Ein altes Schwarz-Weiß-Foto zeigt ein Mädchen mit einem monströsen Apparat unter dem Kinn: Sonya Pfriem, die diese Erinnerung an ihre Jugendzeit immer bei sich trägt, weiß noch genau, wie es war, als ihrer Wirbelsäulen-Verkrümmung mittels Korsett und anderen Hilfsmitteln beigekommen werden sollte: „Ich habe meine Kindheit im Gipsbett verbracht.“ Vier Jahre war sie alt, als man bei ihr Skoliose, die seitliche Verbiegung und gleichzeitige Verdrehung der Wirbelsäule entdeckte.
Heute weiß sie, dass regelmäßige Gymnastik unter fachlicher Anleitung das Fortschreiten der Verkrümmung hätte stoppen können – damals wusste sie es nicht. Erst als sie als Krankenschwester arbeitete, wurde sie eines Tages auf ihre Körperhaltung angesprochen. „Da kann man doch nichts tun“, antwortete sie auf die Frage – und wurde eines Besseren belehrt. Seitdem widmet sie einen großen Teil ihrer Zeit der Arbeit der Skoliose-Selbsthilfegruppe, die sie von Iphofen aus leitet.
Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von Skoliose betroffen. Die Symptome dieser als „chronisch und selten“ eingestuften Krankheit zeigen sich meist im Alter vor der Pubertät. Damit ist klar, dass Eltern und Lehrer eine große Verantwortung tragen. „Skoliose wird so oft übersehen, deshalb sollten Eltern und Sportlehrer auf die Körperhaltung der Kinder schauen“, sagt Sonya Pfriem. Erst mit etwa 30 Jahren bringt Skoliose nämlich auch Schmerzen mit sich. Die Zeit davor sollten Betroffene aber auf keinen Fall ungenutzt verstreichen lassen.
„Ich habe meine Kindheit im Gipsbett verbracht.“
Sonya Pfriem Leiterin Skoliose-Selbsthilfegruppe
In derzeit drei Gruppen bietet die Skoliose-Selbsthilfegruppe Gymnastik an. Neben zwei Erwachsenengruppen gibt es auch eine Jugendgruppe, sie alle arbeiten mit „Katharina-Schroth-Elementen“, benannt nach der Physiotherapeutin, die eine spezielle Wirbelsäulen-Gymnastik entwickelte.
Darüber hinaus gibt es ein monatliches Treffen (jeder dritter Dienstag im Monat) im ABZ Iphofen. Hier können Betroffene Einzelheiten über die Krankheiten erfahren oder sich einfach austauschen. Zum Programm der Gruppe gehören auch Fachvorträge, die Teilnahme an überörtlichen Info-Veranstaltungen und Workshops. Damit niemand mehr sagen muss: „Da kann man ja nichts machen.“
Im Blickpunkt
Selbsthilfegruppe Skoliose Iphofen. Treff jeder dritter Dienstag im Monat um 15 Uhr im Altenbetreuungszentrum Iphofen (ABZ), Geräthengasse 6-10a. Kontakt: Sonya Pfriem, Tel. (09 3 23) 14 90.