Als am vergangenen Freitag die Polizei in Kitzingen die Festnahme eines Tatverdächtigen meldete, der in den Morgenstunden des 4. Februar den Brandanschlag auf das Auto von Politiker Uwe Hartmann verübt haben soll, konnte sich das Opfer nur kurz freuen. Als wäre der Anschlag nicht schlimm genug, sollten zwei weitere Nachrichten kurz darauf für den Stadt- und Kreisrat der Bayernpartei schwer zu verdauen sein.
Untersuchungshaftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug
Zum einen kam der 27-jährige Tatverdächtige bereits am Samstag wieder auf freien Fuß. Nach einer Nacht in einer Haftzelle der Würzburger Polizei war er dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Das Gericht erließ laut Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Grund des dringenden Tatverdachts der besonders schweren Brandstiftung einen Untersuchungshaftbefehl. Dieser wurde jedoch – gegen Auflagen – außer Vollzug gesetzt.
Für ihn sei eine Welt zusammengebrochen, sagt Hartmann. Was ihn zudem erzürnte: Er habe nur von Dritten von der Freilassung des Tatverdächtigen erfahren.

Die Meldungen nahmen ihn so mit, dass er am Samstagabend wütend ankündigte, "für mich Konsequenzen zu ziehen, ich lasse meine Familie kein zweites Mal in so eine brenzlige Situation kommen". Was genau er damit meinte, ließ der Stadtrat offen.
Opfer Uwe Hartmann: "Total schockiert"
Am Sonntagvormittag hielt der Kreis- und Stadtrat wie geplant erneut eine Mahnwache für die Corona-Toten auf dem Marktplatz in Kitzingen ab. Dabei zeigte er sich von der Freilassung des 27-Jährigen noch immer "total schockiert". Er und seine Frau seien "vom Glauben an die Justiz abgefallen", sagt Hartmann.
Auch die zweite Nachricht war für den Politiker der Bayernpartei ungeheuerlich: Der mutmaßliche Brandstifter, der laut gemeinsamer Presseerklärung der Würzburger Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Unterfranken "aus einer politischen Motivation heraus" gehandelt hatte, kam aus den eigenen Reihen. Der 27-Jährige war laut Hartmann tatsächlich Mitglied der Bayernpartei. Er kenne den Mann persönlich, bei der Kommunalwahl 2020 habe er "auf der Stadtrats- und Kreistagsliste unserer Bayernpartei" gestanden.
Am Freitag per Brief die Parteimitgliedschaft gekündigt
Am Freitag, dem Tag der Festnahme, habe er in seinem Briefkasten die Kündigung der Parteimitgliedschaft des 27-Jährigen gefunden, berichtet Hartmann. Der Umschlag habe keine Briefmarke gehabt, das Schreiben müsse also jemand direkt eingeworfen haben. Für den Politiker keine angenehme Vorstellung.
Die Polizei, die die Ermittlungskommission "ECO Smart" gebildet hatte, kam dem 27-Jährigen Hartmann zufolge im Darknet auf die Schliche. Spezialisten der Polizei hätten dort Drohbriefe des Tatverdächtigen sowie eine Sprachnachricht gefunden. In einer Vernehmung am Freitag hatte der Mann der Polizei zufolge die Tat eingeräumt. Bei dem Anschlag vor zehn Tagen hatten die Flammen des brennenden Autos fast auf das Haus des Politikers übergegriffen.
Der Brandanschlag schlug bis nach München so hohe Wellen, dass sich auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einschaltete und eine rasche Aufklärung forderte.