Nach drei Jahren endet die Amtszeit von Carolin Meyer als 64. Fränkische Weinkönigin. Am Freitag, 27. Mai, wird ihre Nachfolgerin gewählt. Die 26-Jährige aus dem Casteller Ortsteil Greuth (Lkr. Kitzingen) hält damit den Rekord. Im Gespräch vor der Abschiedsfeier erzählt sie davon, wie sie diese Zeit verändert hat, was sie mitnimmt und wie es nun weitergeht.
Frage: Neben der Krone ist nun noch eine weitere Ihrer Requisiten weg. Müssen Sie sich jetzt ein neues Auto kaufen?
Carolin Meyer: Nein, ich nehme meinen alten Ford Fiesta mit 82 PS wieder. Den Mini Cooper habe ich schon sehr genossen; ich fahre gern auch mal schnell. Das ist natürlich ein herber Verlust. Aber die Stimme der Vernunft sagt: Du musst das alte wieder verwenden. Wir bauen gerade zuhause um, da macht es keinen Sinn, sich jetzt ein neues Auto zu kaufen.
Wie würden Sie die letzten drei Jahre in kurzen Worten beschreiben?
Meyer: Bunt und sehr vielfältig, emotional, kulinarisch, unvergesslich. Dazu zeitlos, weil es eine Erinnerung ist, die nicht verblasst und weil ich tatsächlich oft auch wenig Zeit hatte.

Befällt Sie etwas Wehmut, dass die Zeit als Königin zu Ende geht?
Meyer: Vor vier Wochen hätte ich gesagt: Es ist nach drei Jahren Zeit abzugeben. Aber als ich anfing, meine Abschiedsrede zu schreiben, habe ich doch gemerkt, dass ich ganz schön an dem Amt hänge. Nach drei Jahren ist man ein Stück weit damit verwachsen. Ich habe es immer gerne gemacht, es war eine große Ehre und gehörte schon ein bisschen zu mir.
Was nehmen Sie für sich mit aus den drei Jahren?
Meyer: Ein ganz tolles Netzwerk, viele Bekanntschaften, viele Kontakte, die mir hoffentlich bleiben. Viele Eindrücke, viel Inspiration für mich und für meinen eigenen Betrieb, auch weil ich viel gesehen habe und viele Vorbilder aus Franken getroffen habe. Und natürlich auch eine gewisse Selbstsicherheit.

Inwiefern hat die Zeit Sie geprägt?
Meyer: Enorm. Ich habe gemerkt, dass ich noch mehr geprägt bin von der Heimat, vom Zuhause. Ich habe gemerkt ,was für einen Schatz wir in Franken haben, was für tolle Winzer und was für ein Potenzial. Ich bin noch tiefer verwurzelt mit der Region, noch glücklicher mit dem Weg, den ich schon vor der Wahl gewählt hatte.
Wie waren die letzten Monaten im Vergleich zur Corona-Zeit?
Meyer: Zuletzt ging es wieder steil bergauf, was Termine betrifft. Das freut mich auch für meine Nachfolgerin, weil ich ein lebendiges Amt übergeben kann und nicht nur die Online-Geschichten wie Weinproben. Man hatte trotzdem das Gefühl, das Amt geht weiter, bloß auf andere Art. Für mich war es auch mal schön, eine ruhigere Zeit dazwischen zu haben. Sonst hätte ich die drei Jahre gar nicht machen können. Beim Lockdown gleich nach dem ersten Jahr und der Amtsverlängerung hatte ich drei, vier Wochen, wo gar nichts war. Das brauchte ich, um mich zu resetten.

Viele werden Sie mit dem TV-Auftritt bei den Landfrauen im Bayerischen Fernsehen in Verbindung bringen. Wie war das für Sie?
Meyer: Das mit den Kameras war ich schon ein wenig gewöhnt. Mein Amt als Weinkönigin hat mir geholfen. Ich habe gerade erst eine der Landfrauen getroffen, die aus Ipsheim ist. Im August wollen wir uns alle zusammen wieder in Franken treffen – das ist schön.
Wie geht es mit Ihnen beruflich weiter?
Meyer: Für mich wird sich gar nicht so viel ändern. Ich bin seit zwei Jahren im elterlichen Winzerbetrieb eingestiegen, der auf mich überschrieben ist. Da stecke ich fest drin und muss mich nicht umgewöhnen. Dazu arbeite ich eineinhalb Tage pro Woche beim Fürstlich Castell‘schen Domänenamt im Marketing.

Im eigenen Weingut in Greuth tut sich auch einiges?
Meyer: Ja, wir bauen dort gerade um und wollen manches moderner machen, um meine Handschrift mehr zeigen zu können. Dazu kommt, dass über die Landfrauen-Küche und anderes die Nachfrage nach unseren Weinen deutlich gestiegen ist; wir haben einige Weinberge dazu genommen. Die 3,5 Hektar, die wir haben, machen sich nicht von alleine, zumal wir fast alles mit der Hand machen. Wenn Kunden kommen, möchte ich mir auch für sie die Zeit nehmen. Nach dem Kapitel Weinkönigin wird mir bestimmt nicht langweilig. Dann habe ich wieder einen normalen Rhythmus. Zuletzt musste ich schon viele Kompromisse machen, um alles unter einen Hut zu bekommen.
Sind Sie froh, mehr Zeit für sich, fürs Privatleben zu haben?
Meyer: Ja schon. Mal schauen, wie es wird. Ich habe an den Wochenenden auch einige Gästeführungen und Anfragen von Gruppen. Außerdem hat man als Winzer immer was zu tun. Im August sind mal vier Tage Urlaub geplant, im Winter dann vielleicht länger.