Rot, rot, rot sind alle meine Farben – und die Dächer in fränkischen Altstädten. Lange schien genau das nicht vereinbar zu sein mit der Erzeugung von Solarstrom, denn vor allem die schwarze Farbe der Module störte die Dachlandschaft zu sehr. Doch auch wenn der Denkmalschutz sich geöffnet hat, die Auflagen für Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden in historischen Altstädten sind nach wie vor hoch.

Genau dort wohnt Mario Pierl mit seiner Frau Ulrike: in Volkachs ältestem Haus, dem früheren Badhaus, nur einen Steinwurf von Marktplatz entfernt. Trotz dieser prominenten Lage darf er auf dem Haus nun eine PV-Anlage installieren. Geht es nach ihm und dem Volkacher Bauausschuss, könnte das Badhaus damit zum Vorbild werden für Solarenergie in der Altstadt.
Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten, wie es klappen kann mit Photovoltaik auf dem roten Dach.
Welche Regeln gibt es in der Volkacher Altstadt für Photovoltaik-Anlagen?
Vielfach diskutiert hat der Volkacher Stadtrat das Thema im vergangenen Jahr. Nicht nur die Gestaltungssatzung, sondern auch der 25 Jahre alte Bebauungsplan wurde überarbeitet. Darin heißt es nun, dass die Anlagen grundsätzlich zulässig sind, allerdings mit Einschränkungen. Erlaubt sind sie beispielsweise, wenn der Dachbereich vom öffentlichen Raum nicht einsehbar ist. Wenn er es doch ist, müssen sie "bündig in die Dachfläche von Gebäuden integriert werden", bestimmte Abstände einhalten oder farblich zum Dach passen.
Welche Lösung hat Mario Pierl für seine PV-Anlage gewählt?

Auf der südlichen Dachfläche soll im oberen Bereich eine geschlossene rechteckige Modulfläche aus rotbraunen Modulen entstehen. Zudem bekommen die drei Gauben jeweils eine Modulfläche. Damit ist die laut Bebauungsplan maximale Anzahl an Modulflächen überschritten. Erlaubt ist eigentlich nur ein Feld für Sonnekollektoren (Solarthermie) und eines für Phovoltaikanlagen. Darum musste nun der Bauausschuss entscheiden.
Warum hat der Bauausschuss trotz der Abweichung für Pierls Plan gestimmt?
Lob von mehreren Seiten gab es im Volkacher Bauausschuss für Mario Pierls Vorgehen. Baumtsleiter André Brezina verwies auf das "wunderschön hergerichtete Einzeldenkmal" und empfahl dem Gremium, die Abweichung zu genehmigen. Dabei betonte er: "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, weil es unsere Postkartenansicht ist." Gleichzeitig hob er hervor, dass Pierl es geschafft habe, "die obere Reihe hinter dem Kamin zu positionieren". Gemeinsam mit ihm, dem Landesamt für Denkmalpflege und der städtebaulichen Beraterin Sylvia Haines habe man eine tolle Lösung gefunden.
"Es ist ein sehr, sehr gutes Beispiel für alle Altstadt-Bewohner, wie eine PV-Anlage installiert werden kann."
Stadtrat Uwe Koßner, CSU-Fraktionssprecher
Das bestätigte sogar CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner, ein steter Kämpfer für die fränkische Dachlandschaft: "Es ist ein sehr, sehr gutes Beispiel für alle Altstadt-Bewohner, wie eine PV-Anlage installiert werden kann."
Wie ist Mario Pierl diese Lösung auf dem Dach des Badhauses gelungen?

Es war ein steiniger Weg, sagt der Eigentümer des Badhauses auf Nachfrage. Vier Jahre habe er um diese PV-Anlage gekämpft. Vor einem Jahr habe das Denkmalamt dann umgeschwenkt, sagt Pierl. Mit Oberkonservator Hans-Christof Haas habe er sich auf einen Belegungsplan mit den farblich passenden Modulen geeinigt. Und dieses Ja vom Amt habe dann alle Türen geöffnet.

Dafür nimmt der Volkacher aber in Kauf, dass die Anlage rund 25 Prozent weniger Leistung erbringt als schwarze Module derselben Größe. Und der größte Knackpunkt: Sie ist rund 2,5 Mal so teuer wie ein Standardmodell.
Welche Leistung hat die PV-Anlage und wie teuer ist sie?
Mario Pierl wird elf PV-Panele auf seinem Dach installieren, insgesamt macht das eine Fläche von 20 bis 22 Quadratmetern. Die Anlage erbringt laut dem Informatiker bei optimalen Bedingungen eine Leistung von vier Kilowatt (kW) pro Stunde. Das reiche, um sein Elektroauto zu laden und in Verbindung mit seinem Zehn-Kilowatt-Akkuspeicher könne er so einen Autarkiegrad von 75 Prozent schaffen. Unterm Strich – inklusive Einspeisung ins Stromnetz – produziere das Dach dann so viel Strom, wie im Jahr gebraucht wird.
"Wir haben so viele Dachflächen, wir müssen nicht immer jedes Feld zupflastern mit Solarpanels."
Mario Pierl, Altstadt-Bewohner in Volkach
Wird sich die Investition bei den Pierls amortisieren?
Klares Nein von Mario Pierl: Dafür seien die roten Module einfach zu teuer und die Anlage zu klein. Zu den Lebzeiten von ihm und seiner Frau werde sich diese Investition nicht auszahlen. Vielmehr geht es dem Volkacher Grünen-Sprecher darum, seinen Beitrag zu leisten hin zur Klimaneutralität. "Wir haben so viele Dachflächen, wir müssen nicht immer jedes Feld zupflastern mit PV-Panels." Würde das jeder machen und den Strom auch selbst nutzen, gäbe es auch weniger Diskussionen um die Leitungsauslastungen, ist Pierl überzeugt.

Warum hält Mario Pierl seinen Weg für zukunftsweisend?
Die Ästhetik sei ihm als Denkmalbesitzer wichtig, sagt Mario Pierl, fügt aber hinzu: "Unsere Umwelt ist mir wichtiger als die top aussehende Dachlandschaft. Da hat das Klima für mich einfach die Priorität." Er habe mit seiner Anlage aber auch ein Modell schaffen wollen, das zeigt, dass sich beides vereinbaren lasse. Er freue sich sehr, dass der Bauausschuss seine Anlage nun einstimmig befürwortet habe und "gerade die CSU" da offensichtlich nun auch umdenke.