Stefan Güntner hat schon als Jugendlicher ein klares Ziel: Kitzinger Oberbürgermeister werden. Auf diese Idee kommt er, als er mit Mutter und Onkel Wahlplakate für den ehemaligen CSU-OB Erwin Rumpel klebt. Er fragt sich schon damals: "Was braucht ein OB? Was muss er können?" Danach setzt er die Schwerpunkte in der Oberstufe des Gymnasiums: Wirtschaft und Recht. Daraufhin studiert er Jura: Fachrichtung Öffentliches Recht und Verwaltung. Bei den Bewerbung im Jahr 2014 zum zweiten Mal als OB-Kandidat für die CSU an.
tritt Güntner nach seinerGüntner, heute 38 Jahre alt, gesteht durchaus ein, dass er bei seiner Kandidatur vor sechs Jahren womöglich zu jung, zu unerfahren gewesen sei – noch dazu im Wettbewerb mit dem Amtsinhaber Siegfried Müller. Immerhin gelingt Güntner 2014 mit dem Erreichen der Stichwahl ein erster Erfolg. Am Ende holt er 47,5 Prozent.
Als Bürgermeister schon oft die Stadt vertreten
Diesmal will er mehr. Der Jurist beim Würzburger Jobcenter geht aufs Ganze. Und nicht wenige Kitzinger sehen in ihm tatsächlich den Favoriten der diesjährigen OB-Wahl. Güntner hat sechs Jahre Erfahrung als Stadtrat gesammelt; er ist als Bürgermeister zugleich Stellvertreter von Oberbürgermeister Müller und hat bei geschätzt 500 Terminen bereits die Stadt Kitzingen repräsentiert.
Warum will er unbedingt dieses Amt? "Kitzingen ist meine Heimatstadt; ich will sie weiterentwickeln." Die Stadt habe ihm viel ermöglicht, und er könne ihr nun etwas zurückgeben. Was ein OB braucht und können muss, hat er für sich inzwischen beantwortet: "Man darf auch vor kritischen Situationen nicht zurückschrecken, muss wissen und verstehen, was andere antreibt, und erklären, warum es manchmal anders kommt." Güntner hat solche Treffen erlebt: im Bürgerzentrum, als er über den dort geplanten Hotel-Bau diskutiert, in Würzburg, als er den Standort Kitzingen fürs neue Staatsarchiv verteidigt. "Man kann es nicht allen recht machen." So viel hat er gelernt. Aber man müsse immer wieder versuchen, es zu erklären und dürfe nicht aufgeben.
Der junge Mann aus der Siedlung hat Leistungssport betrieben, als Fußballer bis in der Bayernliga, als Tennisspieler, der zeitweilig täglich drei Stunden trainierte. Mit Hilfe des Sports hat er sich auch für die Jura-Prüfungen motiviert: Jeden Morgen stand Sport auf dem Programm, um den inneren Schweinehund zu besiegen und anschließend ans Lernen zu gehen.
"Man darf auch vor kritischen Situationen nicht zurückschrecken."
Stefan Güntner, OB-Kandidat der CSU Kitzingen
Ehrgeiz? Den hat der OB-Kandidat sicherlich. Immerhin strebt er als jüngstes Stadtratsmitglied nach dem höchsten Amt der Großen Kreisstadt. "Der OB ist Leiter der Verwaltung und Leiter des Stadtrats – das ist sehr spannend." Spannender als Güntners Funktion beim Jobcenter der Stadt Würzburg womöglich. Dort hat der Jurist ein eng umgrenztes Arbeitsfeld: die rechtliche Vertretung in Fragen der Sozialgesetzgebung. Die Rechtsgebiete in der Kitzinger Stadtverwaltung sind deutlich vielfältiger.
Apropos vielfältig: Das könnte ab Mai auch für den Stadtrat gelten. Rund ein Dutzend politischer Gruppierungen bewerben sich um Stadtratsmandate, erstmals auch die AfD. Sollten sie alle zum Zug kommen, wird die Mehrheitsfindung zum Drahtseilakt. Güntner würde auf rechtzeitige Information und Diskussion im Stadtrat setzen. Das könne Ängste und Vorurteile abbauen, auch bei den Bürgern. "Die Leute wollen früher wissen, was Sache ist", vergleicht Güntner das heutige Informationsbedürfnis mit der Vergangenheit.
Der Kandidat muss auch informieren, denn er hat einiges vor: Güntner will die Stadt weiter wachsen lassen – auf bis zu 28 000 Einwohner zum Ende der 2020er-Jahre. Also braucht Kitzingen Wohnraum: Mietwohnungen in den Marshall Heights ebenso wie sanierte städtische Wohnungen, Bauplätze in der Kernstadt und den Stadtteilen und hochpreisige Wohnungen von Privatinvestoren.
Wirtschaftsförderung als Chefsache

Wirtschaftsförderung soll unter Güntner Chefsache werden. Er will den direkten Austausch mit den Betrieben und die konsequente Begleitung von Bauanträgen. Dazu will der 38-Jährige das Bauamt trennen: in die Bearbeitung von gewerblichen und von privaten Bauvorhaben. Und er will die Wirtschaft durch weiche Standortfaktoren stärken: Wohnungen für die Mitarbeiter, Hotelzimmer für die Kunden, nennt er Beispiele.
Dass der Stadt etwa 200 Krippenplätze fehlen, bringt den OB-Kandidaten zur Überzeugung, bestehende Kindergärten zu erweitern, auf die Schnelle auch durch Modulbauweise. Aber er will keine neuen Einrichtungen auf der Grünen Wiese bauen. Und er steht auch alternativen Konzepten wie der Montessori- oder der Waldpädagogik offen gegenüber.
In der Innenstadt will der CSU-Kandidat ganze Areale überplanen und per Immobilienkauf neu entwickeln. Er wehrt sich dagegen, die Einkaufsstadt schlecht zu reden. "Es gibt nicht für jedes Alter und jeden Geldbeutel etwas, aber die Geschäfte, die da sind, haben Qualität, Service und Beratung", befindet er. Was ihm fehlt? Eine Kneipenkultur mit Wein- oder Bierbar im Zentrum.
Das passt zu seinem Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität, mehr Grün und mehr Barrierefreiheit. Deshalb will er generell Tempo 30 in der Innenstadt durchsetzen. Die künftige Verkehrsführung möchte er mit Anwohnern und Geschäftsleuten diskutieren. Parkplätze in der Peripherie gibt es seiner Meinung nach schon viele: 500 hat er gezählt bei etwa 500 Metern Entfernung zum Marktplatz. Deshalb ist er kein Freund eines Stadtbusses. Dafür sei die Stadt wohl nicht groß genug, sagt der Jurist und Verwaltungsfachmann: "Der ÖPNV ist keine Pflichtaufgabe der Stadt."

Stefan GüntnerGeburtsdatum: 13. Oktober 1981Wohnort: KitzingenBeruf: Jurist, VerwaltungsangestellterPartei: CSUPolitische und Ehrenämter: Kitzinger Bürgermeister und Stadtrat, Kreisrat, CSU-Ortsvorsitzender, CSU-KreisvorstandsmitgliedFamilie: verheiratet, drei KinderHobbys: Laufen, Schwimmen, Radfahren
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