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Kitzingen: Vor Gericht: Sonntagsklöße als Beweis für Familienfrieden

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Vor Gericht: Sonntagsklöße als Beweis für Familienfrieden

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    Wenn etwas in Franken beweist, dass nach einem Streit der Familienfrieden wieder hergestellt ist, dann sind es die Sonntagsklöße. Den Beweis gab es jetzt am Kitzinger Amtsgericht.
    Wenn etwas in Franken beweist, dass nach einem Streit der Familienfrieden wieder hergestellt ist, dann sind es die Sonntagsklöße. Den Beweis gab es jetzt am Kitzinger Amtsgericht. Foto: Thomas Obermeier

    Wenn etwas in Franken beweist, dass nach einem Streit der Familienfrieden wieder hergestellt ist, dann sind es die Sonntagsklöße: "Man trifft sich wieder zum gemeinsamen Klößessen am Sonntag." Das sagte eine Rechtsanwältin in einer Verhandlung vor dem Amtsgericht in Kitzingen. Sie wertete das als Beweis dafür, dass ein massiver Familienstreit in einer Volkacher Familie im Herbst 2022 der Vergangenheit angehört.

    Folgen hatte die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn für den Nachwuchs dennoch. Auch wenn sie nicht so heftig ausfallen wie in einem Strafbefehl vorgesehen. Der ging davon aus, der sich der 32-Jährige der versuchten Körperverletzung, des Hausfriedensbruchs, der Sachbeschädigung und der Bedrohung schuldig gemacht hat.

    Sohn soll mit erhobenen Fäusten auf Mutter losgegangen sein

    Laut Anklage soll er am 25. September, nachdem ihm die Polizei nach einem Streit mit der Mutter bereits einen Platzverweis erteilt hatte, in sein Elternhaus zurückgekehrt sein. Dazu habe er mit der Schulter die Türe aufgerammt und in seinem Zimmer ein Loch in die Wand geschlagen. Dann soll er mit erhobenen Fäusten auf seine Mutter losgegangen sein, die den Angriff mit einem Wischmopp abwehren konnte. Es folgten Drohungen der Marke.: "Ich bringe dich um!" Dann gingen noch zwei Blumentöpfe zu Bruch.

    So hatte der 63-jährige Lebensgefährte der Mutter den Auftritt des 32-Jährigen der Polizei geschildert. Ergebnis war der Strafbefehl: 8400 Euro (120 Tagessätze zu 70 Euro) sollte der wütende junge Mann zahlen und legte Einspruch ein. Wie sich jetzt zeigte, mit Erfolg.

    Ein halbes Jahr nach dem Familienzoff sieht die Welt völlig anders aus. Alles sei wieder in Ordnung, sagte der 63-Jährige als Zeuge. Weil Sohn und Mutter nichts zur Sache sagten, schilderte der Lebensgefährte ausführlich die neue Idylle und kurz die Verhältnisse davor. Vor einem halben Jahr sei man in einer engen Wohnung aufeinandergesessen. Es sei immer wieder zu Reibereien und Streit gekommen Am 25. September sei es dann "aus nichtigem Grund" eskaliert: "Keiner weiß mehr, warum." Es war ein "richtiger Familienkrach", so der 63-Jährige.

    Situation habe sich inzwischen völlig verändert

    Der Streit wurde so heftig, dass der Mann die Polizei rief. Die Folge war der Strafbefehl gegen den mehrfach vorbestraften Sohn. Inzwischen aber habe sich die Situation völlig verändert, so der Zeuge. Der Sohn sei ausgezogen. Man habe sich ausgesprochen, treffe sich regelmäßig.

    Trotz der um sich greifenden Friedensstimmung erinnerte Richterin Ingrid Johann dann doch an die Straftaten, die Mutter und Lebensgefährte angezeigt hatten. Beide hatte Strafanträge gestellt und sie wieder zurückgenommen, der 63-Jährige erst in der laufenden Sitzung. Was genau an dem Tag passiert ist, blieb am Ende eher offen. Einmal, weil Mutter und Sohn von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machten. Und dann, weil der Lebensgefährte sich nicht mehr an alles erinnerte und einiges in Richtung "war nicht so schlimm" relativierte.

    "Ich wage dann mal einen Vorstoß", sagte die Rechtsanwältin, die den Kloßbeweis ins Spiel gebracht hatte, und schlug eine Einstellung des Verfahrens vor. Gegen eine Auflage von 700 Euro war die Staatsanwaltschaft mit dabei. Der Angeklagte sowieso: Immerhin hatte er durch 7700 Euro gespart – minus Anwaltshonorar. Geld genug, um die Kosten für viele Sonntagsbraten als Beweis für den Familienfrieden zu übernehmen, Klöße eingeschlossen.

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