Nun, es war kein Bierzelt, doch Klaus Holetschek hätte den falschen Posten in der Fraktion, wenn er nicht verstünde, den weiß-blau dekorierten, vollen Saal des Seinsheimer Jugendheims in ein solches zu verwandeln. Wenn der Fraktionsvorsitzende in Fahrt ist, dann lässt er sich nicht bremsen, auch nicht von einem in schwarz gekleideten Besucher, mit einer Mütze mit Öhrchen auf dem Kopf.
Der nämlich zeigte Holetschek den Scheibenwischer, als er den Unterschied zwischen den Protesten der Landwirte und den der Klimaklebern deutlich machte. Der Gast regte sich zudem mächtig auf, als Holetschek gegen das legalisierte Kiffen wetterte. Doch der Mann konnte dem Redner auch zustimmen, als dieser sich deutlich gegen Rechtsradikalismus aussprach, gegen die Partei, die Deutschland kaputt machen möchte. Denn: "Die Anhänger von Höcke wollen wir nicht." Man wolle nie wieder Menschen, die verachtend auf andere Menschen herabschauen, sagte Holetschek unter kräftigen Beifall der Zuhörenden.
Dann kümmerte sich die Kreisvorsitzende und Stimmkreisabgeordnete Barbara Becker um den Mann und fortan war Ruhe und das Publikum konnte sich voll und ganz auf die Rede des Fraktionsvorsitzenden konzentrieren. Der ließ nämlich an der Ampelregierung in Berlin kein gutes Haar. Diese habe es geschafft, dass das Land derzeit in keinem guten Zustand sei. Er forderte Respekt vor den Landwirten, da dies die Menschen seien, die uns ernähren. Die Mitte der Gesellschaft müsse unterstützt werden, weil dazu die gehören, die früh zur Arbeit gehen und abends noch im Musikverein spielen.
Holetschek wirft Ampel "Murks" vor
Klare Worte fand Holetschek auch zur Migration. "Wir haben die Grenzen erreicht", betonte er. Es dürfe keine Anreizsysteme mehr geben, dafür den Menschen aber Hilfe in Form von Sachleistungen geben. Holetschek fasste zusammen, dass es großer Murks sei, den die Bundesregierung produziere. "Scholz, Habeck und Lindner sind die Murks-Brothers der Nation", lautete sein Fazit. Von denen wisse schon keiner mehr am nächsten Tag, was er gestern beschlossen habe.
Klare Worte auch zu Werten und Leitkultur. "Menschen, die dies nicht akzeptieren, haben hier nichts zu suchen." Er habe kein Verständnis für die, die den Angriff auf Israel gefeiert hätten. "Die gehören nicht zu uns. Die können dorthin gehen, wo sie herkommen." Zur medizinischen Versorgung meinte Holetschek, dass Lauterbachs Ideen vom Grundsatz her nicht schlecht gewesen seien. Das, was daraus entstanden sei, werde zu einem Krankenhaussterben und zu einer schlechteren Versorgung auf dem Land führen. Die Legalisierung von Cannabis sei ebenso ein ideologisches Projekt, das zur Veränderung der Gesellschaft führe, wie das neue Selbstbestimmungsrecht.
Scharfe Kritik an der AfD
Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine sagte Holetschek, dass man die Ukraine schon allein deshalb unterstütze, weil es auch gegen unsere Werte gehe. Dass AfD-Beobachter zur Wahl nach Russland gegangen seien, bezeichnete er als Irrsinn. Auch mit Blick nach Amerika bedürfe es eines stabilen Europas. Wenn die AfD den Ausstieg fordere, richte sich dies gegen unseren Wohlstand.
Zu den klaren Worten gab es Musik der Seinsheimer Musikanten und reines Bier. Diesmal nicht aus Seinsheim, da dort nicht mehr gebraut wird. Das bedauerte Bürgermeisterin Ruth Albrecht. Sie freute sich, dass Holetschek sich in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug. Weinprinzessin Helena I. aus Seinsheim und Hoheiten des Kitzinger Hofstaates bedienten die Gäste, die auch ein europäisch ausgerichtetes Grußwort der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber hörten.