Die Teufelsmaske
Im Alpenraum war um 1900 mit dieser Maske jemand teuflisch unterwegs. Gerade in den Alpen fanden dämonische Masken vielfach Verbreitung, nicht zuletzt, um traditionell den Winter auszutreiben. Die Fastnachtszeit stand für die Herrschaft der teuflischen Gegenwelt im Gegensatz zur frommen Heilswelt der vorösterlichen Fastenzeit. Nicht überraschend also, dass Teufelsmasken zu den ältesten Maskentypen zählen – die früheste überlieferte stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist aus Keramik. Im Mittelalter hatte man sich beim Maskieren häufig auf das Schwärzen oder Weißen des Gesichts beschränkt.
Die Bauta

Weshalb bei der venezianischen Bauta, die im 18. Jahrhundert im Karneval so beliebt war, wohl der untere Teil so stark hervorspringt? Weil dank der ausgeprägten Kinnpartie problemlos das Essen und Sprechen möglich war. Mit schwarzem Umhang, Seidenkapuze und der weißen Maske, die das Gesicht fast ganz verdeckte, konnte man unerkannt umherstreifen.
Besonders in Venedig, wo das Denunziantentum blühte, erfreute sich die Bauta größter Beliebtheit. Die Behörden sahen sich 1608 genötigt, das Tragen außerhalb der Karnevalszeit zu verbieten. Als Napoleon 1797 Venedig eroberte, erlosch die Karnevalstradition. Und die Wiederbelebung ab 1976? Wohl angeregt durch Federico Fellinis Film „Casanova“.
Die Marotte

Ob dieses Zepter einmal im Gepäck von Hugenotten steckte, die vom späten 17. Jahrhundert an der Einladung des Großen Kurfürsten nach Brandenburg gefolgt waren? Jedenfalls deutet das Etikett mit dem Schriftzug „Paris“, das bei der Restaurierung entdeckt wurde, auf eine französische Herkunft hin. Und auf das frühe 18. Jahrhundert. Auf welchem Weg die Marotte aber einst aus Paris nach Sachsen kam? Ungewiss.
Sicher ist: Ins Deutsche Fastnachtmuseum nach Kitzingen kam sie als Geschenk von Horst Blawitzky aus Dresden. Und unter der Schwarz-Weiß-Bemalung fanden die Restauratoren die Farben Rot, Gold und Grün. Als „Narrenzepter“ zeigen Marotten seit dem ausgehenden Mittelalter, wer zur Fastnacht die Herrschaft innehatte. Gott und andere Menschen ignorierend, trug der Narr den Stab mit seinem Konterfei vor sich her. Und das schöne Wörtchen für Schrullen, seltsame Angewohnheiten und wunderliche Neigungen – es stammt auch von diesem Narrenzepter.
Der Orden

Das ist er, der Orden „Wider den tierischen Ernst“, auf dem ein Vogel mit Narrenkappe auf einen Tschako, also die Staatsmacht, pfeift. Sein Ursprung: ein Urteil in Aachen im Jahr 1950. James Arthur Dugdale, der britische Militärstaatsanwalt, hatte die vorzeitige Entlassung eines Verurteilten angeordnet, damit der den Karneval nicht hinter Gittern verbringen musste.
Höchst erfreut würdigte der Aachener Karneval Verein den Begnadiger mit einem Orden für „Humor und Menschlichkeit im Amt“. Bei einer einmaligen Auszeichnung sollte es nicht bleiben. Die Liste der Ordensritter ist lang und prominent, indes sind unter ihnen bislang nur sieben Frauen. Den 72. Orden erhält Iris Berben – allerdings erst 2022.
Der Eulenspiegel

Nasreddin Hodscha gilt als der türkische Eulenspiegel: Mit seinen Streichen, die Witz und Moral meist aus dem Wörtlichnehmen einer bildhaften Rede haben, wurde der Schalk auch hierzulande bekannt und beliebt: Nasreddins Abenteuer aus dem 13. Jahrhundert sind in viele Sprachen übersetzt, das Fastnachtmuseum hat ein Quartettspiel mit Motiven der Streiche. Kleines Beispiel gefällt? Da wäre die Sache mit der Wahrheit: Der Sultan will die Ehrlichkeit des Volkes ergründen und lässt am Stadttor einen Galgen aufbauen. Der Wesir soll jedem Ankommenden eine Frage stellen, die wahrheitsgemäß beantwortet werden muss. Wer lügt, kommt an den Galgen. Nasreddin kommt an die Reihe, der Wesir fragt: „Warum gehst du in die Stadt?“ Nasreddin: „Ich gehe in die Stadt, um aufgehängt zu werden.“ Der Wesir: „Du lügst!“ Nasreddin antwortet: „Dann hängt mich auf.“ Der Wesir: „Aber dann hättest du ja die Wahrheit gesagt."
Der Spielstein

Im ersten Raum im Deutschen Fastnachtmuseum, in der ersten Vitrine links, liegt unscheinbar zwischen bibliophilen Kostbarkeiten ein kleiner runder Spielstein. Vier Zentimeter im Durchmesser, darauf ein nacktes, kahlköpfiges Männlein, das auf einer Wippe steht und eine Keule schwingt. Nackt, weil sündig. Bezüge zur Heiligen Schrift und zu Psalmen-Illustrationen sind unverkennbar. Die Darstellung erinnert an die jüdische Legende vom Narren Markolf, der mit erhobener Keule (der späteren Marotte) vor dem weisen König Salomo steht und mit ihm über die Existenz Gottes streitet. Zugeordnet wird dieser Spielstein der Salierzeit im elften, zwölften Jahrhundert. Er ist die Replik einer Replik aus dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. Das aus einem Knochen geschnitzte Original war im frühen 19. Jahrhundert bei Bauarbeiten in Mainz gefunden worden. Das Original ging im Zweiten Weltkrieg verloren.
Die Wauwaukappe

Ausgerechnet von einem preußischen Generalmajor kam die Idee: Unter dem Slogan „Gleiche Brüder, gleiche Kappen“ schlug er eine eigene Kopfbedeckung für die Mitglieder des Komitees vor, das seit 1823 den romantischen Karneval organisierte. Die Narrenkappe wurde unverzichtbarer Teil der Karnevalsvereine.
Besonders originell ist die der Karnevalsgesellschaft Wau-Wau, gegründet anno 1891 in Bornheim im Rheinland vom Tierarzt Dr. Dietz. Die närrischen „Wau-Wau“-Minister trugen statt der üblichen Schellenkappe künstlerisch gestaltete Hundeköpfe. Inzwischen ist die umbenannte „Neue Karnevalgesellschaft Bornheim 1901“ auf die „klassische“ Form der Narrenkappe umgestiegen.