Langsam senkt sich der Fangkorb auf den Rechen hinab und taucht elf Meter in den Main, genauer gesagt entlang der Schutzrechen, an denen sich der im Wasser schwimmende Unrat verfängt. Sekunden später schließt sich der Korb, und zutage kommen abgebrochene Äste, leere Plastiktüten, alte Gurkengläser und auch schon mal ein Fußball.
Diese Art, die Rechen zu reinigen, ist nicht wirklich neu. Doch europaweit einmalig ist am Wasserkraftwerk Gerlachshausen die Befestigung des Fangkorbes: Es ist ein Portalfahrwerk mit Ausleger, wie es für große Krananlagen, etwa an Häfen, verwendet wird. Und neu ist auch eine zweite Laufkatze mit Kettenzug, die als Kranersatz den Transport von Lasten bis zu 3,2 Tonnen erlaubt.
Bunker für das Treibgut
Beim Pressetermin führt Alexander Bubeliny, E.ON-Projektleiter, die neue Anlage vor. Erstellt wurde sie gemeinsam mit der Rhein-Main-Donau-AG, an der der Energieversorger mehrheitlich beteiligt ist. Die Anlage besteht nicht nur aus der neuen Reinigungsanlage, sondern auch aus einem Bunker, in dem das eingesammelte Rechengut – das Treibgut – gelagert wird.
Zudem wird der Energieversorger noch die Außenanlagen wieder in Schuss bringen und das Gelände mit einem Schutzzaun versehen (Kosten: 600 000 Euro). Denn die Anlage arbeitet vollautomatisch, und wenn Radfahrer, die bei ihren Touren entlang des Mains dort vorbeikommen, zu neugierig sind, könnten sie sich ansonsten in Gefahr begeben.
Unmittelbar vor dem Turbineneinlauf selbst ist der neue, zweifeldrige Hauptrechen montiert, und er reicht bis zur Flusssohle in elf Metern Tiefe herunter. Der Unrat, der zum Vorschein kommt, wird zunächst neben dem eigentlichen Kraftwerk zwischengelagert, bis er in dem Bunker verschwindet, der in regelmäßigen Abständen geleert wird.
Komplett funkgesteuert
Die komplette Anlage ist funkgesteuert, so dass im Notfall die Dammtafeln, mit denen der Wasserzulauf des Main während Inspektions- und Revisionsarbeiten unterbrochen werden kann, schnell und sicher gesetzt werden können.
Die alte Reinigungsanlage stammt aus dem Jahr 1985. Zur Bedienung war früher, unabhängig von der Tageszeit, einige Muskelkraft nötig, je nach Jahreszeit und Wasserstand des Mains. In Hochwasserjahren filterte sie, wie im Jahr 2002, bis zu 550 Kubikmeter an organischen Abfällen (Äste, Bäume, Laub), Wohlstandsmüll und Schrott, der illegal entsorgt worden war, als Rechengut aus der fränkischen Lebensader.
Im ersten Halbjahr 2014 war es wegen der geringen Wasserführung des Main bislang „nur“ 30 Kubikmeter. Das Rechengut gilt als Abfall. Für dessen zertifizierte Entsorgung allein in Gerlachshausen muss E.ON pro Jahr gut 5000 Euro zahlen.