Die Mönche in Münsterschwarzach gedenken heute einer besonderen Frau. Vor 900 Jahren wurde Paulina in dem fränkischen Kloster spontan aufgenommen und liebevoll gepflegt. Doch ihren Tod konnten die fränkischen Mönche nicht verhindern. Der frommen Frau war es nicht mehr vergönnt, die Fertigstellung ihres später so berühmten Klosters in Thüringen zu erleben.
1102 gründete die sächsische Adelige Paulina mit mehreren Frauen eine Einsiedelei, die damals noch Marienzelle hieß. Die fromme Frau hatte sich jeglichen Reichtums entsagt und lebte das Leben der Armen. Nach vielen Rom-Reisen gelang es Paulina endlich, die Erlaubnis und den Segen des Papstes für die Gründung eines Klosters zu bekommen.
1106 begannen die Arbeiten am Klosterkomplex und Paulina war im Frühjahr 1107 mit ihrem Sohn Werner auf dem Weg ins schwäbische Hirsau, um den neuen Abt abzuholen, als sie plötzlich erkrankte.
Im Kloster Münsterschwarzach fand sie Hilfe. Doch es stand schnell fest, dass sie weder ihr Reiseziel, noch eine Rückkehr überleben würde. Sie starb am 14. März 1107.
Nach Paulinas Tod strichen viele Jahre ins Land. Erst 1124 erfolgte die Weihe der Klosterkirche in Thüringen. Das Kloster kam im Lauf weiterer Jahre zu reichem Besitz. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war Paulinzella ein Doppelkloster für Nonnen und Mönche. Die Nonnen wirkten hauptsächlich als Krankenpflegerinnen und Seelsorgerinnen in der Umgebung.
Große Dichter zeigten sich später von der Geschichte Paulinas und der Schönheit ihres Klosters fasziniert. So schwärmte Friedrich Schiller bei seinem Freund Goethe in den höchsten Tönen von der Ruine – und Goethe reiste spontan an viel gepriesenen Ort.
Auch sein Herz war schnell von Paulinzella gefangen. So feierte Goethe in der Klosterruine seinen 63. Geburtstag, labte sich bei einem Picknick in herrlicher Umgebung.
Friedrich Schiller verewigte sich 1788 mit einem Eintrag ins Gästebuch des Jagdschlosses Paulinzella: „Nichts ist bleibend, alles eilt von hinnen, Jammer und erhörter Liebe Glück; unser Streben, unser Hoffen, Sinnen, wichtig nur für einen Augenblick was im Lenz wir liebevoll umfassen, sehen wir im Herbste schon verblassen, und der Schöpfung altes Meisterstück sinkt veraltet in den Staub zurück.“
Heute, 900 Jahre nach Paulinas Tod, gedenkt man auch im Kloster Münsterschwarzach dieser ganz besonderen Frau.