„Schon um die Linde war es voll und alles tanzte schon wie toll“ – bei Goethes Meisterwerk Faust bekommt der Lindenbaum die Bedeutung, die er traditionell in vielen fränkischen Orten hatte. Aber nicht nur Goethe beschäftigte sich mit diesem besonderem Baum, auch Franz Schubert kam nicht umhin, die Linde besingen zu lassen.
Besonders markantes Symbol
So wie in Mönchsondheim, war ein Lindenbaum meist der Mittelpunkt eines fränkischen Dorfes. Unter ihren großen Ästen wurden Neuigkeiten ausgetauscht, Urteile gesprochen und so mancher Schoppen getrunken. Die Linde wird „als besonders markantes Symbol für das dörfliche Leben“ in den Mittelpunkt gerückt, meint Museumsleiter Reinhard Hüßner. Nicht etwa mit Kamille sondern mit Lindenblüten kam man einst gegen Erkältungen an.
Auch für ein gut funktionierendes Ökosystem spielt die Linde eine zentrale Rolle. Exponate der selten gewordenen Tanz- oder Friedenslinde sind ebenfalls im Museum zu sehen. Dass es mehr als 400 Lindengewächse gibt, weiß kaum jemand. Hüßner lobte vor allem, dass heute endlich eine Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken und der Stadt Iphofen realisiert wurde.
Sein Dank gilt auch dem Team des Kirchenburgmuseums Mönchsondheim und der Kunsthistorikerin Daniela Schedel. Bezirksrat Horst Herbert bezifferte die Unterstützung für den Museumskomplex Mönchsondheim auf 100 000 Euro pro Jahr. Auf Überraschungen war Herbert gefasst, hatte er doch damit gerechnet, dass der „gewürfelte Franke“ Hüßner die Ausstellung kurzerhand nach draußen unter den Lindenbaum verlegt hat.
Doch die „Frankobarden“ besangen den Lindenbaum so gelungen, dass man sich gedanklich auf ein Dorffest in seinem Schatten versetzt fühlte. Robert Finster (stellvertretender Landrat) bewertete „die Synergieeffekte zwischen Landkreis, Bezirk und der Stadt Iphofen“ ebenfalls als sehr wertvoll. „Das Alte und Bewährte verschwindet in unserer Wegwerfgesellschaft“, bemerkt Finster. Wie wertvoll es jedoch für das kulturelle und soziale Leben sei, zeige diese Museumsschau. Iphofens Stadtrat Günter Schatz betonte: „Wir sind stolz auf unser Museum.“
Konzeption: Daniela Schedel
Nicht möglich wäre diese Ausstellung allerdings ohne die selbstständige Kunsthistorikerin und Volkskundlerin Daniela Schedel aus Kitzingen gewesen. In der kurzen Zeit von drei Monaten konzipierte sie diese gelungene Ausstellung. „So manche Linde hat schon Generationen überlebt“ und so verwundert es nicht, dass der Linde das Sprichwort „300 Jahre kommt sie, 300 Jahre steht sie, 300 Jahre geht sie“ gewidmet ist, erzählt die Kunsthistorikerin. Die Linde „nimmt fast einen Charakter als eine Art „Nationalbaum“ an“.
Für alle Autoliebhaber hatte Schedel den Tipp parat, nie das Auto im Sommer darunter abzustellen. Nicht für die materielle, sondern die emotionale Seite des Menschen gab die Volkskundlerin ein Zitat wider: „Da haben meine Frau und ich vor über 30 Jahren ein Herz in den Stamm geritzt.“ Schließlich ist die Linde der Baum der Liebe.
Die Ausstellung im Kirchenburgmuseum ist bis zum 2. Dezember zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Für Kinder gibt es zusätzlich ein Lindenquiz.