Der Umzug eines größeren Unternehmens kommt auch an einem Standort wie Iphofen mit günstiger Verkehrslage (B8, Bahnhof), extrem niedrigen Gewerbesteuerhebesätzen (300 Prozent) und attraktiven Rahmenbedingungen wie einer schmucken Altstadt nicht allzu häufig vor. Fritsch ist so ein Fall. Der Back- und Teigmaschinenhersteller mit Hauptsitz in Markt Einersheim war 2019 in die Insolvenz gerutscht und vier Monate später vom Allgäuer Verpackungsspezialisten Multivac übernommen worden.
Im vorigen Jahr hat Fritsch verkündet, seinen bislang auf fünf Standorte verteilten Geschäftsbetrieb an einem zentralen Ort zu bündeln. Mehrere Kommunen im Landkreis kamen in Frage. Die Wahl fiel letztlich auf Iphofen – vielleicht auch deshalb, weil die Stadt in der Lage war, kurzfristig eine größere zusammenhängende Fläche anzubieten, und gleichzeitig bereit war, eine Art exklusive Planung zu schaffen.
Ursprünglich war die Erweiterung des Gewerbegebiets "Alte Reichsstraße" so gedacht, dass sich dort auf kleinen bis mittleren Flächen Unternehmen verschiedener Größe ansiedeln können. Nun wird es mit Fritsch ein einziger Betrieb sein. Das hat den Vorteil, dass sich die Stadt bei der Erschließung an den Wünschen und Bedürfnissen des 1926 gegründeten, ehemaligen Familienunternehmens orientieren kann. Der Haken ist, dass sie keinerlei Flächen mehr in Reserve hat, wenn morgen weitere Grundstücksanfragen aus Industrie oder Gewerbe kämen. Immerhin: Es gibt noch Potenzial. Richtung Osten könnte die Stadt – in einem dann völlig neuen Verfahren und mit ein, zwei Jahren Vorlauf – neues Industrieland erschließen.
Fritsch baut im neuen Gewerbegebiet auf sieben Hektar
Auf der rund sieben Hektar großen Fläche, die jetzt erschlossen wird, gibt es für die Stadt nicht allzu viel zu tun. Sie muss eine neue Straße bauen, die Anschlüsse für Strom-, Kanal- und Wasserleitungen herrichten, der Rest ist Sache des Investors. Den Bebauungsplan "Alte Reichsstraße Teil 2" gibt es schon, er muss nur angepasst werden. Am Montagabend hat der Bauausschuss die Änderungen auf den Weg gebracht. Im zweiten Halbjahr 2025 soll Fritsch mit seinem Projekt beginnen können, wie Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer erklärt.

Nach den vor einem Jahr im Stadtrat präsentierten Plänen will das Unternehmen in Iphofen eine moderne Betriebs- und Produktionsstätte für 600 Beschäftigte errichten. Kern sind ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude mit insgesamt 5000 Quadratmetern Bürofläche und eine 22.500 Quadratmeter große Fertigungshalle. Geplant ist, die neue Zentrale zum 100-jährigen Firmenbestehen im Jahr 2026 einzuweihen.
Der Bund Naturschutz kritisiert die hohe Flächenversiegelung
Kritik an den Erschließungsplänen der Stadt kommt vom Bund Naturschutz. Er hegt "grundsätzliche Bedenken", sieht Versäumnisse bei Natur-, Klima- und Artenschutz und bemängelt, dass Planungen heute immer noch dem "üblichen Standard" folgten, etwa was die "sehr starke Flächenversiegelung" oder die Gestaltung von Gebäuden angeht.
Die Stadt kontert, dass die "klimafreundliche Ausstattung der Gebäude" Teil der Hochbauplanung sei, die Regenrückhaltung in die Erschließungsplanung einfließe und ansonsten wohl "eine Verwechslung bezüglich der Verfahren" vorliege. Denn hier gehe es nicht um die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans, sondern nur um die Änderung einer bestehenden Planung. "Für das Gebiet", so macht die Stadt klar, "besteht bereits Baurecht durch das vorherige Verfahren."
Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat die Pläne der Stadt kritisch ins Visier genommen, weil Ackerböden versiegelt und dadurch der Bewirtschaftung entzogen würden. So werde die Konkurrenz um Produktionsflächen "weiter angeheizt", schreibt das Amt in seiner Stellungnahme. Die Stadt setzt andere Prioritäten und verweist darauf, dass die Interessen der Landwirtschaft "gegenüber der Notwendigkeit der städtebaulichen Entwicklung und Ausweisung weiterer Gewerbefläche" zurückstehen müssten.