Der Wutfaktor mancher Autofahrer ist hoch, wenn die Rede auf Ampeln in Kitzingen kommt. Da sehen einige Tiefrot. Speziell bei den Anlagen auf der B 8, die sich angeblich der grünen Welle verweigern. Dem gefühlten Ewig-nicht-Vorankommen setzt das für die B 8 zuständige Staatliche Bauamt Würzburg Zahlen entgegen: Seit der Verkehrsrechner die 3,8 Kilometer durch Kitzingen steuert, sei die Fahrzeit von zwölf auf sieben Minuten verkürzt.
Selbstversuche mit Handicap
Acht Selbstversuche zeigen, dass die zeitliche Auswertung der B-8-Tour so falsch nicht ist. Zwischen sechs und achteinhalb Minuten dauerte der Trip – mit sieben Ampeln und trantütigen Autofahrern als Bremse. Allerdings: Die schnelle Durchreise gibt's nicht zur Hauptverkehrszeit und auch dann nicht, wenn Staus auf der Autobahn massenhaft Verkehr auf die B 8 drücken.
Doch auch wenn sich eine Blechlawine durchschiebt, tut der Verkehrsrechner – ein „Kind“ von Stadt und Staatlichem Bauamt – seine Pflicht. Der Computer steuert 19 Ampeln und versucht, eine grüne Welle für bestimmte Bereiche zu schalten. Weil die freie Fahrt – vor allem in der Siedlung – aber nicht so reibungslos funktioniert, zweifelt mancher Ich-sehe-dauernd-Rot-Kritiker an der Intelligenz des Rechners.
Kontaktschleifen füttern Computer
Allerdings hat der mit Handicaps zu kämpfen. Vor allem mit einem: Nicht nur auf den Hauptdurchgangsstraßen ist viel los, sondern auch auf Seitenstraßen. Und weil da die Autofahrer nicht ewig warten wollen, wird's auch auf der B 8 oder der Nordtangente Rot – egal, ob die Ampel vorher Grün zeigte.
Trotzdem, und das zeigen auch die Selbstversuche, macht der Rechner seinen Job nicht schlecht – mit Hilfe der Kontaktschleifen im Asphalt. Die sagen dem Computer, was wo anrollt. Und damit möglichst viele Gefährte möglichst schnell über die Hauptrouten kommen, bilde der Rechner „Pulks, die er versucht durch die Streckenzüge zu schicken“, so das Staatliche Bauamt.
Hoffen auf die grüne Welle
Die Betonung liegt dabei auf „er versucht“. Rollt beispielsweise ein Langsamfahrer im Pulk mit, reißt der eine Lücke, auf die der Rechner – aus seiner Sicht – richtig reagiert: Weil die Schleife kein Auto zeigt, gibt er den Verkehr von den Nebenstraßen frei: Schluss mit grüner Welle.
Die ist manchmal aber auch deswegen weg, weil die Steuerung der Ampeln ein Extra für Nebenstraßen hat. Die kriegen in regelmäßigen Abständen Grün – selbst dann, wenn es auf der B 8 lange Rückstaus gibt oder Umleitungsverkehr von der Autobahn für Spitzen sorgt. Auf das Manko will das Bauamt reagieren: „Hier wird über eine weitere Verbesserung durch einen Ausbau des Verkehrsrechners nachgedacht.“
Ärger über nächtliches Rot
Ein ewiges Ärgernis für Ungeduldige ist der Nachtbetrieb der Ampeln: Mitten in der Nacht, null Verkehr und trotzdem Stopp bei Rot – da wird mancher sauer. Das Fluchen auf den Rechner ist aber vergebens. Der schlummert ab 20 Uhr und jede Ampel macht laut Bauamt ihr eigenes Ding. Gewinner sei die Hauptrichtung der B 8, die auf „Dauergrün“ sei. Das wird aber zu Rot, wenn auf den Nebenstraßen jemand anrollt.
Der nächtliche Ampelbetrieb ist laut Schreiben des Bauamts kein Alleingang der deshalb oft geschmähten Stadt Kitzingen: Auch Verkehrsbehörde, Staatliches Bauamt und Polizei hätten das so gewollt – der Sicherheit zuliebe. Und zu der gehört auch mal ein Stopp bei Rot – der für manchen gefühlt zu lang ist. Wie schreibt das Staatliche Bauamt: „Die Kritiker vergessen leider immer die hohen Wartezeiten, bevor der Verkehrsrechner installiert wurde.“