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MAINFRANKENPARK: Rea Garvey beim Quickie-Konzert

MAINFRANKENPARK

Rea Garvey beim Quickie-Konzert

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    Nah dran: Die Fans konnten Rea Garvey im Mainfrankenpark ziemlich gut auf die Pelle rücken.
    Nah dran: Die Fans konnten Rea Garvey im Mainfrankenpark ziemlich gut auf die Pelle rücken.

    Was ein echter Fan ist, der hat sogar Urlaub genommen. Um keine Sekunde zu verpassen. Um gleich dabei zu sein, wenn ab 17 Uhr der Einlass startet. Um vorne an der Bühne zu stehen, wenn es um 18 Uhr los geht. Denn eines ist klar: Rea Garvey kommt man selten so nahe: 800 handverlesene Zuschauer fanden sich am Dienstagabend im Dettelbacher Mainfrankenpark ein, um einer denkwürdigen Premiere beizuwohnen.

    Unter der Überschrift „Frankens erste Pendlerparty“ hatte Radio Gong das Quickie-Konzert organisiert. Die einstündige Veranstaltung, für die es keine Karten zu kaufen sondern nur zu gewinnen gab, fand auf dem Gelände der Spedition Michel statt und war Teil der aktuellen „Prisma“-Tour des irischen Sängers. Ein Konzert-Bonsai, der vor allem eines war: großartig.

    „Wenn ich Gitarre spiele, spüre ich meine Hände nicht mehr.“

    Rea Garvey über das November-Open-Air

    Wobei im Vorfeld durchaus gewisse Bedenken auftauchten: Macht ein Open-Air im November eigentlich Sinn? Auf so etwas muss man erst mal kommen.

    Befürchtungen, ob lange Unterhosen nicht die bessere Wahl gewesen wären, bestätigten sich indes nicht: Rea Garvey, der seit 15 Jahren in Deutschland lebt, Frontmann der Band „Reamonn“ war und seit 2010 als Solokünstler unterwegs ist, wirkte besser als jeder Glühwein: Vom ersten Lied an heizte er seinen beseelten Fans ein. Es besteht keine Gefahr, dass jemandem kalt werden könnte.

    Wobei der Auftakt insofern bizarr ist, als sich der Sänger zunächst hinter Lamellen versteckte. Eine bunte Wand, die wohl den Tour-Titel „Prisma“ optisch umsetzen sollte. Tatsächlich aber fühlte es sich an, als befinde sich der Ire in einer Tube, aus der er erst auf die Bühne gequetscht werden musste – Rea in der Tube sozusagen.

    Als die Lamellen nach wenigen Minuten endlich weg sind, fängt der Glühwein so richtig an zu dampfen. Auf einem zur Bühne umgebauten Lasteranhänger jagt von „Supergirl“ bis „Oh my love“ ein Hit den nächsten. Dazwischen flirtet der Ire mit seinem Publikum. Erzählt, dass er Dettelbach toll findet, weil er selber auch vom Dorf kommt. Weiß zu berichten, dass sein Kauderwelsch-Deutsch und Fränkisch nicht zusammenpassen: „Ich habe mir heute einen Cappuccino bestellt – und irgendwas mit Fleisch bekommen!“

    Rea Garvey – ein Sympathieträger. Und Frauenschwarm. „Der ist sooo lustig“, waren sich Mutter und Tochter wohl selten so einig. Dazu unfassbar romantisch: Dass aus seiner Managerin erst die Freundin und dann die Frau wurde, für die das Lied „Supergirl“ entstand – der weibliche Teil des Publikums schmilzt trotz Novemberkälte dahin.

    Für Rea selber wird es nach einer halben Stunde temperaturmäßig eng: „Wenn ich Gitarre spiele, spüre ich meine Hände nicht mehr!“ Aber auch das kann der Mann: durchhalten. Und sich einmischen. Ohne Stellungnahme zur Flüchtlingskrise geht es in diesen Tagen nicht. Vielleicht hat der Sänger, der aktuell als Juror in der Castingshow „The Voice of Germany“ mitmischt, kurz vor dem Einlass gesehen, wie ein Bus mit Flüchtlingen an der nahegelegenen Rastanlage hielt, die aufs Klo rannten, während es seine Fans aus einem anderen Grund eilig hatten.

    Der Sänger appelliert an die Politik, den Krieg in Syrien unter allen Umständen zu beenden. Frieden würde alles verändern, weil Heimat immer Heimat bleibe: „Lasst die Menschen nach Hause gehen!“

    Eine Schwäche offenbart der Sänger dann aber doch: Das mit dem Erinnern ist nicht seine Sache. Dass er schon einmal im Mainfrankenpark war, hat er von der Platte gelöscht. Im Juli 2002 war's, keine 200 Meter Luftlinie, trat er vor 10 000 Menschen mit Joe Cocker und Vanessa Amarosi bei einem Open-Air auf. Ein blutjunger Bursche, gemanagt von einer Frau, die gerade zu seinem Supergirl werden sollte.

    Letzter Höhepunkt des Konzert-Quickies: Für die neue Single „Fire“ filmt Rea Garvey seine Fans. Die Aufnahmen sollen in den Videoclip seines neuen Hits eingebaut werden. Sein erstes November-Open-Air kommt also groß raus und wird in Erinnerung bleiben. Wobei gegen das Vergessen noch etwas hilft: Vielleicht wartet Rea Garvey nicht erneut 13 Jahre, bis er wieder in den Mainfrankenpark kommt. Dann allerdings möglichst ohne Tube.

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