Es war kein guter Neustart für die Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) nach drei Jahren Pandemie ohne Prunksitzung. Der Vorverkauf für die Rosenmontagssitzung 2023 lief schleppend. Und das, obwohl die Verleihung des Schlappmaulordens einige Prominenz nach Kitzingen spülte: Markus Söder hielt die Laudatio auf die Kabarettistin und Schauspielerin Luise Kinseher.
Weil die Kosten in der Florian-Geyer-Halle – für Halle, Technik, Sicherheitsmaßnahmen und Gema – wegen des fehlenden Interesses Anfang 2023 aus dem Ruder zu laufen drohten, gab es nur eine Rettung: den Umzug in eine kleinere Halle. Die lag praktischerweise zentral vor der Haustür. Als Ausweichquartier diente der Saal der Deutschen Fastnachtakademie, der relativ kurzfristig noch zu haben war. Auch wenn manches anders und vielleicht bei der Premiere einiges nicht optimal war, wurde es am Ende doch eine schöne Veranstaltung samt einer sehr gelungenen Ehrung.
Das Wichtigste aber: Die KiKaG konnte durch die Reduzierung der Kosten den Abend stemmen, ohne finanziell in die Knie zu gehen. Der Umzug aus der Florian-Geyer-Halle war so etwas wie der Rettungsanker gewesen. 220 Schaulustige waren damals gekommen und hatten damit genau die Kapazitätsgrenze erreicht. Abzüglich der geladenen Gäste blieb allerdings nicht wirklich viel "normales" Publikum.
Abschreckend dürften dabei auch die Eintrittspreise von 55 Euro gewirkt haben. Was keine allzu schöne Erkenntnis mit Blick auf künftige Veranstaltungen war und die Frage aufwarf: Wäre es sinnvoll, bei abflauendem Publikumsinteresse am Rosenmontag künftig generell in der Akademie, die ein Rundumsorglos-Paket bietet, auf die Pauke zu hauen?
Die Kabarettistin Kinseher übergibt den Orden an Komödiant Heißmann
Ob die Ausweichmöglichkeit eine Dauereinrichtung werden könnte, so einigte man sich nach der Sitzung, sollte erst am Jahresende entschieden werden – von einer dann neuen Führungsriege. Diese traf schließlich eine klare Grundsatzentscheidung: Wir wollen die Geyer-Halle! Zurück zu möglichen 600 Gästen, die am 12. Februar dabei sein können, wenn Alt-Schlappmaul Kinseher eine Laudatio auf ihren Nachfolger Volker Heißmann halten wird.
KiKaG-Geschäftsführer Thomas Podschun sieht zwei Gründe, warum die Rückkehr in die angestammte Halle diesmal gut gehen werde. Zum einen habe man bei den verschiedenen Preisverhandlungen gute Ergebnisse erzielt. Zum anderen glaubt die KiKaG fest an wieder steigendes Interesse. Sie ist bei den Eintrittskarten deshalb auch unter die 50-Euro-Grenze gegangen, auch wenn 49 Euro immer noch ein vergleichsweise stolzer Preis sind.

Immerhin laufe der Vorverkauf "akzeptabel", wie Podschun auf Anfrage betont. Aktuell habe man um die 200 Karten verkauft, 90 Karten wurden zudem an Gastvereine und andere Gäste abgegeben. Zudem wurde der Vorverkauf vereinfacht: Karten gibt es in Kitzingen über Lotto Lakota sowie online über okticket.de. Um kostendeckend zu arbeiten, braucht es laut Podschun 300 Besucher.
Das KiKaG-Präsidium ist einstimmig für die Geyer-Halle
Dass es intern keine wirkliche Hallendiskussion bei den Kitzinger Narren gegeben hat, hört man schnell heraus, wenn es um die Vorteile der Geyer-Halle geht. Podschun hebt "das eindrucksvolle Ambiente einer großen Halle" hervor, was "der Verleihung des Schlappmaulordens einen würdigen Rahmen" gebe. Zwar sei die Halle "mit einer umfangreichen organisatorischen Herausforderung verbunden". Wenn die Probleme aber gelöst seien, habe er die Veranstaltungen dort immer "als erfolgreich empfunden". So sah es am Ende das gesamte Präsidium: Die Entscheidung pro Geyer-Halle fiel laut Podschun einstimmig.

Klar ist aber auch: Die Rosenmontagssitzung in der Geyer-Halle bleibt ein finanzieller Kraftakt, der auf Kante genäht ist und bei dem nicht viel schief gehen darf. Dass "die Finanzierung die eine oder andere schlaflose Nacht verursacht" habe, gibt Podschun denn auch unumwunden zu. Es bestehe in diesem Jahr nunmehr jedoch "kein Problem, da wir zwar noch nicht kostendeckend sind, aber erfolgreich einige Sponsoren und Gönner für diese Session gewinnen konnten". Für ihn liege der Fokus dabei darauf, "die Nachhaltigkeit des Vereins zu sichern".

Podschun wirbt deshalb auch bei allen Gelegenheiten für die Kitzinger Karnevalsgesellschaft. Man sei eine "lebendige Gemeinschaft", die immer "auf der Suche nach engagierten Mitwirkenden" sei – egal ob auf der Bühne, im Organisationsteam oder als unterstützendes Mitglied. Wobei die Frage, wer alles mithilft, weit über die Rosenmontagssitzung hinausreicht.
So gibt es durchaus ein Fragezeichen, ob der Landkreis-Faschingsumzug eine Zukunft hat und weiterhin im Wechsel mit den Gesellschaften aus Dettelbach und Obervolkach stattfinden wird. Im Moment jedenfalls ist man zumindest bei der KiKaG wild entschlossen. Kitzingen ist im kommenden Jahr wieder mit dem wilden Treiben an der Reihe, und Podschun verspricht: "Wir werden den Umzug auch ausrichten!"