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Kitzingen: "Politisch unanständig": Wie die Debatte um den Kitzinger Stadtbus entgleist und was passieren müsste, damit er doch noch fährt

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"Politisch unanständig": Wie die Debatte um den Kitzinger Stadtbus entgleist und was passieren müsste, damit er doch noch fährt

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    Der Kitzinger Stadtbus steckt als Projekt weiterhin fest – so wie dieser Bus im Sommer 2023 in einer Kitzinger Unterführung.
    Der Kitzinger Stadtbus steckt als Projekt weiterhin fest – so wie dieser Bus im Sommer 2023 in einer Kitzinger Unterführung. Foto: Markus Grötsch, FFW Kitzingen

    Wenn man die Chancen eines Kitzinger Stadtbusses ausloten möchte, dann lässt sich konstatieren: Die Debatte hat gerade wieder etwas Fahrt aufgenommen. Eine Mutter beklagte die weiten Wege von Kindern der Marshall Heights zu manchen Schulen und hielt damit unbewusst ein Plädoyer für eine Stadtbuslinie. Auch die FBW im Stadtrat versuchte, die verfahrene Sache mit einem aktuellen Antrag wieder zum Laufen zu bringen.

    Doch am Ende muss man sagen: Man ist keinen Meter vorangekommen. Man steht im Stadtgebiet immer noch an vielen Haltestellen wie bestellt und nicht abgeholt. Der Kitzinger Stadtbus hängt nach wie vor fest, und es ist gar nicht so einfach zu sagen, wer da gerade wieder mit beiden Füßen das Bremspedal durchtritt.

    Laut Mobilitätskonzept braucht Kitzingen zwei Stadtbuslinien

    Jetzt hat die Sache auch im Kreistag Station gemacht. Der Fraktionschef der Freien Wähler ist – um im Bild zu bleiben – dem Kitzinger CSU-OB gerade so richtig an den Karren gefahren. Es ärgere ihn, sagte der Iphöfer Josef Mend, ja, es sei "politisch unanständig", wenn ständig der Eindruck erweckt werde, der Landkreis komme seiner Aufgabe nicht nach und müsse wie beim Stadtbus Probleme der Stadt Kitzingen lösen.

    Landrätin Tamara Bischof hielt das Steuer wie immer fest in der Hand und versuchte, der Stadt – wenn schon keine goldene – so doch eine silberne Brücke zu bauen. Eigentlich sei die Sache klar. Das vom Landkreis beauftragte Mobilitätskonzept habe ergeben, dass Kitzingen aufgrund seiner Größe gleich zwei Stadtbuslinien brauche. Formal müsste sich zwar zunächst der Landkreis als Träger des ÖPNV um die Sache kümmern. Aber, so die Landrätin: "Bezahlen muss am Ende die Stadt."

    Das sieht auch der Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises Bernhard Hornig so: Der Stadtbus bediene ausschließlich den Verkehr innerhalb Kitzingens, der aus Landkreis-Sicht nur eine "untergeordnete Rolle" spiele und deshalb auch nicht aus Landkreis-Mitteln zu bezahlen sei. 

    Der Stadtrat drückt sich beim Stadtbus um eine Entscheidung

    Erst vergangene Woche hat der Kitzinger Stadtrat das Thema auf Antrag der FW/FBW-Fraktion behandelt. Mit einem Stadtbus, so die Freien Wähler, könnte die Innenstadt vom Verkehr entlastet und attraktiver für Gastronomie, Einzelhandel und nicht zuletzt die dort lebenden Menschen werden. Doch der Stadtrat drückte sich um eine Entscheidung und delegierte die Sache lieber an den Stadtentwicklungsbeirat. Was das bedeutet, weiß SPD-Fraktionschef Manfred Paul. Er sprach von "Verschleppungsbeirat".

    Schon Anfang 2021 hatte die ÖDP versucht, in Kitzingen einen Stadtbus aufzusetzen, der die Stadtteile mit der Altstadt, dem Bahnhof, der Klinik und später auch mit der Würzburger Uni am Hubland verbinden sollte. Das Papier verschwand  in der Schublade. Dann kam der OB als Visionär daher: mit der Idee eines autonomen Shuttles.

    Das von ZF präsentierte Shuttle trug sogar schon die Stadtsilhouette Kitzingens auf Fenster und Türen. Inzwischen ist das Projekt geplatzt.
    Das von ZF präsentierte Shuttle trug sogar schon die Stadtsilhouette Kitzingens auf Fenster und Türen. Inzwischen ist das Projekt geplatzt. Foto: Visualisierung: ZF

    Anderthalb Jahre geisterte die Idee, verstärkt durch das wiederkehrende Echo des beteiligten Automobilzulieferers ZF, durch das altehrwürdige Weinhandelsstädtchen. Es gab Testfahrten mit dem Shuttle in Rotterdam und Abu Dhabi – und die Fantasie, Kitzingen als einen der ersten Piloten einzusetzen. ZF präsentierte eine Illustration, auf der man die Kitzinger Stadtsilhouette auf einem der Shuttles prangen sah.

    Der Automobilzulieferer ZF stoppte das autonome Shuttle

    Kurz vor Weihnachten 2023 war der Traum dann geplatzt. Nicht aus Einsicht, dass Kitzingen mit seinen verstopften Verkehrsadern vielleicht doch nicht der richtige Standort für das kühne Projekt sein könnte, sondern weil der Automobilzulieferer ZF kalte Füße bekam und das Shuttle vorerst aufs Abstellgleis schob.

    Geld spielte damals erst einmal keine Rolle für die Stadt. Jetzt aber, da die prestigeträchtigen Pläne geplatzt sind und alles wieder auf den nicht ganz so hippen Stadtbus hinausläuft, hat der Oberbürgermeister gleich einmal klargemacht: "Ich glaube nicht, dass wir uns Stadtbus und Anrufsammeltaxi auf Dauer nebeneinander leisten können."

    Das müsste die Stadt auch gar nicht. Für die Landrätin ist das Anrufsammeltaxi ohnehin wenig effizient. "Wir könnten über den Stadtbus viel mehr Verkehr abwickeln." Nahverkehrsbeauftragter Hornig bestätigt das: "Das Anrufsammeltaxi ist nicht in der Lage, die Menge an Personen zu befördern." Doch die Hoffnung, dass die Stadt so schnell die Kurve kratzen könnte, sollte nach den ernüchternden Erfahrungen der letzten Jahre keiner haben. Die Zeichen beim Stadtbus, sie stehen auf Stillstand.

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