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Iphofen: "Nicht das Tablet ist das Natürliche": Viel Lob für den ersten Bauernhof-Kindergarten im Landkreis Kitzingen

Iphofen

"Nicht das Tablet ist das Natürliche": Viel Lob für den ersten Bauernhof-Kindergarten im Landkreis Kitzingen

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    Der Erlebnisbauernhof Stierhof in Dornheim macht Kindern schon lange ein spezielles Angebot. Jetzt soll dort ein Bauernhof-Kindergarten entstehen.
    Der Erlebnisbauernhof Stierhof in Dornheim macht Kindern schon lange ein spezielles Angebot. Jetzt soll dort ein Bauernhof-Kindergarten entstehen. Foto: Iris Klenk (Archiv)

    Es klingt nach der perfekten Idylle: Kleinkinder lernen in ländlicher Umgebung, wie im Leben der Hase läuft. Ein Alltag zwischen Ziegen, Schweinen und Hühnern. Auf dem Stundenplan: Schafe scheren, Getreide säen oder Äpfel ernten. Ermöglichen soll das der erste Bauernhof-Kindergarten im Landkreis Kitzingen, der – so der ehrgeizige Zeitplan der Betreiberinnen – noch in diesem Jahr seine Pforten öffnen wird.

    Seit Jahren versucht Diana Stierhof in Dornheim, ihre Vision vom Erlebnis-Bauernhof pädagogisch mit Leben zu füllen. Vor einem Jahr wähnte sie sich am Ziel. Mit dem Bayerischen Roten Kreuz schien endlich ein Träger gefunden, der bereit war, den Kindergarten in den Räumlichkeiten des jahrhundertealten Hofs zu betreiben. Doch aus diesen Plänen wurde nichts. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf.

    Am Montag stellten im Iphöfer Stadtrat Sandra Besold und Jessica Arndt ihre Idee vor. Die beiden sind Geschäftsführerinnen der Wichtelglück UG, einer gemeinnützigen Einrichtung, die in Neustadt an der Aisch und Bad Windsheim bereits Waldkindergärten betreibt. Während Waldkitas inzwischen weit verbreitet sind, gelten Bauernhof-Kindergärten immer noch als Pioniere. Bundesweit gibt es an die 100, viele in Bayern.

    Bis zu 20 Kinder sollen in der Bauernhof-Kita Platz finden

    In Dornheim sind Gebäude und Räume bereits vorhanden, genauso wie die Idee. "Anpflanzen, ernten, Kontakt zur Natur, Verantwortung für Tiere und Samen übernehmen" – mit diesen bunten Bildern versuchte Sandra Besold, die Fantasie anzuregen. "Die Kinder lernen zu lieben, was es zu schützen gilt." Bis zu 20 Kinder ab zweieinhalb Jahren aus Iphofen und den Stadtteilen sollen in Dornheim Platz finden, zunächst fünf Tage die Woche von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr.

    Trotz der alternativen Form und Methodik orientiere man sich eng am Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan, stellte Besold klar. Natürlich gehe es auch um qualifizierte Vorschularbeit – ein Hinweis an alle, die etwas Sorge hatten, dass beim Fokus auf die Natur andere Kompetenzen zu kurz kommen könnten. Auch die Fachkräfte dafür habe man bereits. Diana Stierhof sagte, sie sei bei den Bewerbungen erstaunt gewesen über das qualifizierte Personal, "das nicht mehr bereit ist, in Regel-Kitas zu arbeiten".     

    Aus Reihen des Stadtrats gab es viel Lob für das Projekt. Sei sei "total begeistert", sagte Peggy Knauer, die an der Iphöfer Grundschule unterrichtet und "mit Sorge" auf die jüngere Entwicklung blickt. "Kinder sind immer unkonzentrierter und haben immer weniger haptische Fähigkeiten." Anders sehe das bei Jungen und Mädchen aus, die aus einem Waldkindergarten kommen.

    "Sie ruhen mehr in sich und können sich besser auf eine Sache fokussieren." Knauer hält den Weg zurück zu den Wurzeln für lohnenswert und sagt: "Nicht das Tablet ist das Natürliche, sondern der Umgang mit der Natur."

    Bei fünf Kitas in der Stadt: Braucht es ein weiteres Angebot?

    Fünf Kitas gibt es bereits im Stadtgebiet, drei in Iphofen, eine in Hellmitzheim, eine in Nenzenheim. Da stellte sich für Dritten Bürgermeister Jörg Schanow die Frage: "Brauchen wir ein zusätzliches Betreuungsangebot?" Schon heute überweise die Stadt knapp eine Million Euro jährlich an ihre Kindergärten.

    "Wir müssen uns überlegen, ob wir uns ein weiteres Angebot leisten können" – vor allem auf dem Land, wo es zum einen das Problem der Erreichbarkeit gebe und zum anderen die Einrichtung womöglich mit anderen städtischen Kitas konkurriere. Bürgermeister Dieter Lenzer sieht in dem Bauernhof-Kindergarten ein  "besonderes Angebot", für das Eltern auch gerne bereit seien, etwas weiter zu fahren.

    Lenzer kann sich das Ganze auch gut vorstellen, um einen in den nächsten Jahren drohenden Notstand abzupuffern. Denn nach den Prognosen der Verwaltung wird es mit den Kita-Plätzen ab 2025 schon wieder knapp werden. Die Plätze im Waldkindergarten sind bis 2026 ausgebucht und die Kapazitäten in der Stadt ausgeschöpft. "Ich könnte heute keinen Vorschlag machen, wo wir einen neuen Kindergarten bauen", sagte der Bürgermeister.

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