "Meilenstein zwischen Mittelalter und Neuzeit". Betont wurde, dass Luther keine Kirchenspaltung wollte und auch nicht die Revolution, die durch die Reformation hervor gerufen wurde und die dazu führte, dass die alte Ordnung aus den Fugen geriet.

    Hildegard Driesel in der Rolle der Katharina von Bora.
    Hildegard Driesel in der Rolle der Katharina von Bora. Foto: Winfried Worschech

    Luther selbst wurde nach der Exkommunikation auf der Wartburg vor seinen Feinden in Sicherheit gebracht, wie er in einem Schreiben an Lucas Cranach berichtet, in dem davon die Rede ist, "dass ich mich vor den römischen Wölfen verbergen muss". Auf der Wartburg übersetzte Luther die altgriechische Version des hebräischen Textes des Neuen Testaments in elf Wochen in das Neuhochdeutsche, "was als entscheidender Schritt zur modernen deutschen Hochsprache gilt".

    Von der Wartburg schreibt Luther 38 Briefe an Freunde, unter ihnen auch Philipp Melanchthon, in denen er auch seinen Anhängern zur Mäßigung gegenüber katholischen Widersachern aufruft. Auch diese Briefe sind mit humorvollen Bemerkungen gewürzt, so schreibt Luther davon, "dass der Herr mich getroffen hat mit Schmerzen am Arsch".

    Luthers Wortbilder sind noch im heutigen Sprachgebrauch

    Driesel charakterisiert Luther auch als "Sprachschöpfer", der sich gerne einer deftigen Sprache bediente und auch seine Predigten mit Wortbildern würzte, die auch heute noch vielfach im Sprachgebrauch sind, wie zum Beispiel "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus" oder "Gleich und gleich gesellt sich gern" und "was wäre die deutsche Sprache ohne Martin Luther", so die rhetorische Frage Driesels.

    Ein dunkles Kapitel ist die Einstellung Luthers in seinen späteren Jahren zu den Juden, als er zu deren Verfolgung aufruft "und davon findet sich manches im Sprachgebrauch der Nazis wieder". Die Heirat Luthers 1525 mit Katharina von Bora bezeichnet der Referent als "Glücksfall, da sie ihm den Rücken frei gehalten hat, denn hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau, wie der Volksmund sagt".

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