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Kitzingen: Der Herr über 514 Wohnungen: Wer ist der Mann, der die Wohnungsnot in der Stadt Kitzingen überwinden will?

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Der Herr über 514 Wohnungen: Wer ist der Mann, der die Wohnungsnot in der Stadt Kitzingen überwinden will?

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    Olivier Rombach aus Wiesentheid ist seit 1. Januar Geschäftsführer der Kitzinger Bau GmbH und der Stadtbetriebe GmbH.
    Olivier Rombach aus Wiesentheid ist seit 1. Januar Geschäftsführer der Kitzinger Bau GmbH und der Stadtbetriebe GmbH. Foto: Eike Lenz

    Bei Olivier Rombach ist der Frühling ausgebrochen und an manchen Stellen sogar schon der Sommer. Knallgrünes Blattwerk leuchtet von großen Fotografien, die einen an den Wänden seines Büros am Rande der Kitzinger Altstadt empfangen. Es liegt am Ende eines schmalen Gangs in einem unscheinbaren Gebäude, die Geräusche der Straße draußen prallen an der Stille ab. In diesem stillen Kämmerlein, dessen Tür weit offensteht, werden Gegenwart und Zukunft des Kitzinger Wohnens verhandelt.

    Die Bau GmbH ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt und einer der größten Player am Kitzinger Immobilienmarkt. 514 Wohnungen, verteilt auf 35 Liegenschaften in der ganzen Stadt, die allermeisten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden – diese schiere Masse ist in heutigen Wohnungsnotzeiten ein Pfund, und Olivier Rombach, 49, ist der Mann, der die Dinge zu gewichten hat, der Hunderten von Menschen ein Zuhause gibt. Manches muss er auch erst einmal wieder ins Lot bringen.

    Als Rombach im Januar hier als neuer Geschäftsführer anfing, war eine seiner ersten Handlungen, die kühle Stille auf den Gängen zu vertreiben und ein bisschen Farbe ins Spiel zu bringen. Wenn er aus dem Fenster seines Büros blickt, sieht es immer noch so aus, als habe jemand seinen Aschenbecher über der Stadt ausgeschüttet. Doch im ganzen Stockwerk hängen jetzt Fotos: von Weinbergen, die vor Grün explodieren, von einem lichtdurchfluteten Wald oder einem lila Blütenmeer. Sie spiegeln die Einstellung des Naturmenschen Rombach wider, den es gerne nach draußen zieht. Aber sie passen auch zum Aufbruch, der sich bei der städtischen Baugesellschaft gerade vollzieht. Die neue Frische, sie ist fast mit Händen zu greifen.

    Rombach kennt die Geschichte seiner streitbaren Vorgängerin

    Der Vertrag von Rombachs Vorgängerin Rebecca Hick war Ende 2023 ausgelaufen und nicht mehr verlängert worden. Hick hatte es in ihren fünf Jahren nie geschafft, einen Draht zu den Mieterinnen und Mietern zu finden. Diese beschwerten sich nicht nur über zu hohe Nebenkostenabrechnungen, sondern auch darüber, dass die Chefin nicht ansprechbar war für ihre Sorgen und Nöte. Rombach hat die Geschichten um seine Vorgängerin natürlich gehört, er hat die Artikel in der Zeitung gelesen, aber äußern will er sich zu alledem nicht. Er schaut nach vorne – da gibt es genug für ihn zu tun.

    Olivier Rombach an seinem Schreibtisch der Kitzinger Bau GmbH. Die Tür zu seinem Büro stehe immer offen, sagt er.
    Olivier Rombach an seinem Schreibtisch der Kitzinger Bau GmbH. Die Tür zu seinem Büro stehe immer offen, sagt er. Foto: Eike Lenz

    Dass er kurz nach seiner Ankunft regelmäßig die Zentrale in der Würzburger Straße verließ und sich von allen Objekten ein Bild machte, darf man als erstes Signal der Annäherung werten. Auch sonst ist Rombach ein empathischer und kommunikativer Typ, der reden, aber vor allem zuhören kann. Das dürfte auch die zwölf Mitglieder des Aufsichtsrats überzeugt haben, die ihn im vergangenen Jahr auf den Posten hievten. Dabei passte Rombachs Vita nicht an allen Stellen zum ausgeschriebenen Profil.

    Der Neue hat als Bauingenieur und Wirtschaftsingenieur gearbeitet

    Rombach stammt aus Tiefenbach bei Landshut und machte nach dem Realschulabschluss erst einmal eine Lehre als Zimmermann. Das Abitur holte er nach, um daraufhin Bauingenieurswesen an der FH München zu studieren. Er arbeitete als Projektleiter im Freileitungsbau – und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich zu erden und sesshaft zu werden, wie er heute sagt. 

    Ganz bodenständig begann er beim Flughafen München als Controller. Dann stürzte er sich noch einmal in ein Studium. Mit dem Abschluss als internationaler Wirtschaftsingenieur ging Rombach zu einem Straßenbauunternehmen. Doch ans Ziel kam er schließlich in voller Fahrt. "Jedes Mal, wenn ich hier die A 3 runtergefahren bin, war das wie Urlaub", erzählt er. Seit Mitte 2018 wohnt er mit Frau und mittlerweile drei Kindern in Wiesentheid.

    In der Kitzinger Zeppelinstraße hat die Bau GmbH voriges Jahr einen Wohnblock abreißen lassen. Noch ist unklar, was an der Stelle entstehen soll.
    In der Kitzinger Zeppelinstraße hat die Bau GmbH voriges Jahr einen Wohnblock abreißen lassen. Noch ist unklar, was an der Stelle entstehen soll. Foto: Eike Lenz

    Die ersten 100 Tage, die man einem Mann in seiner Position gemeinhin zugesteht, sind abgelaufen. Für eine Bilanz ist es gleichwohl zu früh. Rombach hat etwas für die Stimmung getan. Seine Tür, so sagt er, stehe jedem offen, und er hat eine grobe Vorstellung, wohin er die Bau GmbH entwickeln will. Ideen von modernen Wohnprojekten, von Mehrgenerationenhäusern schweben ihm vor. Aber er weiß, dass alle Fantasie nicht hilft, wenn am Ende das Geld fehlt, und da ist er abhängig vom Aufsichts- und Stadtrat. Sie müssen zunächst die Grundstücke besorgen, auf denen neuer, dringend benötigter (sozialer) Wohnraum entstehen kann.

    In der Zeppelinstraße hat die Bau GmbH voriges Jahr ein Zwölf-Familien-Haus aus dem Jahr 1930 abreißen lassen. Jetzt klafft an der Stelle eine riesige Baulücke; wann sie gefüllt wird und womit, kann Rombach noch nicht sagen. Die Zukunft des Kitzinger Wohnens, sie wird gerade neu verhandelt.

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