294 Mieterinnen und Mieter in Kitzingen haben dieser Tage Post der unerfreulichen Art bekommen. Die städtische Baugesellschaft teilt ihnen darin ihre künftige Miete mit, und manchem dürften dabei die Augen übergegangen sein. 20 Prozent mehr sollen sie ab 1. November zahlen. Ein drastischer Anstieg, der erklärt werden will. Auch vom Vermieter. Deshalb hat Olivier Rombach einem Gespräch mit dieser Redaktion sofort zugestimmt.
Seit Jahresanfang ist Rombach Geschäftsführer der Bau GmbH, und als solcher fiel ihm jetzt die undankbare Aufgabe zu, die Hiobsbotschaft zu verkünden. Wenn er erklären soll, wie ein so drastischer Anstieg zustande kommt, geht Rombach an seinen Schreibtisch, fährt den Laptop hoch, und auf dem Bildschirm erscheinen rote und blaue Diagramme, hohe und niedrige Balken, die sich diametral gegenüberstehen, sowie Tabellen mit Dutzenden von Zahlen. Das alles soll verdeutlichen, worauf es Rombach ankommt: Die Mieten decken aktuell nicht im Ansatz die in vielerlei Hinsicht explodierten Kosten.
Die Sanierungskosten haben sich seit 2020 verdoppelt
"Immer weniger Gewinn" habe die Kitzinger Baugesellschaft in den vergangenen Jahren eingefahren, sagt Rombach. Und wenn nichts mehr übrig bleibt, lassen sich weder anstehende Sanierungen noch geplante Neubauten bewältigen. Verdoppelt hätten sich von 2020 bis 2023 die Kosten, um Wohnungen zu modernisieren und instand zu setzen. Die Mieten der Bau GmbH aber seien in den vergangenen drei Jahren stabil geblieben und nicht erhöht worden. Jetzt sei der Zeitpunkt erreicht, um gegenzusteuern.

Blickt Rombach auf das vergangene Jahr, so sieht er am Horizont der Bau GmbH zwar noch eine "schwarze Null" stehen. Aber je weiter er nach vorne schaut, um so kräftiger wird das Rot in den Bilanzen. Würde er nicht handeln, liefe er mit dem riesigen Tanker Bau GmbH wie der Kapitän der Titanic auf die Katastrophe zu. Die Spitze des Schulden-Eisbergs – so stellt er es im Gespräch dar – lässt sich nur kappen, indem die Mieten steigen.
Die Erhöhung gilt für die 294 freien der gut 500 Wohnungen der Baugesellschaft; Wohnungen, die staatlich gefördert oder mit Wohnberechtigungsschein bezogen werden, sind davon ausgenommen. Rombach ist wichtig zu betonen, dass man auch nach der Erhöhung noch günstige Mieten anbieten könne. Die Durchschnittsmiete am Kitzinger Wohnungsmarkt liege – basierend auf Zahlen gängiger Immobilienportale – zwischen 8,40 Euro und 9,85 Euro je Quadratmeter. Einen Mietspiegel für Kitzingen gibt es nicht. Bei der Bau GmbH bewegen sich die Mieten je nach Standard der Wohnung derzeit zwischen 5,40 Euro und 7,30 Euro. Laut Gesetz dürfen sie alle drei Jahre um bis zu 20 Prozent angehoben werden.
In vielen der 34 Objekte wird immer noch mit Erdgas geheizt
Der Baugesellschaft stehen in den nächsten Jahren anspruchsvolle Aufgaben bevor. Bis spätestens 2045 muss Deutschland klimaneutral werden. So sieht es das ambitionierte Klimaschutzgesetz des Bundes vor, das auch für den Gebäudesektor gilt. In den meisten der aktuell 34 Liegenschaften der Bau GmbH aber wird immer noch mit klimaschädlichem Erdgas geheizt. Der Umbau der Heizungen wird ebenso wie die energetische Sanierung oder der Umbau von Bädern viel Geld verschlingen – Geld, das auch die Bau GmbH ansparen oder sich bei Banken leihen muss. Für Kredite aber muss sie ausreichend Eigenkapital nachweisen, und daran hapert es gerade.
Rombach wirbt deshalb schon einmal um Verständnis bei Mieterinnen und Mietern für die auf den ersten Blick drastische Erhöhung. Bis mindestens Ende 2027 werden die Mieten dann unverändert bleiben.