Barbara Becker (CSU) und Christian Klingen (AfD) verteten seit 100 Tagen den Stimmkreis Kitzingen im Landtag. Verwaltungsmann Klingen wurde von der deutschlandweiten AfD-Welle ins Amt gespült, ohne vorher ein politisches Mandat ausgeübt zu haben. Als wäre dieser Start nicht schon schwierig genug, kämpft er mit den Rahmenbedingungen: unfertige Büros, kein erfahrenes Mitarbeiterteam, wenig Kenntnisse über die parlamentarischen Abläufe und eine Fraktion, die sich selbst erst finden muss. Dazu kommt, dass Klingen wie seine Partei umstritten ist: Manche Veranstalter, die früher selbstverständlich einen Abgeordneten eingeladen hätten, sparen ihn aus. Das macht es schwer, sich zu vernetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen – ganz zu schweigen von einer politischen Auseinandersetzung.
Klingen tut ein Übriges, im Stimmkreis noch weitgehend im Verborgenen zu wirken. Noch hat er seine Bürgeranlaufstelle nicht eingerichtet. Und seine Themenpalette ist noch dürftig. Etwas mehr als Straßenbegleitgrünpflege und Tierschutz wird man von einem Volksvertreter erwarten dürfen.
Für Klingen ist alles neu, für Becker vieles vorgeebnet
Barbara Becker hat es da leichter: Ihre Partei bleibt in der Regierung, womit sich ihr wie selbstverständlich viele Türen in den Ministerien öffnen. Sie kann auf eine Fraktion mit langjährig erfahrenen Kollegen bauen, ihr Vorgänger Otto Hünnerkopf hat ihr im Stimmkreis den Weg bereitet, und nicht weniger als drei Mitarbeiter schmeißen ihr Büro, helfen bei Terminen, Themen und wenn's sein Muss als Fahrdienst. Dementsprechend schnell ist die ehemalige Unternehmensberaterin in ihrem neuen Job angekommen. Und auch für den Stimmkreis relevante Themen hat sie schon entdeckt.
Spannend ist nun, was die beiden Neulinge im Landtag daraus machen. Wie schnell werden sie sich freischwimmen, eigenes Profil entwickeln und selbst Akzente setzen? Am Ende kommt es auf jeden selbst an.