Ihren ersten Auftritt vor dem Iphöfer Stadtrat hätte sich Marion Beringer unter anderen Vorzeichen gewünscht: Er stand im Zeichen einer „Hiobsbotschaft“. So hatte Bürgermeister Josef Mend am Montagabend das Thema anmoderiert, zu dem Beringer als Leiterin der beiden Kindergärten in der Stadt Stellung beziehen sollte. Schon wieder reichen die Plätze im Herbst nicht aus. Der gerade eröffnete Kindergarten St. Barbara neben der Karl-Knauf-Halle muss erweitert werden. Dabei ist der Anlass dafür eigentlich ein erfreulicher: Die Kinderzahlen in der Stadt wachsen und wachsen.
Mindestens 17 Plätze fehlen
Die Sache drängt, denn nach dem von Beringer errechneten Bedarf gibt es ab September im neuen Kindergarten St. Barbara zwar noch sechs freie Krippenplätze, dafür fehlen mindestens 17 Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren, von denen im Herbst keines die Einrichtung verlässt. Der Kindergarten St. Veit am Stadtgraben kann die Nachfrage nicht decken, weil die drei Regelgruppen mit 74 Kindern und die beiden Krippengruppen mit jeweils 14 Kleinkindern bereits belegt sind. Auch die Kindergärten der Stadtteile Nenzenheim und Hellmitzheim sind weitgehend ausgelastet.
Der Stadt bleiben nicht viele Möglichkeiten. „Bei mir stehen die Eltern auf der Matte und wollen wissen, ob sie im Herbst einen Platz für ihr Kind bekommen“, sagte Bürgermeister Mend. Doch selbst wenn es schnell geht mit der Planung und einer Erweiterung: Vor Anfang nächsten Jahres dürfte die zusätzliche Gruppe kaum zur Verfügung stehen. Einen Planungsauftrag an das Architekturbüro hat die Stadt schon gestellt, Mend rechnet damit, dass die Pläne bis spätestens April vorliegen, dann müssen Genehmigungen eingeholt und die Aufträge ausgeschrieben werden. Der Bau selbst, der im Süden des bestehenden Gebäudes als weitere Wabe in Holzbauweise angegliedert werden soll, dauert weitere fünf bis sechs Monate. Das Geld dafür soll zur Not aus den Rücklagen der Stadt kommen.
Nur noch ein Jahr Vorlauf zur Planung
Für die Übergangszeit wird die Gruppe wohl in einem Container untergebracht, wie es die Stadt schon einmal am Kindergarten St. Veit praktiziert hatte. „Die Eltern akzeptieren das“, so Mend, „wenn sie wissen, dass ihre Kinder danach einen Platz im Kindergarten bekommen.“ Stadtrat Rupert Maier sagte, er wundere sich, dass die Stadt in der Kürze der Zeit derart von der Entwicklung überrascht werde. „Da gibt es doch Fachleute.“ Für Mend stellt sich das Problem, dass er zwar die Geburtenzahlen auf dem Tisch habe, aber den Bedarf an Betreuungsplätzen nicht abschätzen könne. „Früher hatte die Stadt drei Jahre Zeit zu planen, weil die Kinder erst mit drei in den Kindergarten kamen. Heute, ausgelöst durch unsere neue Familiensituation und unser Betreuungsrecht, haben wir noch ein Jahr Vorlauf.“ Er könne Bauwerber ja schlecht fragen, wie viele Kinder sie mitbrächten oder in nächster Zukunft noch planten.
Auch die Idee einer Waldgruppe könne das Platzproblem im Kindergarten nicht lösen, denn sie ist nur als Ergänzung, nicht aber als Ersatz gedacht, wie Marion Beringer erklärte. Die neue Leiterin, die nach eigenen Angaben aus Sugenheim kommt und seit 30 Jahren als Erzieherin arbeitet, möchte keine reine Waldgruppe, sondern „allen Kindern ermöglichen, in den Wald zu gehen“: an einzelnen Tagen oder auch mal eine ganze Woche. Dafür stellt die Stadt für 130 000 Euro ein Gebäude in Holzbauweise an den auserwählten Standort oberhalb des Wertholzplatzes, etwa 25 Quadratmeter groß und „aus hygienischen Gründen“ (Mend) mit Wasseranschluss ausgestattet. Auch Markt Einersheim habe bei einem Gespräch mit den Nachbargemeinden Interesse bekundet, sagte Mend. Nicht beteiligen wolle sich der Kindergarten Willanzheim, weil Personal abgestellt werden müsse, das an anderer Stelle fehle.
Auch Markt Einersheim habe bei einem Gespräch mit den Nachbargemeinden Interesse bekundet, sagte Mend. Nicht beteiligen wolle sich der Kindergarten Willanzheim, weil Personal abgestellt werden müsse, das an anderer Stelle fehle.