Die einen schnippeln mit ihren Betreuerinnen Äpfel, weitere Kinder spielen um die Ecke und wieder andere dösen lieber im Schlafraum: Im nagelneuen Hüttenheimer Kindergarten fühlen sich die kleinste Bürgerinnen und Bürger des Willanzheimer Ortsteils pudelwohl. Im September ist das Team um Kindergartenleiterin Katja Kahl mit ihren 14 Mitarbeiterinnen in das neue und von 7.15 bis 16.45 Uhr geöffneten Domizil eingezogen. Jetzt können sie sich unter ungleich besseren Bedingungen ihren Schützlingen widmen.

Nur 150 Meter entfernt befindet sich der alte Kindergarten in Trägerschaft der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Das Gebäude war aber nicht mehr tragbar. Denn dort konnten die Brandschutzvorschriften nicht mehr erfüllt werden, es herrschte permanente Platznot, es gab keine Personalräume und insgesamt war das Gebäude mittlerweile ein Sanierungsfall. Dass sich der Gemeinderat für nur noch einen Grundschul-Standort zwischen Hüttenheim und Willanzheim entscheiden musste, eröffnete neue Perspektiven.
Abriss des Hüttenheimer Schulhauses
Nach Gesprächen mit dem Träger entschied der Gemeinderat für den Abriss des Hüttenheimer Schulhauses und an dieser Stelle einen Neubau des Kindergartens in räumlicher Verbindung mit einem Dorfgemeinschaftshaus. Das Gesamtprojekt erforderte eine Investitionssumme von 2,76 Millionen Euro, davon 1,57 Millionen Euro für den Kindergarten, wofür 1,05 Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln flossen.

Der neue Kindergarten ist 413 Quadratmeter groß und bietet die Geräumigkeit, die bislang vermisst wurde. "Jetzt haben wir endlich die Barrierefreiheit mit unserem ebenerdigen Gebäude", konstatiert Katja Kahl perfekte Voraussetzungen. Auch weiß sie mit ihrem Team neue Bedingungen wie Personalräume, eine ebenerdige Einrichtung statt die mehrgeschossige zuvor, zu schätzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Kindergarten an einem Vormittag pro Woche den Gemeinschaftsraum des Dorfgemeinschaftshauses zum Turnen nutzen kann.

Die Kapazität ist trotz des Neubaus mit 67 Kindern jetzt schon ausgereizt. In dieser Zahl ist auch eine Waldkindergruppe mit 24 Mädchen und Jungen enthalten und eine vom Landratsamt genehmigte Krippengruppe im alten Kindergarten. Denn wegen der hohen Geburtenzahlen der vergangenen Jahre in Willanzheim mussten jetzt diese Kinder nach Hüttenheim ausgelagert werden. Die drei Standorte führen dazu, dass Katja Kahl eine relativ große Zahl an Mitarbeiterinnen hat, denn für jede Gruppe ist eine Mindestanzahl an Personal vorgeschrieben.

Die Philosophie der Einrichtung: "Wir haben hier keine Gruppenräume, sondern nur Funktionsräume", erläutert Katja Kahl das offene Konzept, nach dem die Kinder unterschiedlichen Alters aus Kinderkrippe und Kindergarten gemischt betreut werden. Das seit sechs Jahren praktizierte pädagogische Konzept bedeutet, dass es keine Gruppenräume mehr gibt, sondern die Räume nennen sich Werkstatt, Bauzimmer oder Künstlerei. Dazu kommen die Versammlungsecke, der Schlafraum und die offene Küche.
Teilhabe: Kindergarten hat eine eigene Verfassung
Die Kinder jedenfalls finden ihren neuen Kindergarten schön und auch bei Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert leuchten die Augen, wenn sie bei einem Rundgang durch das wichtige Infrastruktur-Projekt führt. Besonders die Spielmöglichkeiten im Außenbereich machen den Mädchen und Buben Spaß.
Eine Besonderheit in Hüttenheim ist die Kindergarten-Verfassung, die eine aktive Teilhabe der Knirpse festlegt. "Wir erstellen mit den Kindern den Speiseplan und die Kinder haben auch Interesse am Schnippeln und Probieren", erzählt die Kindergartenleiterin und weiß um das Erlernen von Fingerfertigkeit bei ihren Schützlingen. Die Kinder sind in alle Prozesse wie das Kochen und Wäschewaschen integriert – und lernen dabei fürs Leben.