Die Zahlen rückten zunächst einmal in den Hintergrund in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses in Prichsenstadt. Zu Beginn der Beratung bat Bürgermeister René Schlehr die Teilnehmenden zum Gedenken an den zweiten Bürgermeister Peter Eschenbacher, an den er mit persönlichen und emotionalen Worten erinnerte. "Er war ein wichtiges Mitglied unseres Stadtrats und hinterlässt eine Lücke, die wir nicht ersetzen können, weil er ein einzigartiger Mensch war", würdigte Schlehr den Verstorbenen.
In der Folge ging es darum, wie der Prichsenstädter Haushalt nun die Kurve kriegen kann, nachdem der Stadtrat in der jüngsten Sitzung seine Zustimmung zum Finanzplan zunächst einmal mit einer Stimme Mehrheit verweigert hatte. Manchem seien die dort bereits getroffenen Einsparungen und Kürzungen noch zu wenig gewesen, war als Grund aus der Ausschusssitzung heraus zu hören.
Dazu gehörte auch Bürgermeister Schlehr. Er werde "grundsätzlich gegen einen Haushalt und Finanzplan stimmen, der ein Baugebiet enthält", bekräftigte das Stadtoberhaupt eingangs der Beratung. "Wir können uns das meiner Meinung nach nicht leisten, wir haben wichtigere Aufgaben." Er sprach in der Folge die Punkte Hochwasserschutz und die Dorferneuerung Stadelschwarzach an.
Knackpunkt war das Baugebiet in Kirchschönbach, das im Etat vorgesehen war. Ein Teil des Gremiums hielt dieses zuletzt trotz der angespannten finanziellen Situation der Stadt für realisierbar. Stadtrat Alfons Saugel wunderte sich, dass es im Plan aufgeführt wird. Das Gremium habe dieses streichen wollen, meinte er. Darüber sei zwar gesprochen worden, jedoch habe man nicht darüber abgestimmt, erinnerte Kämmerer Marco Kölln. Also sei das Baugebiet eben drin geblieben.
Rund 600.000 Euro hatte die Stadt insgesamt für eine Erschließung der einen Hektar großen Fläche mit zehn Plätzen eingestellt. Rein rechnerisch könne sich die Stadt das für 2025 leisten, so der Kämmerer. Jedoch müsste man die Gewähr haben, dass ein Großteil der Plätze auch verkauft würden, hieß es später.
Stadträte zweifeln an Finanzierbarkeit von Baugebiet
Das erschien manchen Räten fraglich. Stadtrat Wolfgang Brosche etwa forderte, er wolle einen Finanzplan sehen, der nicht in die Insolvenz führe. Auf seine Frage an den Kämmerer, wieviel die Stadt aus dem Finanzplan einsparen müsste, schätzte dieser den Betrag auf rund zwei Millionen Euro. Sonst, so Kölln, wäre die Stadt etwa 2027 finanziell so weit, dass sie nur noch ihre Pflichtaufgaben erfüllen könne. Aktuell habe die Stadt zwar Rücklagen von 5,2 Millionen Euro. Doch diese seien etwa für Stadelschwarzach angespart, erinnerte Bürgermeister Schlehr.
In der Folge suchten die Ausschussmitglieder nach Möglichkeiten zum Streichen. Die Kläranlage in Bimbach, wie auch später die Sanierung der Kanäle in Alten- und Kirchschönbach, wurden als größere Brocken genannt. Nicht zur Disposition stehen für Bürgermeister Schlehr die Dorferneuerung in Stadelschwarzach, nachdem Stadtrat Brosche meinte, dass man auch hier über Kürzungen nachdenken müsse. "Wir fahren in drei Jahren Vollgas gegen die Wand, da geht nichts mehr", befürchtete er.
Nach hitzigem Hin und Her kam heraus, dass das Baugebiet Kirchschönbach vorerst aus dem Etat genommen wird. Der Antrag von Wolfgang Brosche, dass Kämmerer Kölln und Bürgermeister Schlehr das Zahlenwerk noch einmal durchforsten sollen, "um zu drücken, was noch geht", so Schlehr, wurde mit drei zu vier Stimmen abgelehnt. In der nächsten Sitzung des Stadtrats wird der Haushalt samt Finanzplan dann wohl erneut zur Abstimmung stehen.