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Dettelbach: Mysteriöser Lkw-Anhänger im Gewerbegebiet: Warum wird dieser riesige Siloanhänger seit Jahren nicht abgeholt?

Dettelbach

Mysteriöser Lkw-Anhänger im Gewerbegebiet: Warum wird dieser riesige Siloanhänger seit Jahren nicht abgeholt?

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    Dieser stählerne Gigant steht seit Jahren herrenlos auf einem öffentlichen Parkplatz im Dettelbacher Gewerbegebiet Ost.
    Dieser stählerne Gigant steht seit Jahren herrenlos auf einem öffentlichen Parkplatz im Dettelbacher Gewerbegebiet Ost. Foto: Eike Lenz

    Es ist, wenn man so will, ein Monster. Als reichten seine schieren Dimensionen nicht aus, hat sich der stählerne Gigant noch ein ganzes Stück aufgebäumt und ist dadurch über sich hinausgewachsen. So steht der dreiachsige Lkw-Auflieger im Dettelbacher Gewerbegebiet Ost, abschussbereit wie eine Rakete auf ihrer Rampe, und mancher wäre froh, man könnte das Objekt auf Knopfdruck einfach ins All schießen zu all dem anderen Weltraumschrott. Hauptsache, weg von hier. Nur: So einfach ist es nicht.

    Es kostet Kommunen hierzulande schon Kraft und Mühen, all die stehen gelassenen Autos, die ihren Besitzern überdrüssig geworden sind, von öffentlichem Grund zu entfernen. Wie schwer ist es dann erst, einen monströsen Silo-Auflieger wie diesen vom Fleck zu schaffen. "Den schleppst du nicht einfach mal ab", sagt Dettelbachs Bürgermeister Matthias Bielek, wenn man ihn auf die Geschichte anspricht.

    Diese Geschichte – sie spielt inzwischen an mehreren Schauplätzen Europas. In einem ausgedehnten Gewerbegebiet in Unterfranken, wo der augenscheinlich intakte Auflieger seit Jahren im öffentlichen Parkverbot steht. In Heilbronn, wo die Firma sitzt, deren Namen der Hänger trägt. In Slowenien, dem EU-Land, mit dessen Kennzeichen das Silo zuletzt unterwegs war – und in dem sich seine Spur verliert.

    Die Suche nach dem Eigentümer gestaltet sich schwierig

    Vieles in dieser Geschichte bleibt rätselhaft und bizarr. Mit jeder Antwort, die man erhält, ergeben sich neue Fragen. Doch die entscheidenden Fragen, die Stadt und manchen ihrer Bürger umtreibt, kann am Ende keiner schlüssig beantworten: Wem gehört der Auflieger? Und wie kann es sein, dass jemand ein Objekt wie dieses, ein Objekt mit einem gewissen Wert, jahrelang nutzlos in der Gegend herumstehen und verrotten lässt?

    Auf den ersten Blick scheint der Fall klar. "Schmidt Heilbronn" prangt in blauer Schrift auf weißem Stahl. Fragt man bei der Spedition Karl Schmidt, einem der führenden Schüttgutlogistiker Europas mit 75 Jahren Tradition, 49 Standorten und 2500 Beschäftigten weltweit, wie die Homepage verrät, fragt man also beim mutmaßlichen Eigentümer des einsamen Aufliegers, dann kommt die Antwort schneller, als man es selbst von einem auf Tempo programmierten Unternehmen erwarten kann. 44 Minuten vergehen von der versendeten Mailanfrage bis zur Erwiderung des "stellvertretenden Bereichsleiters Spedition".

    In den Messinstrumenten steht das Wasser, an vielen Teilen nagt der Rost – Indizien, dass der Hänger hier schon länger steht.
    In den Messinstrumenten steht das Wasser, an vielen Teilen nagt der Rost – Indizien, dass der Hänger hier schon länger steht. Foto: Eike Lenz

    Die Antwort bringt einen allerdings nicht ans Ziel, sondern zurück auf verschlungene Wege. "Der Auflieger trägt zwar unser Logo", so teilt der Mann im Namen der Firma mit, "befindet sich aber seit mehreren Jahren nicht mehr in unserem Besitz." Man habe sich ernstlich bemüht, den ehemaligen Käufer des Fahrzeugs ausfindig zu machen, doch all diese Anstrengungen führten letztlich ins Nichts.

    Die fixe Reaktion lässt darauf schließen, dass es nicht die erste Anfrage dieser Art war. Und tatsächlich heißt es: "Wir wurden zu dem Auflieger bereits von der Stadt Dettelbach kontaktiert. Bitte setzen Sie sich doch mit der Stadt in Verbindung, die sicherlich mehr zur Lösung dieses Falles beitragen kann."

    Bei der Stadt Dettelbach kennt man den Anhänger längst

    Ein Anruf bei der Stadt Dettelbach. Bürgermeister Bielek kennt den Vorgang – und mit ihm auch die Spekulationen. Wie lange der Hänger schon im Gewerbegebiet steht? "Ein Jahr ist zu kurz, fünf Jahre sind übertrieben", sagt er. Bielek spricht von einem "Unding" und einer "hässlichen Nummer". Was in dem Silo transportiert wurde, ist nicht bekannt. Auf einem Aufkleber steht: Nur für Lebensmittel. Bielek hat die Hoffnung nicht aufgegeben, den Eigentümer zu finden und diesen mit der Beseitigung beauftragen zu können.

    An ein solches Wunder mag Hartmut Stumpf nicht mehr glauben. Stumpf wohnt in Dettelbach, sieht den Hänger fast täglich auf seiner Spazierrunde mit dem Hund – und ärgert sich. Weil sich auch nach Jahren nichts in der Sache bewegte, wurde er selbst aktiv. Stumpf, einst Redakteur beim Bayerischen Rundfunk mit eigener Fernsehsendung, begann zu recherchieren. Und als er auf Ungereimtheiten stieß, war sein journalistischer Ehrgeiz geweckt.

    Im Internet versucht er seither mit allerlei Tricks, den letzten Eigentümer zu ermitteln. Was ihn stutzig macht: Der Hänger hat einen Zeitwert von 15.000 bis 20.000 Euro – so hat er es beim Abgleich verschiedener Portale herausgefunden. "Warum", fragt er sich, "kümmert sich niemand um das Stück?"

    Die Firma Schmidt ist inzwischen offenbar bereit, den vor längerer Zeit veräußerten Auflieger auf ihrem Gelände zwischenzulagern.
    Die Firma Schmidt ist inzwischen offenbar bereit, den vor längerer Zeit veräußerten Auflieger auf ihrem Gelände zwischenzulagern. Foto: Eike Lenz

    Stumpf hat sich an die Firma Schmidt gewandt und die Auskunft erhalten, der Auflieger sei "vor recht langer Zeit" an einen Fahrzeughändler verkauft worden. Der habe den Hänger vermutlich weiterveräußert und existiere nicht mehr – "und wir können den Weg des Fahrzeugs aus eigenen Mitteln nicht nachverfolgen".

    Weil die Heilbronner um ihren guten Ruf besorgt sind, haben sie der Stadt nach eigenen Angaben ein Angebot gemacht: den Auflieger abzuholen und so lange zu lagern, bis der Besitzer ermittelt ist. Bleibt die Suche erfolglos, könne man den Auflieger auch entsorgen lassen. Jetzt läuft – wie beim Raketenstart – der Countdown.

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